Stille noch voll nach 10 Monaten - Hilfe erbeten!!

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Stille noch voll nach 10 Monaten - Hilfe erbeten!!

Guten Tag, meine Tochter wird nächste Woche 10 Monate alt, ich stille quasi noch voll, weil sie einfach kaum Brei isst. Dazu kommt, dass sie allergiegefährdet ist. Ich stille derzeit morgends gegen 5 Uhr, gegen 8 Uhr, gegen 9.30/ 10 Uhr, dann gegen 13 Uhr, 14.30 Uhr, ca. 16.30 Uhr, 18 Uhr, 19.30 Uhr..und dann lege ich sie hin. Nachts auch so alle 90-120 Minuten. Tagsüber trinkt sie meist ziemlich hastig und kurz. Mittags gegen 12 Uhr isst sie ein paar wenige Löffel, aber nicht viel. Habe schon einiges ausprobiert, aber im besten Fall isst sie dann mal 3 Löffel mehr. 1/3 vom Gläschen nichtmal - oder gerade so. Ich habe deswegeb auch keine Lust mehr selbst Brei zu kochen. Obst mag sie gar nicht, weder Apfelbrei, noch Birne oder Mango, nichtmal zermatschte Banane. Ich verzweifel wirklich bald!! Wir sitzen/ essen immer zusammen am Tisch. Ich habe ihr auch schon mal einfach Kartoffel von meinem Teller zermatscht, hat genauso schlecht funktioniert, Gestern habe ich ihr dann ein Stück Brötchen gegeben, sie hat es angewiedert angefasst und dann ignoriert, Heute hab ich es mit Milchbrötchen versucht - auch nix. Was soll ich tun?? Ich weiß nicht mehr was ich noch machen kann. Sie hat noch keine Zähne, ich möchte ihr gerne auch morgends was geben..Hirsebrei und Hafer und Reisbrei hab ich auch versucht, mag sie nicht. Joghurt soll man ja noch nicht (auch wegen Allergie) und Brot hab ich so große Angst, dass sie sich verschlucken könnte. Sonst dachte ich an Leberwurstbrot. Glaube sie mag es eher deftig, hat aber auch einen empfindlichen Darm. Könnte ich z.B. Brühe selbst kochen und sie ihr geben? Oder Spaghetti Bolognese mild gewürzt pürieren? Kann ich normalen Grießbrei mit Milch kochen und ihr geben? Und was am Abend, damit sie endlich länger schläft? Wenn Pre-Milch, welche? Habe gehört das wäre sätigender. Eigentlich wollte ich langsam mal abstillen. Ich bitte um Hilfe.

von Sarahm70 am 13.06.2017, 21:26



Antwort auf: Stille noch voll nach 10 Monaten - Hilfe erbeten!!

Liebe Sarahm70, dein Kind spürt wahrscheinlich instinktiv, dass es noch nicht bereit ist für Beikost und lehnt diese deshalb ab. Von Leberwurst und Milchbrei würde ich unbedingt abraten, wenn dein Baby allergiegefährdet ist. Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser. So schwer es auch fällt, versuche die Geduld zu bewahren und mach weiterhin keinen Kampf ums Essen. Wenn es erst einmal so ist, dass das Essen Machtkampf bedeutet, dann sind wir Eltern sehr schnell die Verlierer und viele Essstörungen haben ihre Ursache in einem krampfhaften Machtkampf ums Essen im Baby und Kleinkindalter. Lass dich leiten von deiner Kleinen, sie WEISS genau, was sie braucht. Wenn sie nichts oder nur wenig essen mag, dann lass sie. Sonst erzeugst du nur einen Stress, der keinem von Euch gut tut. Der beste Weg, ein Kind zu einem "schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet "Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst". Sei getrost, dass sie solange du weiter stillst bekommt, was sie braucht. Vielleicht ist auch für dich das Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Ich zitiere dir noch aus einem Artikel, den Denise Both IBCLC geschrieben hat: "Das am heißesten gehandelte Thema, wenn es um Mangelerscheinungen bei gestillten Kindern ist das Eisen. Stillende Frauen dürfen sich immer wieder anhören, dass Muttermilch ja nur wenig Eisen enthält und dass die Eisenspeicher des Kindes nur bis etwa sechs Monate ausreichen und dann sei es unabdingbar Beikost einzuführen, um einen Eisenmangel abzuwenden. Es stimmt, dass Muttermilch im Verhältnis zu Kuhmilch oder künstlicher Säuglingsnahrung nur wenig Eisen enthält, demgegenüber steht jedoch die bessere Bioverfügbarkeit des Muttermilcheisens für das Kind. Dennoch kann es zu einem Eisenmangel bei gestillten Kindern kommen. Besonders gefährdet dafür sind Frühgeborene, Kinder deren Mütter in der Schwangerschaft einen Eisenmangel hatten und Kinder, deutlich länger als sechs Monate jegliche feste Nahrung ablehnen. Man muss zwischen Eisenmangel und einer Eisenmangelanämie unterscheiden. Eisenmangel lässt sich nicht unbedingt an einem niedrigen Hämoglobinwert (Hb) erkennen. Es reicht also nicht, beim Kind regelmäßig den Hb zu bestimmen, um einen Eisenmangel auszuschließen, sondern es muss zusätzlich auch noch der Serum Ferritin Wert bestimmt werden. Ein Eisenmangel im Kindesalter kann wirklich schwer wiegende und vor allem nicht immer wieder behebbare Folgen für die geistige und körperliche Entwicklung haben und sollte deshalb nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Dazu kommt, dass sich ein unguter Kreislauf entwickeln kann, wenn das Kind erst mal in eine Mangelsituation geraten ist: Der Eisenmangel macht das Kind appetitlos, das Kind mag erst recht keine Beikost essen, der Eisenmangel verschärft sich. Deshalb ist es sinnvoll, dass bei einem Kind, das lange jegliche Beikost verweigert, Hämoglobin und Ferritin bestimmt werden, um rechtzeitig eingreifen zu können, falls sich ein Mangel bestätigt. Der Piks für die Blutuntersuchung ist weniger traumatisch für das Kind, als ein unentdeckter Eisenmangel. Eine vegetarische Ernährung ist übrigens nicht gleichzusetzen mit einer zu geringen Eisenzufuhr. Vegetarisch lebende Familien sollten jedoch unbedingt auf eine bewusste Zusammenstellung ihrer Ernährung achten, denn das Eisen aus pflanzlichen Nahrungsmitteln wird nur zu 3 bis 8 Prozent verwertet, also deutlich weniger als das hämgebundene Eisen aus Fleisch, dessen Verwertbarkeit bei etwa 23 % liegt." Es gibt Babys, die es geradezu hassen und hysterisch reagieren, wenn man ihnen etwas in den Mund stecken will. Diese Kinder essen aber recht gut, wenn sie selber essen dürfen. Das Geschmiere, das es dabei gibt, ist weniger schlimm, als das Theater mit einem Kind, das sich mit allen Kräften wehrt und außerdem lernen die Kinder recht schnell gut zu essen. Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden. Probier es einfach weiterhin immer wieder aus und gib deinem Kind noch etwas Zeit. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 13.06.2017



Antwort auf: Stille noch voll nach 10 Monaten - Hilfe erbeten!!

Hallo, ich habe meine Tochter auch über 10 Monate voll gestillt, weil meine Tochter jegliches Essen sonst verweigerte, vor allem, wenn ich ihr etwas in den Mund schieben wollte. Nachdem ich die Fütterverweigerung akzeptiert habe, war es deutlich entspannter, wenn wir gegessen haben, legte ich ihr einfach etwas vom Familienessen hin, das sie untersuchen konnte und ggf. auch probieren könnte, sei es eine Nudel, weiches Gemüse, Obst, aber auch Brot und Fleisch. Wichtig ist, das das Kind aufrecht sitzt, dann wird durch den Würgereflex alles wieder rausbefördert, was noch nicht passt. Irgendwann wurde ich derart intensiv beäugt während des Essens, das ich ihr einfach mein Brot hingehalten habe und siehe da, sie hat abgebissen! Und seitdem isst sie. Am liebsten immer noch selber, füttern ist immer noch sehr bedingt. Ruhig und entspannt bleiben, irgendwann kommt sie auf dich zu. Alles Gute!

von Bellavera am 13.06.2017, 22:41