Frage: Stillen eines Neugeborenen

Hallo! Ich erwarte in gut drei Wochen unser 3. Kind. Leider hat es mit dem Stillen bei den anderen nicht so geklappt (der große hat die Brust nach einigen Wochen verweigert und der kleine konnte das Vakuum nicht halten wegen zu hohem Gaumen) darum komm ich mir jetzt vor wie eine Anfängerin. Eigentlich geht es um die erste Zeit im Krankenhaus: *Wie oft und wie lange soll man denn die Kleinen anlegen? *Kann ich bei einem normal gewichtigen Kind das Teefläschchen weglassen? (Da machen einem die Kinderschwestern immer ein schlechtes Gewissen *Ist es ausreichend wenn die Kleinen in den ersten Tagen bis zur Entlassung nur 20g erwischen. (Nächster Punkt fürs schlechte Gewissen: Andere haben am zweiten Tag schon über 100g pro Mahlzeit Ist es sinnvoll Milchbildungstee schon vor dem Milcheinschuss zu trinken? Lieben Dank für die Antwort. Caroline

Mitglied inaktiv - 18.07.2001, 09:13



Antwort auf: Stillen eines Neugeborenen

? Liebe Caroline, ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen: Bald stillen - oft stillen - uneingeschränkt stillen - keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen. Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt. Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht „ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins. Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. Wichtig ist, dass Ihr Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte Ihr Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben. Milchbildungstee ist nicht notwendig und es hat keinen Sinn ihn bereits während der Schwangerschaft zu trinken. Wenn überhaupt Milchbildungstee getrunken wird, dann bitte auch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Tassen täglich, da mehr zu Bauchproblemen beim Kind führen kann. Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen können Sie am besten dadurch vorbeugen, dass Sie sich informieren. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80 % der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird. Deshalb ist es entscheidend, dass Sie sich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informieren. Nochmals: Ganz wichtig ist dass Sie wissen, wie korrekt angelegt ist und woran Sie erkennen, dass das Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt. Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. „Stillen - Rat und praktische Hilfe für alle Phasen der Stillzeit" von Marta Guoth-Gumberger und Elizabeth Hormann, „Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, „Stillen - einfach nur stillen" von Gwen Gotsch, das erste bekommen Sie im Buchhandel, die beiden letzteren im Buchhandel, bei der La Leche Liga oder jeder LLL-Stillberaterin) der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe treffen Sie nicht nur andere stillende Mütter, sondern Sie lernen auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Erkundigen Sie sich auch einmal, vielleicht gibt es in Ihrer Nähe ein stillfreundliches Krankenhaus, dort verläuft der Start der Stillbeziehung oft sehr viel besser und es gibt echte und gute Unterstützung nach der Geburt. Ich wünsche Ihnen schöne restliche Schwangerschaftswochen, eine gute Geburt und diesmal eine problemlose und schöne Stillzeit. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 18.07.2001



Antwort auf: Stillen eines Neugeborenen

Hallo Caroline nur nicht verrückt machen lassen bei meinem Ersten hat es auch überhaupt nicht geklappt. Im Krankenhaus wurde Nachts immmer eine Stillprobe emacht und am Nächsten Morgen das Resultat verkündet. FRUSTRIEREND!!!! Aber beim Zweiten war es mir total egal was die Schwesten mir sagten. Aber das Krankenhaus hat sich auch etwas gebessert. Die verhassten Stillproben wurden nicht mehr gemacht oder vieleicht auch nicht mehr verkündet und am letzten Tag gab es dann doch noch eine und die 15 gramm!!!! wurden für ausreichen befunden und ich durfte nach Hause also nur nicht verrückt machen lassen. und nun wünsche ich dir eine schöne Geburt und viel Glück LG Carinna

Mitglied inaktiv - 18.07.2001, 14:46



Antwort auf: Stillen eines Neugeborenen

Hallo, meine Kleine wurde mit einem Gewicht von 3150 g bei 53 cm geboren, war also sehr leicht! Sie hat dann in den ersten Tagen bis auf 2950 g abgenommen. In diesem Krankenhaus gab es einen sehr stillfreundlichen Kinderarzt, es stand nie zur Diskussion, dass Sophie noch irgendetwas zusätzlich bekommen sollte. Ich sollte sie (auch wegen der leichten Gelbsucht) einfach so oft anlegen wie möglich. Das habe ich getan. Verlassen haben wir die Klinik am 7. Tag mit einem Gewicht von 3250 g!! Du siehst, es geht auch ohne, nur, Du musst das Baby halt wirklich wo oft anlegen, wie es nur geht. Und - Unterstützung ist das A und O. Ich würde mich auch nach einer anderen Klinik umsehen. Liebe Grüsse, Christiane

Mitglied inaktiv - 18.07.2001, 21:30