Starke Schmerzen beim Stillen durch falsches Anlegen, Soor oder...?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Starke Schmerzen beim Stillen durch falsches Anlegen, Soor oder...?

Liebe Biggi, ich habe ein hartnäckiges und schmerzhaftes Stillproblem und weiß nicht mehr weiter. Mein kleiner Sohn ist 16 Tage alt, reif und gesund geboren (vaginale Geburt, keine Schmerzmittel/Infusionen etc.), ein alertes und unkompliziertes Baby. Der Stillstart war sehr schwierig, weil ich von Natur aus sehr empfindliche Brustwarzen habe, die nach der Geburt noch einmal sehr viel empfindlicher wurden und wegen ungünstiger Anlegetechnik noch dazu schnell wund. Meine Wochenbetthebamme gab mir Brustwarzenschoner (die luftdichten aus Zinn), die mir eine nicht abheilende Dauer-Entzündung bescherten, die höllisch schmerzte wie eine Verbrennung 2. Grades. Schließlich ließ ich die Schoner weg und bekam die Entzündung mit Brust-Donuts und viel Lanolinsalbe einigermaßen in den Griff. Der Milcheinschuss klappte relativ unproblematisch, vermutlich weil ich meinen Sohn trotz der extremen Schmerzen oft anlegte. Schnuller oder Flaschen bekommt er nicht. Inzwischen haben mir 2 erfahrene Hebammen und eine IBLC Stillberaterin gesagt, dass sie aufgrund fehlender Symptomatik - ich habe keine Beläge, Juckreiz oder Schwellungen, auch keinen Milchstau oder Fieber, nicht einmal Rhagaden oder andere Wunden, nur eine mittelmäßige Rötung und eben die noch immer extremen Schmerzen - weder einen Pilz noch eine bakterielle Infektion vermuten. (Mein Sohn hat auch keine Anzeichen von Soor.) Das Problem liegt höchstwahrscheinlich noch immer beim mangelhaften Ansaugen. Mein Sohn macht den Mund zwar (oft) weit genug auf, nimmt dann aber doch ziemlich gezielt nur die Brustwarze in den Mund, vom Warzenvorhof höchstens wenige Millimeter. Die lässt er während der Stillmahlzeit auch noch nach und nach los. Ich habe alles versucht - ihm mehr Gewebe in den Mund rollen, asymmetrisch anlegen, Biological Nurturing, Saugtraining mit dem Finger - und alles mehrere Dutzend Mal, aber dann zerrt er nur an der Brustwarze und lässt doch alles wieder los. Ich habe langsam den Eindruck, dass er es dank meiner vielen Milch und kräftigen Milchspendereflexes eben nicht für nötig befindet, mehr einzusaugen. Er trinkt und schluckt gut, nimmt reichlich zu, beendet das Saugen nach ca 15-20min und wirkt nach einer Stillmahlzeit (beide Brüste) satt und zufrieden. Er meldet sich ca alle 2-3h zum Trinken, nachts manchmal auch erst nach 4 Stunden. Die Brust ist nach dem Stillen spürbar weicher. Soweit also alles normgerecht. Seit ich ihm erlaube, sich so oberflächlich anzusaugen, wie er will, sind die Schmerzen und die Entzündung zurückgegangen (!). Einige Tage lang hielt ich das für die Lösung des Problems, bis er eines Nachts lange und viel schlief und dafür am nächsten Tag rund 6h lang sehr häufig stillen wollte - danach schmerzten meine Brustwarzen wieder enorm, auch dauerhaft ohne Belastung. Ich bin am Ende mit meinem Latein, genauso wie die Hebammen und die Stillberaterin. Gibt sich das oberflächliche Ansaugen von allein? Lernt er das noch in den nächsten Wochen? Wie kann ich das fördern? Ich habe Angst, dass er sich das falsch angewöhnt oder schon falsch angewöhnt hat und ich nie mehr aus diesem Schmerz-Teufelskreis rauskomme. Oder ist es am Ende doch ein Pilz? Kann der so symptomarm sein? Oder liegt es daran, dass ich meinem Sohn in den ersten Tagen öfter den Finger zum Nuckeln angeboten habe, weil meine Wochenbetthebamme ihm - sicherlich nicht zu Unrecht - ein sehr großes Saugbedürfnis attestiert hat und ich meine Brustwarzen schonen wollte? Ich meine, hat er davon vielleicht eine Saugverwirrung? Ich weiß, dass du keine Ferndiagnose stellen kannst, aber vielleicht kannst du mir sagen, welchen Grund du am wahrscheinlichsten findest und wie ich weiter verfahren könnte. Herzlichen Dank!

von sommer2020 am 08.01.2020, 18:12



Antwort auf: Starke Schmerzen beim Stillen durch falsches Anlegen, Soor oder...?

Liebe sommer2020, ohne Euch sehen zu können, kann ich leider wirklich kaum helfen, was ich aber sagen kann, ist, dass ein einseitiger Soor sehr sehr selten ist und selten symptomfrei verläuft! Hast Du in der Schwangerschaft Antibiotika nehmen müssen? Auch passiert es wirklich selten, dass ein Baby vom Finger saugverwirrt wird. Ist denn das Zungenbändchen schon einmal kontrolliert worden? Manchmal ist es zu kurz und es kommt zu Problemen mit wunden oder schmerzenden Brustwarzen. Schau mal seine Zunge an. Geht die Spitze nach vorn, wie normal, oder ist sie vielleicht eingezogen? Dann könnte das Zungenbändchen zu kurz sein und er KANN gar nicht korrekt andocken. Es ist kein großer Eingriff, das Bändchen zu durchtrennen und danach trinken die Kinder ohne Probleme. Hier einmal eine Beschreibung des richtigen Anlegens: Beim korrekten Anlegen wartest Du, bis das Baby seinen Mund weit öffnet - wie zum Gähnen. Dann ziehst Du es rasch an die Brust. Der Mund des Babys sollte mindestens zweieinhalb Zentimeter des Brustwarzenhofes bedecken. Das Kinn und die Nasenspitze des Babys berühren die Brust während der Stillmahlzeit. Die Lippen des Babys sind „aufgeschürzt“ und entspannt. Die Zunge des Babys liegt unter der Brust. Schläfen und Ohren des Babys bewegen sich während des Saugens. Dein Baby liegt mit dir Bauch an Bauch. Es liegt auf der Seite, so dass sein ganzer Körper dir zugewandt ist. Sein Kopf ruht in deiner Ellenbeuge, sein Rücken wird von deinem Unterarm gestützt und Du hältst seinen Po oder Oberschenkel mit deiner Hand. Ohr, Schulter und Hüfte des Babys bilden eine Linie. Der Kopf sollte gerade liegen und nicht zurückgebogen oder zur Seite gedreht sein. Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik findest Du in dem Infoblatt "Anlegen und Stillpositionen" von LLLD, das du hier herunterladen kannst: http://lalecheliga.de/index.php?option=com_content&view=article&id=567&Itemid=222 Hast du mal geschaut, ob es eine weitere Stillberaterin in deiner Nähe gibt, im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (das sind die Profis, die "Still und Laktationsberaterinnen IBCLC")? Jemand vor Ort kann dich viel besser unterstützen als wir hier, darum lohnt es sich, zu schauen! Ich hoffe, das hilft schon mal. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 08.01.2020



Antwort auf: Starke Schmerzen beim Stillen durch falsches Anlegen, Soor oder...?

Nachtrag: Ich habe vergessen zu sagen, dass fast nur noch die rechte Seite betroffen ist. Spricht das für oder gegen einen Pilz? Hätte sich durch das viele Wechselstillen nicht auch längst die linke infizieren müssen? Andererseits saugt mein Sohn sich an beiden Seiten gleich ungenügend an, schmerzt dann doch die rechte so stark wegen eines Pilzbefalls? Und wiederum: Die schmerzhafte rechte Seite pumpe ich manchmal vor dem Anlegen etwas ab (50-70ml), das hilft oft ein bisschen gegen die Schmerzen beim Anlegen. Das Pumpen schmerzt nicht. Spricht das nicht wiederum gegen einen Pilz? Ich habe mich jetzt noch etwas gründlicher eingelesen und tendiere dazu, gleich morgen früh mit einer Nystatinbehandlung - Salbe für mich, Gel für den Babymund - anzufangen. Das ist ja nicht verschreibungspflichtig und es sollte sich ja nach wenigen Tagen zeigen, ob es hilft oder nicht. Wie wäre denn das Anwendungsschema?

von sommer2020 am 08.01.2020, 19:00



Antwort auf: Starke Schmerzen beim Stillen durch falsches Anlegen, Soor oder...?

Vielen Dank für die prompte Antwort! Nein, Antibiotika habe ich nicht genommen. Gerade habe ich auch noch mal die Brustwarzen genau in Augenschein genommen (mein Mann übrigens auch :)) und finde, sie sehen beide praktisch gleich und gleich unauffällig aus, nicht stark pink oder glänzend. Dabei wäre es ja logisch, wenn die rechte - sollte sie einen Pilz haben - irgendwie anders aussehen würde. Mich beruhigt es schon etwas, dass einseitiger und so symptomarmer Soor sehr selten ist. Das Lippen- und das Zungenbändchen hat meine Stillberaterin auch schon erwähnt - sein Lippenbändchen ist tatsächlich ziemlich kurz angewachsen, seine Oberlippe scheint aber prinzipiell ziemlich beweglich zu sein (obwohl er mit ihr beim Stillen tatsächlich "klemmt"). Ein zu kurzes anteriores Zungenbändchen hat er definitiv nicht und die Zungenbeweglichkeit habe ich anhand aller Tests und Tabellen, die ich finden konnte (Hazelbaker usw.) so gut ich konnte geprüft und gefühlt stundenlang beobachtet - die scheint mir sehr gut. Er kann z. B. die Zunge ganz herausstrecken, sie bleibt rund und verdreht sich nicht und auch beim Stillen bzw. Fingersaugen legt er sie auf die untere Kauleiste, wie ich schon beobachten konnte. Das klingt doch in Ordnung, oder? Aber auch wenn nicht, würde ich den tiefen Schnitt wie von Ghaheri praktiziert eh nicht machen lassen... :/ Ja, ich lasse noch mal eine andere Stillberaterin draufgucken, vielleicht findet die ja des Pudels Kern. Herzlichen Dank noch mal für die schnelle Hilfe und noch einen schönen Abend!

von sommer2020 am 08.01.2020, 22:14



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