Frage: Stillen - Beruhigung 16 MO

Liebe Biggi und liebe Kristina, meine Tochter (inzwischen 16 Monate alt) wurde fast 8 Monate voll gestillt, dann akzeptierte sie auch Brei. Inzwischen stille ich tagsüber nicht mehr, es hat sich ausgeschlichen. Sie geht seit 3 Monaten in die Kita, wir haben auf eine sanfte Eingewöhnung geachtet und fast 2.5 Monate gebraucht um ihr die Zeit zu geben. Den ersten Monat war ich fast nur dabei. Nun klappt es super. Bis zum Kita-Start habe ich noch abends und nachts gestillt. Ich muss sagen,dass sie nachts oft noch alle 2 bis 3 h die Brust möchte. Sicherlich oft zur Beruhigung. Stark braucht sie es, wenn sie zahnt oder krank ist. Sie schläft neben mir und ich hole sie meist beim 1. Wach werden ins große Bett. Es gibt auch mal Nächte, wo sie nur 1x trinken möchte, aber das kann ich an einer Hand abzählen. Da ich zum Kita-Start nicht auch noch das Stillen abends und nachts wegnehmen wollte und sie seit dem Kita-Start oft erklältet ist, habe ich die Brustentwöhnung erst so zum Frühling angestrebt. Ich hoffe, dass sie dann auch fitér ist. Auch wenn ich jetzt selbst arbeiten gehe, scheine ich mich so daran gewöhnt zu haben, dass ich tagsüber keine negativen Auswirkungen spüre. Nur der Papa schläft öfter auf der Couch. Es wäre aber insgesamt kein zeitlicher Druck vorhanden, dies eher anzugehen. Folgendes wäre nun meine Frage: Seit einiger Zeit ist sie nachmittags unruhiger (dies war neulich so, als sie erkältet war und jetzt weil sie 4 Zähne bekommt). Es kommt dann plötzlich vor, dass sie öfter weint und dann um 17 Uhr doll weint und mit dem Finger auf den Stillsessel zeigt. Sie will dann gestillt werden. Wenn ich probiere sie abzulenken, da ich es als Rückschritt ansehe, wird sie wütend. Also stille ich dann. Sie ist danach wieder gut drauf. Ich habe nun gehört, dass diese Hin- und Her, wenn man schon beim Abstillen ist, eher schlecht für das Kind & die Entwicklung wäre, da ich sozusagen selbst hin und her springe. Wie seht ihr das? Zwischendurch braucht sie es dann nämlich wieder gar nicht. Schade ich ihr damit wirklich, behindere ich die Abstillpläne im Frühjahr? Sie ist natürlich inzwischen sehr willensstark, es graut mir auch etwas vor dem nächtliche Abstillen. Sie will dann auch nicht alternativ getragen werden, nur schön bei mir liegen bleiben, an die Brust und gleich weiterschlafen. Habe mal probiert, sie zu schaukeln, als sie Bauchschmerzen hatte und ich dann ja nicht noch stündlich die Brust zur Beruhigung hätte geben können. Das ging gar nicht. Aber ich würde dann mal die von Euch oft beschriebene Wecker-Methode probieren. Danke für eure Info, ob ich dem 17 Uhr Stillwunsch an den Tagen wo sie es zu brauchen scheint, nachgeben "kann". Vielen Dank. Pier

von Pier am 30.01.2013, 11:53



Antwort auf: Stillen - Beruhigung 16 MO

Liebe Pier, Stillen ist viel, viel mehr als reine Nahrungsaufnahme. Es ist Trost, Geborgenheit, sicherer Hafen und ein Weg zur Ruhe zu kommen, wenn die Wellen des Alltags so hoch geschlagen sind, dass das Kind keinen Weg mehr weiß, um mit sich selbst und der Umgebung ins Reine zu kommen. Das Stillen bietet in dem Alter der ersten Ablösung wichtige emotionale Hilfe. Dein Kind kann immer wieder den "Heimathafen" ansteuern, wenn etwas beängstigend ist. Wenn es für dich okay ist, dann warte einfach ab, es wird sich von ganz alleine wieder ändern. Es ist nicht so, dass Du immer und ganz fest konsequent bleiben musst beim Abstillen! Es ist nur nicht gut, wenn eine Mutter eigentlich abstillen will und dann nach vielen Tränen doch immer wieder nach gibt. Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind abstillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit. Nicht „egal wie ich es mache, es ist falsch" sondern „wenn ich gegen mein Gefühl und gegen das, was ich als richtig empfinde handele, ist es falsch". Vielleicht braucht dein Kind diesen „Abendschluck“ ganz nötig, weil es einen langen und stressigen Tag hatte. Das ist nicht schlimm, so lange DU dahinter stehen kannst und dich nicht innerlich sperrst. Du könntest auch das beibehalten und nur nachts eine stillfreie Zeit einführen, höre in dich rein, was sich für dich gut anfühlt. Ich werde dir jetzt ein paar Möglichkeiten aufzählen, ein älteres Stillkind von der Brust zu entwöhnen. Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt „biete nicht an, lehne nicht ab". Das bedeutet, dass Du Deinem Kind die Brust nicht von Dir aus anbietest, aber auch nicht ablehnst, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt. Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, Deine Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Du musst die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Ihr viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmt, die Deinem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern. Es kann auch ablenkend wirken, wenn Du Dein übliches Verhalten in bestimmten Situationen veränderst. Wenn Du zum Beispiel sitzen bleibst anstatt Dich hinzulegen, wenn Du Dein Kind zum einschlafen bringst. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal bringt es Dich auch weiter, wenn du das Stillen immer dann, wenn Dein Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschiebst. Das kannst Du flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen. Du kannst auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst Dein Kind eine kleine Weile anlegen und es dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten. Außerdem möchte ich dir das Buch „Wir stillen noch über das Leben mit gestillten Kleinkindern" von Norma J. Bumgarner empfehlen, das bei La Leche Liga und jeder La Leche Liga Stillberaterin (also auch bei uns) und im Buchhandel erhältlich ist. Wichtig ist, deine Kleine spürt, dass Du ihr zwar die Brust entziehst, nicht aber deine Liebe. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Deshalb halte ich auch nicht viel von der Lösung, dass die Mutter einige Tage alleine verreist. Diese plötzliche Trennung kann das Kind in tiefe Trauer und Verzweiflung stürzen. Ich hoffe, die Antwort hilft dir ein wenig weiter. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 30.01.2013



Antwort auf: Stillen - Beruhigung 16 MO

Liebe Pier, bei uns war das fast genauso. Meine Tochter ist nun 18 Monate alt und war vor kurzem sehr stark erkältet. Sie hat gar nichts mehr gegessen, sie wollte nur die Brust. Normalerweise stille ich nur noch morgens. Ich war froh, dass sie so wenigstens etwas im Bäuchlein hatte und habe deshalb gerne ihrem Wunsch nachgegeben auch wenn ich manchmal im Hinterkopf Bedenken hatte, ob sich das wieder auf -nur morgens- einpendeln würde. Es war aber überhaupt kein Thema!!! Als es ihr wieder besser ging, kam auch der Appetit wieder und ich konnte sie schnell von der Brust ablenken bzw sie hat sie sich gar nicht mehr eingefordert. Sie hat es einfach nicht mehr gebraucht! Also was ich damit sagen wollte, wenn sie um 17 Uhr die Brust möchte, gib sie ihr wenn DU damit kein Problem hast. Wenn es ihr wieder besser geht, wird es sich wieder (vielleicht mit etwas Ablenkung ;-))ausschleichen.... Liebe Grüße Jule

von mausejule2010 am 30.01.2013, 14:00



Antwort auf: Stillen - Beruhigung 16 MO

Liebe Biggi und liebe Mausejule, vielen lieben Dank für eure Ratschläge. Das hilft mir sehr weiter. Lg

von Pier am 30.01.2013, 15:02



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