Frage: Sollten wir weiter stillen

Sehr geehrte Experten, vielen Dank für Ihre Forenarbeit. Ich hab Fragen zu unserer Tochter. Mir kommt die Gewichtszunahme etwas wenig vor. Unsere Tochter ist nun 8,5 Monate. Geburtsgewicht 3660g, aktuell 8200g. Gewichtszunahme momenan ca. 50g/Woche. 1.) Ist das Gewicht in Ordnung? 2.) Wir stillen immer noch nach oder vor dem Essen. Ich finde das auch schön so und würde das bis zum ersten Lebensjahr beibehalten oder spricht etwas dagegen? Essensplan: ca 8 Uhr stillen (ca 150g) 12 Uhr: 220g Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei und 3 EL Obst, ca. 70 g Wasser und anschließend noch stillen (wenig) 15.30 Uhr stillen (wenig) und anschließend ca 150 -200 g Getreide-Obst-Brei 19 Uhr Getreide-Muttermilchbrei (mit 160 ml abgepumpter MM) mit etwas Banane und anschließend stillen 3.) Sie bekommt außer Mittag kein weiteres Wasser. Sollten wir das ändern? Sie schläft nachts ca 10-11 Stunden durch, vormittags noch 45 Minuten, mittags 90 Minuten und am späten Nachmitag nochmal 45 Minuten. Trotzdem gähnt sie ab und zu und reibt die Augen. Ich muss dazu sagen, dass sie sehr aktiv ist, die ganze Wohnung robbend erkundet und im Wachen kaum ruhig ist. 4.) Hemmt auch Muttermilch die Eisenaufnahme? 5.) Sollte ich wegen Fluor und Jod ab und zu den Abendbrei mit Milchpulver anrühren? Wenn ja, Pre, 1 oder 2? 6.) Sie hat eine angeborene Laktoseintoleranz. Bemerkt haben wir das noch nicht, es wurde in einem Neugeborenen-Screening festgestellt. Müssen wir deswegen bei dem Milchpulver etwas beachten? Empfohlen wird ja nun mit Kuhmilch schon im 1. Lj zu beginnen. Befürworten Sie das? Vielen Dank und freundliche Grüße

von DrAlex am 30.10.2012, 11:34



Antwort auf: Sollten wir weiter stillen

Liebe DrAlex, zunächst würde ich Sie bitten, die Anzahl der Fragen, die auf einmal gestellt werden, entweder zu begrenzen oder die Fragen jeweils einzeln ins Forum zu stellen. In den ersten drei bis vier Monaten liegt die übliche Gewichtszunahme zwischen 130 und 227 Gramm pro Woche. Vom vierten bis sechsten Monat verlangsamt sich die Gewichtszunahme gewöhnlich auf 85 bis 142 Gramm pro Woche, im Alter von sechs Monaten bis zwölf Monaten verringert sie sich auf 42 bis 85 Gramm wöchentlich. Diese Angaben bedeuten aber nicht, dass jedes Kind kontinuierlich jede Woche diese Grammzahl zunehmen muss, sondern, dass im statistischen Mittel solche Werte erreicht werden. Es ist sogar gut, wenn Sie zu den Beikostmahlzeiten noch stillen. Bei der Vorgehensweise, dass langsam als ergänzende Nahrung Beikost angeboten wird, hat die Brust Zeit, sich an die Veränderung zu gewöhnen, das Kind hat ebenfalls mehr Zeit für die Umstellung und die Nährstoffe aus der Beikost können in Zusammenhang mit bei der gleichen Mahlzeit angebotener Muttermilch besser verwertet werden. Im gesamten ersten Lebensjahr kann der Flüssigkeitsbedarf eines Babys vollständig über die Muttermilch gedeckt werden, vorausgesetzt, es wird weiterhin nach Bedarf gestillt. Dennoch ist es sinnvoll parallel zur Einführung der Beikost auch den Becher mit Wasser einzuführen. Tee oder Saft sind nicht notwendig. Muttermilch hat nur einen sehr niedrigen Eisengehalt, dieses Eisen kann aber überaus gut verwertet werden. Zusammen mit dem gespeicherten Eisen, das das Kind hat, reicht dies meist für die ersten sechs bis neun Monate aus, wenn es sich um ein voll ausgetragenes Kind handelt. Muttermilcheisen ist u.a. deshalb so gut verwertbar, weil die Muttermilch einen relativ hohen Gehalt an Laktoferrin hat (in Kuhmilch ist nur sehr wenig Laktoferrin enthalten). Außerdem FÖRDERT das Laktoferrin in der Muttermilch die Aufnahme von Eisen aus der Beikost, wenn in zeitlichem Zusammenhang mit der Beikostaufnahme gestillt wird. Wieso soll Säuglingsmilch wegen Fluor und Jod gegeben werden? Sie können die Tabletten einfach in Wasser auflösen und mit dem Löffel geben und danach stillen. Da laufen ein paar Dinge durcheinander. Eine Laktoseintoleranz beim Erwachsenen ist in der Regel eine erworbene Intoleranz, die dadurch entsteht, dass mit zunehmendem Alter die Fähigkeit verloren geht Laktase zu bilden. Da Laktase rein von der Theorie ja nur so lange gebraucht wird, wie ein Säugelebewesen Muttermilch erhält, gibt es Menschen, die ab etwa vier bis fünf Jahren beginnen, keine Laktase mehr zu bilden. Säuglinge, die bereits mit einer Laktoseunverträglichkeit geboren werden, brauchen ein ganz besondere Spezialnahrung und können auch nicht gestillt werden, denn Muttermilch enthält Laktose. Das heißt, Sie ernähren Ihr Kind auch jetzt nicht laktosefrei, denn es erhält Laktose durch die Muttermilch. Wenn Ihr Kind auf Kuhmilch reagiert, die Sie zu sich nehmen, dann ist diese Reaktion wahrscheinlich auf das Kuhmilcheiweiß zurückzuführen. Reagiert ein Kind bereits über die Muttermilch auf bestimmte Nahrungsbestandteile, dann sollten diese dem Kind nicht als Beikost gegeben werden. Besprechen Sie mit dem Kinderarzt, ab wann Sie Kuhmilch geben können. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 30.10.2012