Stillen in der Nacht

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Stillen in der Nacht

Hallo Liebe Stillberatung, meine kleine 6,5 Monate alt, will seit ca. 1 Woche Nachts nur noch nuckeln und bei mir liegen und kuscheln. Sie kam vorher schon recht oft ca. 5x nachts. Leider habe ich gar keinen Schlaf mehr und da ich arbeite ist das nicht so einfach..... Meistens arbeite ich nur bis Mittag und Papa hat Elternzeit, aber man merkt sehr stark das sie nur auf mich fixiert ist wenn ich nach Hause komm. Sie möchte auch nicht richtig essen, sondern nur bei mir an die Brust sobald ich da bin! Ist das normal das sie in der Nacht öfter bis zu 20x an die Brust möchte? Ich darf mich auch nicht umdrehen, sonst weint sie gleich :( Die Großeltern meinten ich soll abstillen und sie schreien lassen oder zum Homöopathen, da es nicht normal ist das sie mich so braucht! Ich möchte sie aber gerne weiter stillen! Haben sie einen Tipp, oder braucht sie mich einfach so viel und ich muss einfach viel bei der kleinen sein? Vielen vielen Dank Ganz Liebe Grüße und Danke für die tolle Arbeit Julia + Alisa

von Schnuke am 20.03.2014, 09:49



Antwort auf: Stillen in der Nacht

Liebe Julia, ich kann so gut nachvollziehen, wie du dich fühlst, denn auch ich habe solche Zeiten hinter mir - wie wohl fast alle Stillmütter. Wir machen es durch, denn diese Phase gehört zum Reifeprozess unserer Kinder dazu. Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder selbst das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Das Verhalten deines Kindes wird sicher von manchen Menschen als extrem anhänglich oder mutterfixiert bezeichnet, doch es ist ein vollkommen normales Verhalten für ein Baby, darum braucht es dich nicht zu beunruhigen. Auch machst du überhaupt nichts falsch als Mutter, ganz im Gegenteil!! Es ist sogar wichtig, dass ein Kind zunächst eine feste und verlässliche Bindung zu einer Person aufbaut (und diese Person ist bei einem gestillten Kind naturgemäß fast immer die Mutter). Aufbauend auf dieser Erfahrung kann das Kind dann später seinen Horizont erweitern und Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen. Doch das „Fundament" der engen Beziehung zur ersten Bezugsperson sollte fest sein und so zum Fundament der Beziehungsfähigkeit und Bindungsfähigkeit überhaupt zu werden. Dass dein Baby DICH in der Nacht braucht, zeigt, dass es eine sichere Bindung zu dir hat und im Moment einfach wieder mehr auf dich fixiert ist. Es ist überhaupt nicht schlimm, wenn du dein Kind mit der Brust tröstest, du tust ihm damit Gutes, denn genau das braucht es und das hilft ihm, sich optimal zu entwickeln. Ganz ehrlich!! Vielleicht magst du deine Maus ja mit zu euch ins Bett nehmen. Viele Mütter erleben es als sehr viel angenehmer, wenn sie nachts nicht aufstehen müssen zum Stillen. Die meisten können gar nicht genau sagen, wie oft sie im Schlaf oder Halbschlaf gestillt haben, weil es einfach nebenher läuft und alle Beteiligten viel mehr Schlaf abbekommen. Auch ist es normal, dass deine Kleine sich mehr für die Brust als für die Beikost interessiert. Immerhin sollte die Milch im gesamten ersten Lebensjahr die Grundlage ihrer Ernährung sein. Es gibt keinen Grund, die Beikost zu beschleunigen, und gesunde Babys wissen intuitiv recht genau, wann sie mehr als Milch benötigen. Dann fordern sie die BEI-Kost auch ein, sollten aber deshalb nicht weniger gestillt werden als bis dahin. Hast du mal geschaut, ob es eine Stillgruppe in Eurer Nähe gibt? Dort findest du nicht nur zuverlässige Informationen sondern auch viel Zuspruch und Ermutigung, sowie hilfreiche Tipps von Frauen, die ähnliches durchgemacht haben wie du. Du findest sie unter: http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 20.03.2014



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