Stillen nach Bedarf und Wickeltechnik

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Stillen nach Bedarf und Wickeltechnik

Hallo liebe Still-Expertinnen:-) das Stillen klappt seit der Geburt (15.01.19) von Marie super - sie kam mit 3295Gramm und 49 cm zur Welt. Bei der U3 (15.02) wog sie 4600 Gramm und hatte 57 cm - heute sind wir bei 60 cm angekommen, gewogen habe ich sie nicht... ich stille nach Bedarf, das sind meisten so alle 1 1/2 bis 2 Std, manchmal liegt auch nur ne Stunde dazwischen. Meine Hebamme und auch die Kinderärztin sind sehr zufrieden aber mittlerweile macht mich die Schwiegerfamilie ganz irre... :-(( das wäre viel zu viel was ich sie füttern würde und ihre Kinder (alles Flaschenkinder) hätten alle mit 6 Wochen durchgeschlafen... jetzt frage ich mich, wie ich denn überhaupt die Stillabstände verlängern könnte, selbst wenn ich wollte, ich kann sie doch nicht einfach schreien lassen... ist sie für ihr Alter wirklich zu groß? Und dann noch eine kurze Frage zur Wickelkreuztrage: die Füße zeigen bei Marie eher zueinander, die Beine sind gespreizt aber die Füße dreht sie immer gleich zueinander... sie liegt total friedlich und chillig im Tragetuch und schläft dort immer knapp zwei Stunden, also Schmerzen wird ihr das keine bereiten, ich mach mir aber Sorgen ob das für die Füße gesund ist? Herzlichen Dank schonmal für eure Hilfe und Antwort:-)) Liebe Grüße

von Nina677 am 08.03.2019, 12:38



Antwort auf: Stillen nach Bedarf und Wickeltechnik

Liebe Nina677, ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden! Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Die Statur der Kinder ist genetisch festgelegt und bei einem Kind das nach Bedarf gestillt wird, ist nicht zu befürchten, dass dadurch der Grundstein für ein späteres Problem mit Übergewicht gelegt wird. Im Gegenteil, Stillen schützt vor Übergewicht. Das heißt jedoch nicht, dass nicht auch ein gestilltes Baby zwischendurch wie ein kleiner Buddha aussehen kann. Im Gegensatz zur (industriell) stark weiterverarbeiteten Nahrung enthält Muttermilch keine leeren Kalorien. Es gibt keinen Beweis dafür, dass ein gestilltes Kind, das rasch zunimmt, als Erwachsener Gewichtsprobleme haben wird. Im Gegenteil es gibt mehrere Untersuchungen, die zeigen, dass Stillen eindeutig vor Übergewicht schützt und dass dieser Schutz nicht nur im Kindesalter sondern auch beim Erwachsenen anhält. Das Fett, das sich in der relativ passiven Phase vor dem Krabbelalter möglicherweise ansammelt, stellt einen Vorrat für die sehr aktive Phase dar, in der das quirlige Krabbelkind keine Zeit zum Essen haben will. Im Alter von ein bis zwei Jahren werden die Kinder, die schnell zugenommen haben, gewöhnlich von alleine schlanker. Gerade Kinder, die nach Bedarf gestillt werden, behalten ein gutes Gefühl dafür, wann sie satt sind, denn sie entscheiden ja selbst, wann und wie viel sie trinken. Also keine Sorge, durch das Stillen nach Bedarf wird sicher nicht den Grundstein für spätere Gewichtsprobleme gelegt. Ich kann Dir gerne empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem wirst Du sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Dein kleines Menschlein. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Ich bin keine Trageberaterin und kann Dir die zweite Frage leider nicht beantworten, aber frag mal in einem Nachbarforum, die kennen sich sicherlich aus! LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 08.03.2019



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