Frage: Stilen oder nicht?

Hallo! Im moment kreisen alle meine Gedanken nur noch ums Stillen. Mein Sohn ist 2 1/2 Monate und ich habe ihn bis letzten Samstag voll gestillt. Am Samstag vormittag war ich 2 Stunden unterwegs und musste ihn in dieser Zeit vier mal stillen. Das ist doch zuviel oder? Am Abend habe ich ihn dann gestillt und ihm anschließend 110 ml Aptamil HA gegeben, die er auch getrunken hat. Am Tag bin ich so oft am stillen dass ich kaum für was anderes Zeit habe oder mich mal mit meinem Sohn beschäftigen kann. In der Nacht kommt er auch schon bald alle zwei Stunden. Dazu muss ich sagen, dass war auch mal anders. Ich habe meinem Freund gesagt dass ich eventuell abstillen möchte. Er hat gesagt ich sei egoistisch und Muttermilch sei das Beste für den kleinen. Bin ich wirklich egoistisch nur weil ich zuwenig Zeit für meinen grossen habe und zuwenig Zeit für mich? Ich kann nicht mal eine Stunde alleine weggehen, ich muss das baby immer mitnehmen weil mein Freund Angst hat er hat gleich wieder Hunger. Ich bin total hin und hergerissen zwischen dem Vorteilen vom Stillen und von der Flasche. Habe auch schon überlegt ob ich ihn tagsüber stille und nachts die Flasche gebe. Hatte meinen grossen nur 5 Wochen stillen können, und das nicht mal voll gestillt, wegen einer Trinkschwäche. Als es ans aufhören ging, bekam ich deswegen fast depressionen. Möchte nicht dass es mir diesmal wieder so geht. Gestern waren wir auf einem Fussballspiel und ich musste mein Sohn zweimal stillen. Es hat keiner irgendwas von meiner Brust gesehen. Trotzdem hat meine Schwester eine kleine Decke genommen und es mir rumgelegt weil sie sich für mich geschämt hat. Habe diese aber gleich wieder weg und ihr gesagt dass ich dazu stehe. Sie hat nur gemeint, wie lange willst du denn eigentlich noch stillen? Bin sehr gekränkt. LG

Mitglied inaktiv - 22.09.2008, 13:22



Antwort auf: Stilen oder nicht?

Liebe Laurin, es tut mir leid, dass Sie sich so alleine gelassen fühlen mit Ihren Gefühlen und sich gekränkt fühlen. Sicher ist Muttermilch aus vielen Gründen das Beste für das Kind und es profitieren Mutter und Kind vom Stillen, doch nicht immer ist das Stillen der beste Weg für ein bestimmtes Mutter Baby Paar und die Entscheidung sollte jede Frau für sich alleine treffen dürfen und alle anderen sollten diese Entscheidung respektieren. Setzen Sie sich in den nächsten Tagen einmal in einer ruhigen Stunde hin und überlegen Sie, was Sie wollen und wie Sie sich vorstellen, dass Sie dieses Ziel erreichen. Seien Sie dabei auch realistisch: Es ist normal, dass ein Baby unregelmäßige Stillzeiten hat und es ist auch nicht ungewöhnlich, dass eine Stillzeit eine halbe Stunde und länger dauert und das Kind dann schon bald wieder Hunger hat. Lassen Sie sich auch nicht verunsichern, wenn Sie in der Öffentlichkeit stillen. Mit etwas Übung (vielleicht vor dem Spiegel) und entsprechend geschickt geschnittener Kleidung, muss niemand (außer einer Mutter, die selbst Stillerfahrung hat) bemerken, dass Sie Ihr Baby stillen. Zum Stillen müssen Sie sich ja schließlich nicht ausziehen oder sich übermäßig entblößen, es geht auch absolut unauffällig. Mit etwas Geschick können Sie stillen und sich weiter unterhalten und die meisten Leute werden sich lobend über Ihr so friedliches Baby äußern. Eine andere Möglichkeit ist, dass sie sich zum Stillen in eine ruhige Ecke oder einen anderen Raum zurückziehen, wenn Sie nicht "vor allen Leuten" stillen mögen. Es ist sicher einfacher und angenehmer sich mit dem Baby zum Stillen zurückzuziehen, als mit einer Pumpe auf die Toilette zum Abpumpen zu gehen. Bei einem Stadtbummel bietet sich eine ruhige Ecke in einem Cafe, eine Leseecke in einem Buchgeschäft oder aber auch ein Wickelraum (manche sind sehr gemütlich eingerichtet) oder vielleicht auch eine Umkleidekabine an, um sich zum Stillen zurückzuziehen. Der Gedanke an die Flasche mag in dieser Stresssituation verlockend sein, aber künstliche Säuglingsnahrung ist absolut keine Gewähr dafür, dass die Abstände länger werden und Sie mehr Schlaf bekommen. Vielleicht ist ja auch nicht eine Veränderung bei der Ernährung (deren Ausgang sehr ungewiss ist) der Weg, der Ihnen weiter hilft. Gibt es die Möglichkeit, dass jemand Sie bei der Hausarbeit entlastet? Können Sie vielleicht einen zuverlässigen Teenager finden, der bereit ist sich stundenweise mit Ihrem älteren Kind zu beschäftigen, so dass Sie etwas Luft zum Ausruhen und Entspannen finden können? Wenn es einen Weg gibt, dass Sie wieder mehr Zeit für sich finden können und so zu etwas Erholung kommen, sind die häufigen Stillzeiten unter Umständen nicht mehr so ein großes Problem. Ihre älteres Kind kann mit Ihnen zusammen zumindest einen Teil der Stillzeiten zu "besonderen" Zeiten machen. Sie können die Stillzeiten dazu nutzen mit dem älteren Kind ein Buch anzuschauen z.B. Astrid Lindgren "Ich will auch Geschwister haben" oder ein Fotoalbum mit Babybildern des größeren Kindes, damit es sieht wie es war, als es so klein war. Sie können auch eine "Stillkiste" zusammenstellen. In dieser Kiste sind besondere Dinge (z.B. ganz spezielle Stifte und glänzende Papierbögen, bunte Perlen, die zu Ketten aufgereiht werden können, ein Spielzeugauto je nachdem, was für das große Kind besonders attraktiv sein kann), die nur zu den Stillzeiten benutzt werden dürfen. Haben Sie ein Tragetuch? Für meine Begriffe gehört ein Tragetuch zu den wichtigsten Dingen der Babyausstattung. Es gibt Ihnen mehr Mobilität und gleichzeitig kann Ihr Baby Ihre Nähe spüren und Sie haben mindestens eine Hand für das Geschwisterkind oder andere Tätigkeiten frei. Wo schläft Ihr Baby denn? Falls es nicht in Ihrer unmittelbaren Nähe schläft, versuchen Sie einmal, es direkt neben Ihnen (entweder auf einer Matratze oder in einem Korb neben Ihrem Bett oder gleich mit in Ihrem Bett) schlafen zu lassen. So bekommen Sie nachts mehr Ruhe als wenn Sie aufstehen müssen. Bitten Sie Ihren Partner, Ihnen am Morgen einen Teller mit Häppchen zurechtzumachen, die Sie mit einer Hand essen können. So können Sie immer wieder einmal etwas aus dem Kühlschrank nehmen und essen. Stellen Sie sich an die Plätze, an denen Sie stillen ein Flasche Mineralwasser, eine Flasche Saft und ein Glas. So können Sie bei jedem Stillen immer etwas trinken. Fahren Sie den Haushalt radikal zurück. Ungeputzte Fenster verursachen keine Seuchen und nächstes Jahr fragt niemand mehr danach, wie oft Sie Fenster geputzt hast, aber eine ausgeruhte Mutter, fühlt sich besser. Tiefkühlgemüse ist nicht giftig und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss wirklich gebügelt werden. Denken Sie immer nur einen Tag weit und nicht "o Gott wie lange wird das noch so weitergehen". Ich wünsche Ihnen bald wieder ruhigere Zeiten und hoffe, es war ein Hinweis dabei, der Ihnen weiterhilft. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 22.09.2008



Antwort auf: Stilen oder nicht?

Vielen Dank für ihre Antwort. Ich werde mir auf jedenfall Gedanken darüber machen und hoffe dass ich die richtige ENtscheidung treffe. LG

Mitglied inaktiv - 22.09.2008, 19:54