Hallo Frau Welter,
ich stehe kurz vor dem Entbindungstermin (39SSW)und möchte diesmal gerne stillen. Bei unserer ersten Tochter hat ich leider keine gute Unterstützung. Ich habe direkt im Kreißsaal ein Stillhütchen bekommen. Es wurde nicht versucht das Kind ohne Hütchen anzulegen. Ich habe mich dann später nicht mehr getraut das Hütchen abzulegen. Alles in Allem hat die Stillbeziehung aus verschiedenen Gründen leider nicht so lange gedauert. Meine Brust hatte sich in der Zwischenzeit auch eine Stillberaterin angeschaut ,die der Meinung war, dass meine Warzen keine echten Flachwarzen sind und es funktionieren müsste. Also sie stehen nicht so hervor, wie das bei einigen der Fall ist.Sind im normalen Zustand eher flach. Ich habe mir von Lansinoh und Medela Brustwarzenformer gekauft. Meinen Sie, es wäre sinnvoll die Warzen vor dem ersten Anlegen damit hervorzuholen? Ich habe auch welche, die man wohl eine Zeit lang vor der Geburt im BH tragen soll, damit sich die Brustwarze auf Dauer aufrichtet. Da alllerdings durch Druck schon etwas Vormilch austritt, wusste ich nicht ob es so gut ist. Oder gibt es bestimmte Stillpositionen die ich bei eher flachen Warzen anwenden kann oder sonst Irgendwas wo ich drauf achten kann? Ich suche einfach nach Möglichkeiten, um mir etwas zu helfen, falls die Stillberatung nicht so gut ist. Und es wäre toll, wenn ich diesmal länger und von Anfang an ohne Hütchen stillen könnte.
Vg
S.
von
sari3005
am 19.07.2021, 22:18
Antwort auf:
Stillen bei flachen Warzen
Liebe S.,
das Tragen von Brustwarzenformern kann helfen, die Brustwarzen hervortreten und besser fassbar zu machen. Die mit der Schwangerschaft einhergehenden Hormonveränderungen erhöhen die Elastizität der Haut einer Frau.
Brustwarzenformer wurden erdacht, um diese natürliche Dehnbarkeit auszunutzen und durch sanften, aber fortwährenden Druck die Brustwarze herauszuziehen. Brustwarzenformer bestehen aus leichtem Hartplastik. Einige haben eine nachgiebige Innenseite aus Silikon (Medela). Sie sollen von der Mutter im Büstenhalter getragen werden. Der innere Ring übt sanften, aber anhaltenden Druck auf den Brustwarzenhof der Mutter aus, was die Brustwarze veranlasst, hervorzutreten und die Verwachsungen dehnt, die sie einziehen. Die Schale - die mit Löchern versehen sein sollte - hält den Büstenhalter von der nach außen strebenden Brustwarze fern.
Um sie bequem im Büstenhalter unterzubringen, kann es notwendig sein, dass die Mutter eine um eine Nummer größere Körbchengröße trägt. Ist der Büstenhalter der Mutter nicht groß genug, kann durch den Druck eine Brustentzündung hervorgerufen werden.
Brustwarzenformer sollten in den letzten Wochen (ev. drei Monaten) der Schwangerschaft verwendet werden, häufig ist es auch sinnvoll sie in der ersten Zeit nach der Geburt vor dem Anlegen zu tragen.
Nach der Geburt kann wenn nötig der Einsatz einer Milchpumpe oder einer anderen Saugapparatur helfen, Flach- oder Hohlwarzen unmittelbar vor dem Stillen herauszuziehen und dem Baby das Fassen der Brustwarze erleichtern.
Ganz wichtig ist, dass bei Hohl- oder Flachwarzen auf absolut korrektes Anlegen geachtet wird.
Von Stillhütchen ist bei Hohlwarzen eher abzuraten.
Ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen:
Bald stillen oft stillen uneingeschränkt stillen keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen.
Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt.
Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht "ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins.
Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung.
Wichtig ist, dass Dein Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte dein Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben.
Milchbildungstee ist nicht notwendig und es hat keinen Sinn ihn bereits während der Schwangerschaft zu trinken. Wenn überhaupt Milchbildungstee getrunken wird, dann bitte auch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Tassen täglich, da mehr zu Bauchproblemen beim Kind führen kann.
Im Optimalfall besuchst du noch während der Schwangerschaft eine Stillgruppe. Dort profitierst du vom Wissen der Frauen, die schon einiges an Stillerfahrung gesammelt haben, und findest zugleich eine kompetente Ansprechpartnerin, falls es nach der Geburt Probleme geben sollte!
Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 19.07.2021