Frage: Stillen Baby knapp 8 Monate

Hallo, meine kleine Tochter (fast 8 Monate alt) habe ich 6 Monate voll gestillt. Mittlerweile habe ich den Mittagsbrei (Kartoffeln mag sie nicht, deshalb gebe ich ihr Reisflocken) und den Abendbrei (milchfrei, da ich sie ja noch recht viel stille) komplett ersetzt. Den Nachmittagsbrei (halbe Portion) gebe ich seit ca. einer Woche. Sie wird nachts noch recht oft wach und ich stille sie in der Regel nachts auch 2-3 mal. Sie trinkt nie viel und will eher nuckeln. Ich habe momentan Angst, ihr zu viel zu geben. Sie hat bisher eine völlig normale Gewichtsentwicklung gehabt und sieht auch nicht zu dick aus. Ich bin mir nur unsicher, weil viele Babies wesentlich weniger trinken (leider habe ich nur Vergleich mit durchschlafendem Flaschenbaby). Hier ihr Tagesablauf: ca. 06:00 – 07:00 Uhr Stillen (eine Brust) weiterschlafen bis ca. 08:00 Uhr ca. 09:30 – 10:00 Uhr Stillen (zwei Brüste) ca. 30 – 60 Minuten Schläfchen ca. 11:30 – 12:30 Uhr 10 g (+ 100 ml Wasser) Reisschleim mit 100 g Gemüse ca. 30 – 90 Minuten Schläfchen ca. 14:00 – 15:00 Uhr Stillen oder 5 g Reisschleim (+ 50 ml Wasser) und 50 g Obst ca. 16:00 – 17:00 Uhr Stillen (eine Brust) ca. 30 Minuten Schläfchen ca. 18:00 – 18:30 Uhr 20 g Griesbrei (milchfrei, glutenfrei) mit 150 ml Wasser und 50 g Obst zwischen 19:00 – 20:00 Uhr Schlafen ca. 20:00 – 21:00 Uhr Stillen (eine Brust) ca. 22:00 – 23:00 Uhr etwas Stillen (eine Brust) Nachts noch etwa ein bis zweimal Stillen, oft nur wenig zur Beruhigung. Ist das zu viel? Vielen Dank für eine Meinung bzw. Antwort!! Johanna

Mitglied inaktiv - 31.08.2010, 21:03



Antwort auf: Stillen Baby knapp 8 Monate

Liebe Johanna, nein, keine Sorge, das passt! Ihr Baby ist gerade erst knappe acht Monate alt und damit noch am Beginn der "Beikostkarriere" und in dieser Zeit sollte der Begriff "BEI Kost" wörtlich verstanden werden. Beikost ist etwas, was die Muttermilch ergänzt und nicht ersetzt. Es ist deshalb normal und richtig in Verbindung mit der Beikost zu stillen, nicht zuletzt deshalb, weil auf diese Weise bestimmte Bestandteile der Beikost vom Kind besser verwertet werden können. Muttermilch sollte im gesamten ersten Lebensjahr das Hauptnahrungsmittel für ein Kind sein, erst nach dem ersten Geburtstag verschieben sich die Relationen. Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys in diesem Alter nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen, Stillen nach Bedarf können Sie während der gesamten Stillzeit und so lange Ihr Baby keine leeren Kalorien (Zucker, zuviel Fett etc.) bekommt, wird es sicherlich nicht zu dick. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 31.08.2010



Antwort auf: Stillen Baby knapp 8 Monate

Liebe Biggi, herzlichen Dank für die schnelle, ausführlich und hilfreiche Antwort!!! Eine kleine Frage hätte ich noch: ist es ok, den Abendbrei milchfrei und nur mit Wasser anzurühren? Ich würde gern auf Kunstmilch komplett verzichten und möchte auch im ersten Jahr auf Kuhmilch verzichten. Herzlichen Dank! Johanna

Mitglied inaktiv - 31.08.2010, 22:22



Antwort auf: Stillen Baby knapp 8 Monate

Liebe Johanna, ja, auch das ist völlig in Ordnung! Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 01.09.2010



Antwort auf: Stillen Baby knapp 8 Monate

Liebe Biggi, danke!! Ich will nicht unverschämt sein, aber ich habe jetzt noch eine letzte Frage. Bisher gebe ich noch kein Fleisch zum Gemüsebrei. Ich lese ständig andere Empfehlungen. Mein Bauchgefühl sagt mir, das es noch etwas zu früh ist, will natürlich auch nichts falsch machen. Wann würdest Du das Füttern von Fleisch empfehlen? Tausend Dank! Johanna

Mitglied inaktiv - 01.09.2010, 08:42



Antwort auf: Stillen Baby knapp 8 Monate

Liebe Johanna, ob ein Baby Fleisch braucht oder nicht, hängt davon ab, wie es ernährt wird. Fleisch wird wegen seines hohen Eisen und Proteingehaltes gegeben. Es kann jedoch durch andere Nahrungsmittel ersetzt werden, vorausgesetzt das Baby wird weiterhin gestillt. Während der Schwangerschaft legt das Kind Eisenreserven an. Bei reif geborenen Kindern reichen diese Reserven sechs bis neun Monate. Das wenige Eisen aus der Muttermilch wird optimal ausgenutzt, so dass die Reserven des Kindes teilweise geschont werden. Die Verfügbarkeit und damit die Aufnahme des Eisens in den Körper wird entscheidend verbessert durch Vitamin C. Durch die Gegenwart von Vitamin C wird die Eisenaufnahme aus allen Lebensmitteln bis um das dreifache gesteigert, Da Vitamin C das zweiwertige Eisen vor der Umwandlung in nicht resorbierbares dreiwertiges schützt und zur Umwandlung von vorhandenem dreiwertigen in resorbierbares zweiwertiges Eisen beiträgt. Zu jeder Mahlzeit gehört ein Vitamin C haltiger Bestandteil. Wenn unter Beachtung dieser Regel konsequent Vollgetreide verwendet wird, braucht die Beikost kein Fleisch zu enthalten. Eine Vollwertkost mit Vollkorngetreide, reichlich Gemüse und Obst, gemahlenen Nüssen, Milch und wenig Ei macht auch im zweiten Lebensjahr Fleisch nicht unbedingt erforderlich. Bei einer anderen Ernährungsform ist zwei bis dreimal pro Woche eine Fleischzufuhr notwendig. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 01.09.2010