Mein Sohn (14 Wochen) kam mit einem Gewicht von 2730g zur Welt. Seit der Geburt stille ich ihn voll. Anfangs wollte er alle 2Stunden an die Brust - auch nachts. Mittlerweile schläft er nachts die erste Phase ab ca. 20Uhr 5 Stunden und danach nochmal 3-4Stunden. Anschließend will er wieder alle 2 Stunden an die Brust. Mein Sohn nimmt mal mehr mal weniger gut zu, aber sein Gewicht stagnierte bisher nie. Jetzt wiegt er knapp 5000g. Dennoch wird mir ständig eingeredet, dass ich unbedingt zufüttern müsste, damit mein Sohn endlich richtig zunimmt und auch mal satt wird. Ich bin aber eigentlich gegen das zufüttern, weil ich denke, dass Muttermilch eben das beste für mein Baby ist. Soll ich es trotzdem tun?
P.S. Mein Sohn trinkt meistens pro Mahlzeit auch nur 10 Minuten (in Ausnahmefällen werden es auch mal 20 oder 30 Minuten).
Vielen Dank im Voraus für die Hilfe!
von
dp1981
am 15.02.2012, 22:33
Antwort auf:
Soll ich Pre-Nahrung zufüttern?
Liebe dp1981,
Ihr Kind hat pro Woche ca 160 Gramm zugenommen, das ist grenzwertig.
Ob Ihr Kind gedeiht können Sie bei einem vollgestillten Baby an den folgenden Anzeichen erkennen:
o mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass "nass" ist, können Sie sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.).
o in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal)
o eine Gewichtszunahme entsprechende den Angaben der WHO Child Growth Standards WHO Multicentre Growth Referencs Study Group, 2006, d.h. im Durchschnitt:
o 1. bis 3. Monat: 200 400 g/Woche, mind. 150 g/Woche
o 4. Monat: 110 160 g/Woche
o 5. Monat. 400 500 g/Monat
o 6. Monat: 350 500 g/Monat
o eine gute Hautfarbe und eine feste Haut,
o Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs
o ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen.
Solange diese Kriterien erfüllt sind, dürfte alles in Ordnung sein.
Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein.
In Ihrer Situation ist eine Zusammenarbeit von Mutter, Kinderärztin und Stillberaterin zu empfehlen. Ich suche Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben.
Bis Sie eine Stillberaterin erreichen können hier einige allgemeine Hinweise zur Steigerung der Milchmenge:
Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb sollten Sie Ihr Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Etwa alle zwei Stunden (jeweils vom Beginn der letzten Mahlzeit bis zum Beginn der nächsten Mahlzeit gerechnet) und vermeiden Sie den Schnuller. Der Schnuller befriedigt das Saugbedürfnis ihres Kindes, ohne dass es dabei Nahrung erhält. Bei einen wenig zunehmenden Kind ist dies nicht günstig.
Um das Interesse Ihres Babys an der Brust wach zu halten, können Sie es mit Wechselstillen versuchen. Beim Wechselstillen legen Sie Ihr Baby an und stillen es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nehmen Sie es sanft von der Brust (vergessen Sie nicht den Saugschluss zu lösen) und lassen es aufstoßen, streicheln seine Fußsohlen oder massieren es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Sie es wieder etwas ermuntert haben. Dieses `Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Nach ein paar Tagen sollte eine Gewichtszunahme bei Ihrem Baby feststellbar sein. Der Schlaf eines nicht genügend zunehmenden Kindes ist NICHT heilig, deshalb sollten Sie Ihr Baby zum Stillen wecken!
Um die Milchproduktion zu steigern kann außerdem zusätzliches Pumpen sinnvoll sein. Allerdings sollte Ihnen eine gute Pumpe zur Verfügung stehen und außerdem das Pumpen richtig erklärt werden. Leider gibt es immer noch Pumpen, die ungeeignet sind und selbst mit einer effektiven Pumpe muss das Pumpen gelernt und geübt werden. Am besten wäre es, wenn Ihnen eine Stillberaterin vor Ort das Abpumpen genau erklärt und Ihnen zeigt wie Sie die Brust massieren können.
Achten Sie darauf, dass SIE so viel Ruhe und Erholung wie möglich bekommen (am besten legen Sie sich zusammen mit Ihrem Baby ins Bett) und sich möglichst ausgewogen und ausreichend ernähren. Kohlenhydratreiche Nahrung wirkt sich positiv auf die Milchmenge aus. Trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Sie müssen keinen Milchbildungstee trinken und wenn Sie ihn trinken wollen, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme bei den Kindern verursachen. Eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr wirkt sich NICHT positiv auf die Milchbildung aus. Sie trinken genügend, wenn Sie sich nicht ausgedörrt fühlen, wenn Ihr Urin hell ist und Sie keine Verstopfung bekommen.
Bieten Sie bei jeder Mahlzeit beide Brüste an. Dadurch das Baby wirklich die gesamte vorhandene Milch bekommt und die Milchproduktion in beiden Seiten angeregt wird.
Achten Sie auf eine korrekte Stillhaltung und richtiges Ansaugen Ihres Babys. Das Baby darf nicht nur die Spitze der Brustwarze in den Mund nehmen. Seine Lippen müssen auf dem Warzenhof aufliegen. Nicht selten liegt es an einer ungünstigen Saugtechnik des Babys, wenn die Milchmenge nicht ausreicht ist. Stillhütchen können dieses Problem noch weiter verschärfen. Am besten wäre es, wenn Sie sich von einer Stillberaterin vor Ort das korrekte Anlegen zeigen lassen und sich erklären lassen, woran Sie erkennen, ob ihr Baby richtig saugt.
Beim korrekten Anlegen warten Sie, bis das Baby seinen Mund weit öffnet wie zum Gähnen. Dann wird es rasch an die Brust gezogen. Der Mund des Babys sollte mindestens zweieinhalb Zentimeter des Brustwarzenhofes bedecken. Das Kinn und die Nasenspitze des Babys berühren die Brust während der Stillmahlzeit. Die Lippen des Babys sind `aufgeschürzt" und entspannt. Die Zunge des Babys liegt unter der Brust. Schläfen und Ohren des Babys bewegen sich während des Saugens.
Das Baby liegt mit der Mutter Bauch an Bauch. Es liegt auf der Seite, so dass sein ganzer Körper der Mutter zugewandt ist. Sein Kopf ruht in ihrer Ellenbeuge, sein Rücken wird von ihrem Unterarm gestützt und sie hält seinen Po oder Oberschenkel mit ihrer Hand. Ohr, Schulter und Hüfte des Babys bilden eine Linie. Der Kopf sollte gerade liegen und nicht zurückgebogen oder zur Seite gedreht sein. Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik finden Sie in dem Infoblatt `Stilltechniken, die funktionieren", das bei jeder La Leche Liga Stillberaterin bezogen werden kann.
Eventuell notwendige Zusatznahrung sollte nach Möglichkeit nicht mit der Flasche, sondern mit einer alternativen Fütterungsmethode (z.B. dem Becher oder ev. Brusternährungsset) gegeben werden. Auch das Bechern sollten Sie sich von einer Kollegin vor Ort zeigen lassen. Alles Saugen des Babys sollte möglichst an Ihrer Brust erfolgen.
Selbstverständlich sind auch andere Stillpositionen möglich, wichtig ist aber, dass das Kind immer genügend Brust in den Mund nimmt und den Kopf beim Trinken nicht drehen muss.
Scheuen Sie sich wirklich nicht, sich an eine Kollegin in Ihrer Nähe zu wenden.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 16.02.2012
Antwort auf:
Soll ich Pre-Nahrung zufüttern?
Liebe Biggi,
als erstes vielen, vielen Dank für die ausführlichen Informationen.
Im Prinzip erfüllt mein Baby alle Kriterien, außer eben der Gewichtszunahme. Ich bin hin- und hergerissen deswegen. Zumal man ja ständig unterschiedliche Meinungen hört. Meine Hebamme z.B. sagt, dass eine Mindestgewichtszunahme von 100g/Woche ausreichend sei. Die Kinderärztin meint ebenfalls, dass im Moment noch kein Handlungsbedarf besteht. Desweiterin hat mir die Kinderärztin empfohlen, noch bis zum Ende des 3.Monats voll zu stillen, und danach mit Beikost anzufangen, um die Pre-Nahrung zu umgehen. Das wiederum unterstützt meine Hebamme jedoch nicht. Sie sagt, ich solle nicht vor dem 5.Monat mit Beikost beginnen. Und ich selbst wiederum wollte eigentlich gerne 6 Monate voll stillen.
Über das Hinzuziehen einer Stillberaterin vor Ort habe ich schon des Öfteren nachgedacht. Vielleicht sollte ich dies tatsächlich in die Tat umsetzen. Deshalb wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mir Namen und Kontaktdaten der nächstgelegenen LLL Stillberaterin mitteilen könnten.
Bis dahin werde ich Ihre Tipps bezüglich des Stillens beherzigen, in der Hoffnung, dass ich eine bessere Gewichtszunahme bei meinem Baby erzielen kann.
Liebe Grüße und nochmals vielen Dank.
von
dp1981
am 16.02.2012, 08:37
Antwort auf:
Soll ich Pre-Nahrung zufüttern?
Ich habe völlig vergessen, Ihnen meinen Wohnort mitzuteilen. Ich bräuchte eine Stillberaterin aus dem Bereich Schkeuditz (PLZ 04435), in der Nähe von Leipzig.
Vielen Dank!
von
dp1981
am 16.02.2012, 08:47
Antwort auf:
Soll ich Pre-Nahrung zufüttern?
Liebe dp1981,
ich würde auch noch abwarten und versuchen, die vorherigen Tipps zu befolgen und mit der Beikost würde ich auch eher abwarten.
Sie können sich an Frau Katrin Trajkovits, Tel.: 0341 - 4799416 wenden, sie wird Ihnen sicherlich zur Seite stehen!
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 16.02.2012