Frage:
Sollte ich bei geringer Gewichtszunahme mit dem Abstillen beginnen?
Hallo!
Unser Sohn ist 1 Jahr alt (77 cm, 8,3 kg) und wird noch voll gestillt. Wir bieten ihm auch Beikost an, bisher haben wir aber keine Mahlzeit ersetzen können (er zeigt Interesse am Essen, ißt aber tatsächlich wenig davon). Der KiA hat eine zu geringe Gewichtzunahme festgestellt (lt. Tabelle). Er meinte, dass unser Sohn zu wenig Kalorien bekommt und hat uns zur psychosomatischen Beratung geschickt, um festzustellen, ob es einen anderen Grund gibt, warum unser Sohn nicht mehr essen mag. Sowohl der KiA als auch die Psychologin raten, langsam mit dem Stillen aufzuhören, dass damit der Appetit unseres Sohnes steigt und damit auch die Mengen. Sie vermuten, dass unser Sohn weiß, dass er Muttermilch bekommt und sich deshalb nicht satt ißt. In Kauf muss man wohl nehmen, dass wir mit dieser Methode zuerst mit einer Gewichtsabnahme rechnen müssen und natürlich mit entsprechenden negativen Reaktionen des Sohnes, weil er keine Muttermilch bekommt. Ich habe Bedenken, auf diese Art und Weise abzustillen, möchte aber natürlich, dass es unserem Sohn gut geht. Er ist gesund und munter und es scheint ihm nichts zu fehlen. Zusätzlich sind wir unsicher, ob die mögliche Gewichtsabnahme, durch diese Umstellung dann ohne Stillen aufgefangen werden kann und dass wir das Problem damit nicht weiter verschärfen. Über Eure Meinung bzw. Rat würden wir uns freuen. Vielen Dank!
Mitglied inaktiv - 23.02.2012, 21:46
Antwort auf:
Sollte ich bei geringer Gewichtszunahme mit dem Abstillen beginnen?
Liebe Lada,
wir Frauen scheinen alle offensichtlich ein überdimensionales Schuldbewusstsein in die Wiege gelegt zu bekommen und spätestens mit der Geburt eines Kindes fühlen wir uns für alles verantwortlich und selbstverständlich sind wir an allem schuld (gleich ob unsere Kinder zu dick oder zu dünn sind, ob sie quengelig sind oder ob die Frankfurter Börse eine Krise erlebt und alle Aktienkurse in den Keller rutschen).
Was sollst Du denn machen? Dein Kind in einen Schraubstock spannen, ihm die Nase zuhalten, damit es den Mund auf macht und ihm dann unter Zuhilfenahme eines Kartoffeltampfers feste Nahrung in den Magen zwingen?
Kehr den Spieß einmal um und frage all diejenigen, die dich so freigiebig kritisieren, was für KONSTRUKTIVE Vorschläge sie denn anzubieten haben. Es ist immer leicht zu sagen "Du machst das falsch" und sich dann umzudrehen und keinerlei sinnvolle Vorschläge zu machen, wie denn in dieser Situation besser vorgegangen werden soll.
Grrr, in solchen Situationen packt mich die Wut: Du bist nicht schuld, weder an der Weltwirtschaftskrise noch daran, dass dein Kind nicht essen mag.
Wenn dein Sohn gut gedeiht und sich altersgemäß entwickelt, dann versucht doch einmal, das Thema "Essen" nicht mehr zum alles beherrschenden Thema zu machen. Es hat keinen Sinn, ein Kind zum Essen zwingen zu wollen und es hat auch keinen Sinn, wenn sich das ganze Familienleben nur noch darum dreht, wie dem Kind irgendwelche Nahrung "einzutrichtern" sei. Je angespannter die Situation wird, umso verkrampfter sind schließlich alle Beteiligten. Bei einem Kampf ums Essen gibt es fast immer nur Verlierer.
Sollte dein Sohn nicht gut gedeihen, dann lass erst einmal die Blutwerte kontrollieren, bevor Du abstillst. Unter Umständen liegt z.B. ein Eisenmangel vor und das macht Kinder appetitlos.
Es gibt Babys, die es geradezu hassen und hysterisch reagieren, wenn man ihnen etwas in den Mund stecken will. Diese Kinder essen aber recht gut, wenn sie selber essen dürfen. Das Geschmiere, das es dabei gibt, ist weniger schlimm, als das Theater mit einem Kind, dass sich mit allen Kräften wehrt und außerdem lernen die Kinder recht schnell gut zu essen.
Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden.
Probier es einfach einmal aus und wende dich auch einmal an eine Kollegin vor Ort.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 23.02.2012
Antwort auf:
Sollte ich bei geringer Gewichtszunahme mit dem Abstillen beginnen?
Hallo liebe Lada,
ich erlaube mir mal, meine Meinung dazu zu schreiben.
Ich find´s ganz ganz schlimm, dass dir medizinisches Fachpersonal zu so etwas rät! Da scheint die ganzheitliche Betrachtung eurer Situation zu fehlen, die aber nunmal beim Stillen von immenser Bedeutung ist.
"Sie vermuten, dass unser Sohn weiß, dass er Muttermilch bekommt und sich deshalb nicht satt ißt." - Wenn ich sowas lese, geht mir die Hutschnur auf! Als ob ein einjähriges Kind absichtlich das Essen boykotiert, nur um Brust zu bekommen. So einen Spruch hatte meine Mutter auch mal drauf, geholfen hat sie mir damit nicht.
Unsere Tochter ist mittlerweile 15 Monate und wird auch noch gestillt. Wir hatten zwar nie Probleme mit der Gewichtszunahme, aber essen war auch schon immer so eine Thema.
Sie hat nach Einführung der Beikost immer nur ein paar Löffelchen gegessen und hatte dann keine Lust mehr. Das hat mich mehr als einmal richtig frustriert, zumal ich mir die Mühe gemacht hab, selbst zu kochen. Eine volle Portion hat sie nie geschafft. Frühstück mochte sie noch nie, da knabbert sie bis zum heutigen Tag nur n bißchen hier und da. Eine vollwertige Mahlzeit ist das nicht. Mittag und Abendbrot gehen mittlerweile ganz gut, aber auch nur, weil wir keinen Druck mehr machen. Wir lassen sie selbst essen, auch wenn viel auf dem Boden oder dem Kind landet :) Wenn sie nicht mehr sitzen mag, lassen wir sie aufstehen oder nehmen sie auf den Schoß - meist isst sie dann noch ein bißchen.
Seit sie in der KiTa ist, hat sich auch noch einiges geändert. Da gibt´s keine Brust und sie stillt Hunger und Durst anderweitig. Am Wochenende hatten wir aber auch hin und wieder die Situation, dass die Maus sich hauptsächlich von Brust ernährt und andere Nahrung größtenteils verweigert hat.
Im Übrigen war das Stillen meist ein Trost für mich, wenn sie nicht gut gegessen hatte. So konnte ich mir sicher sein, dass sie neben der Nähe und den Immunglobulinen ;) darüber noch einige Kalorien und vor allem Flüssigkeit bekommt.
Du schreibst, dass es ihm gut zu gehen scheint. Lass dich nicht von Empfehlungen eines Arztes irritieren, der sich an statistischen Tabellen orientiert! Jedes Kind ist anders und entwickelt sich anders - auch in Hinblick auf Gewicht und Größe. Das muss nicht zwangläufig was mit dem Stillen zu tun haben. Vielleicht merkt euer Schatz, dass ihr euch sorgt und fühlt sich verunsichert, was ihn umso mehr an deine Brust bringt, weil er sich dort sicher fühlt. Würde ihm dieser sichere Hafen nun genommen, ginge es ihm sicher nicht gut.
Ich glaube, dass du alles richtig machst! Verlass dich auf deine Intuition und dein Gefühl. Keiner kennt dein Kind besser als du und wenn du den Eindruck hast, dass ihm nichts fehlt, dann warte noch ein bißchen ab. Hab Geduld, auch wenn´s schwer ist. Irgendwann wird das mit dem Essen. Ich kann dir nachfühlen!
Alles Gute für euch!
Lg, Caro
Mitglied inaktiv - 24.02.2012, 09:42
Antwort auf:
Sollte ich bei geringer Gewichtszunahme mit dem Abstillen beginnen?
Liebe Biggi und Caro,
vielen Dank für Eure Antworten und die Unterstützung! Ich werde weiter stillen und schauen, wie sich alles entwickelt. Um sicher zu sein, werde ich den KiA fragen, ob er die Blutwerte überprüfen möchte.
Vielen Dank noch mal, es freut mich sehr, dass wir so ein Forum haben!
Lada
Mitglied inaktiv - 24.02.2012, 10:26
Antwort auf:
Sollte ich bei geringer Gewichtszunahme mit dem Abstillen beginnen?
Hallo.
Ich will Dir Mut machen und Dir das Buch "Mein Kind will nicht essen" von Dr. Gonzalez empfehlen. Muttermilch enthält übrigens mehr Kalorien und Nährstoffe als die meiste Beikost. Warum also soll sie schlecht für Dein Kind sein? Dr. Gonzalez schreibt, dass ein Kind genau weiss, was und wieviel es braucht, um satt zu werden und zu wachsen.
Alles Gute.
von
sternchen-12
am 24.02.2012, 16:25