Liebe Expertinnen,
ich habe leider Probleme beim Stilen meines inzwischen 4,5 Wochen alten Sohnes. Im Krankenhaus haben wir Stillhütchen bekommen, mit denen es zunächst auch geklappt hat. Nach ca. 1,5 Wochen hatte ich allerdings eine sehr hartnäckige Brustentzündung und der Kleine (nachdem er kurz davor sein Geburtsgewicht wieder erreicht hatte) innerhalb von wenigen Tagen 100 g abgenommen. Meine Hebamme hat mir dann geraten, Pre-Nahrung zuzufüttern, in "Hochzeiten" 5 Fläschchen am Tag mit 100 ml.
Inzwischen versuchen wir, die Zufütterung zu reduzieren und sind hier bei 400 ml pro Tag angekommen (Gewichtsentwicklung und Windeln sind soweit in Ordnung, allerdings weint er momentan relativ viel und ist sehr unruhig). Stillen klappt inzwischen auch ohne Hütchen. Nach einigen Tagen mit sehr viel Anlegen (alle zwei Stunden) ist die Milchproduktion meiner Einschätzung nach deutlich besser. Leider trinkt der Kleine seit zwei Tagen schlechter an der Brust - er öffnet den Mund nicht richtig, erfasst die Brust dann zwar nach einer Weile und saugt auch, schluckt aber manchmal eher selten. Ich habe das Gefühl, er bekommt deutlich weniger Milch, als da ist. Nach dem Stillen weint er auch teilweise.
Heute habe ich nun angefangen, statt über Fläschchen über einen Schlauch direkt beim Stillen zuzufüttern. Das klappt zwar an sich gut, allerdings hört er mit dem sehr regelmäßigen Saugen bzw. Schlucken auf, sobald keine zusätzliche Milch mehr kommt (oder zumindest saugt er nicht mehr so effektiv und mit deutlich weniger Schlucken weiter). Er weint dann außerdem wieder, als hätte er gemerkt, dass jetzt deutlich weniger kommt. Meine Frage ist nun, ob es irgendeinen zusätzlichen Trick gibt, wie er über die Verwendung des Schlauches beim Stillen das Saugen und Schlucken wieder lernen kann? Oder dauert das einfach eine Weile?
Mir wurde auch schon Wechselstillen empfohlen, allerdings ist es schwierig abzuschätzen, wann ich ihn von einer Seite lösen soll, da er vor allem direkt nach dem Anlegen wenig bzw. kaum schluckt, das kommt manchmal erst nach einer ganzen Weile. Gibt es hier einen Tipp von Ihrer Seite?
Eine Stillberaterin hatte ich übrigens bereits da, sie fand sein Trinkverhalten gut, allerdings war es da auch noch besser als jetzt. Zumindest diese Woche kann ich die Beraterin außerdem nicht erreichen, deshalb wende ich mich an Sie.
Tausend Dank bereits im Voraus für Ihre Antwort und Hilfe!!
von
baby_002017
am 20.07.2017, 14:36
Antwort auf:
Stillen: Zufüttern reduzieren/ Brusternährungsset
Liebe baby_002017,
die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung.
Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen.
Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
Nun kann ich aber weder dich noch dein Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und dir auch nichts zeigen.
Du hast das Pech gehabt, schlecht beraten worden zu sein, doch tatsächlich besteht Hoffnung. Dazu möchte ich dich zu allererst ermutigen, nach einer Stillberaterin in eurer Nähe zu schauen. "Nah" kann auch 1 Stunde entfernt sein - es lohnt sich allemal!!
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Bis Du eine Kollegin erreichen kannst, hier einige allgemeine Tipps, wie dein Kleines vielleicht doch mehr trinkt:
Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen.
Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind:
im Umhergehen stillen,
in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen,
im Halbdunkeln stillen,
im Halbschlaf stillen,
das Baby mit der Brust spielen lassen,
unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren,
alle künstlichen Sauger vermeiden,
das Baby massieren,
viel Körperkontakt (Haut auf Haut),
und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt.
Ich hoffe, da ist etwas dabei, was dir weiterhilft!
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 20.07.2017