Stillen im Beruf

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Stillen im Beruf

Sehr geehrte Damen, ich habe einen 6 Wochen alten Sohn, den ich bis jetzt ohne Probleme voll gestillt habe. In zwei Wochen gehe ich in meinen Beruf zurück. Da ich Geschäftsführerin eines mittelständischen Unternehmens bin, bin ich dort stark eingebunden und es ist so manches Mal etwas hektisch... Ich habe zu dem eine Tochter von 4 Jahren und bin teilweise allein erziehend (d.h. mein Mann ist nur wochenends zu Hause). Ich habe Bedenken, dass unter diesen "Umständen" das Stillen weiter funktioniert, was Stress, Unruhe etc.betrifft... was würden Sie empfehlen? Freundliche Grüße!

Mitglied inaktiv - 18.08.2008, 20:58



Antwort auf: Stillen im Beruf

Guten Morgen, liebe Carola 2377, es ist gewiss nicht einfach, das alles unter einen Hut zu bringen und natürlich haben Sie Recht: Stress und Unruhe sind zwei Faktoren, die das Stillen schwierig machen können. Darum ist es wichtig, jetzt über Maßnahmen nachzudenken, wie Sie den Stress reduzieren können. Als Geschäftsführerin haben Sie ja sicher die Möglichkeit, qualitativ gute und kompetente Unterstützung zu bekommen. Als berufstätige Frauen, die trotzdem weiter stillen, haben wir viele Möglichkeiten: Wir können immer dann, wenn wir mit dem Baby zusammen sind, stillen (also abends, nachts, morgens früh), vielleicht sogar während wir es im Tragetuch haben (es gibt mittlerweile sogar richtige "Trageschulen" bzw. "Tragetuchschulen", wo Ihnen speziell ausgebildete Frauen beibringen können, das Tuch oder eine adäquate Tragehilfe so einzusetzen, dass sie tatsächlich während des Tragens auch Stillen könnten. Dies ermöglicht es Ihnen, engen Körperkontakt zum Baby zu haben, es zu stillen, wann es mag, und gleichzeitig die Hände (und einen Teil der Aufmerksamkeit) frei zu behalten für die ältere Schwester. Probieren Sie aus, ob Sie mit einer Pumpe gut klarkommen. In Apotheken oder auch über die Mietzentralen von Ardo-Medical (http://www.ardo.ch/www/ch_muk.php?SP=DE&subcatid=54&langid=1) können Sie sich eine elektrische Pumpe mieten, mit der Sie beide Brüste gleichzeitig abpumpen können, was viel Zeit spart. Die abgepumpte Milch können Sie tagsüber im Kühlschrank aufbewahren - sie kann dann tags darauf von der Betreuungsperson an Ihr Baby verfüttert werden. Sollte es zu wenig Milch sein, so können Sie natürlich auch auf "Zwiemilchernährung" umsteigen, d.h. dass Ihr Baby so viel Muttermilch bekommt, wie verfügbar ist, und den Rest künstliche Säuglingsnahrung. Dafür kommt Pre-Milch in Frage, die kann und sollte ebenfalls nach Bedarf gefüttert werden. Das Pumpen ist eine Übungssache, oft klappt es anfangs gar nicht gut, und nach einigen Versuchen, kombiniert mit Entspannungstechniken und sanften Massagen, fließt die Milch problemlos. Probieren Sie es einfach aus, und setzen Sie sich nicht unter Druck (denn: Stress hemmt das Hormon, das zu Milchausschüttung benötigt wird). Gern kann ich Ihnen das Infoblatt zur "Marmet-Technik" schicken, das die LLL Deutschland herausgegeben hat. Die Methoden zum Ausstreichen von Hand helfen auch dann, wenn frau erfolgreich Pumpen möchte. Oder Sie wenden sich direkt an eine Stillberaterin oder gar Still- und Laktationsberaterin IBCLC, die Ihnen zeigt, wie Sie erfolgreich abpumpen können. Sie finden die Beraterinnen im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Ihre Brust wird sich innerhalb weniger Tage auf die neue Situation einstellen, d.h. wenn Sie z.B. nur noch abends/nachts stillen sollten, dann werden Sie nur für kurze Zeit, immer dann, wenn die Brust tagsüber zu spannen beginnt, ein wenig abpumpen oder ausstreichen müssen, um einen Milchstau zu vermeiden. Bald wird die Brust "gelernt" haben, dass sie tagsüber nichts mehr zur Verfügung zu stellen braucht. Ich hoffe, meine lange Antwort hilft Ihnen weiter und macht Ihnen Mut, Stillen und Berufstätigkeit zu kombinieren! Herzlichen Gruß, Kristina Heindel

von Kristina Wrede am 19.08.2008