Sohn (2 1/2) Wochen hängt nur an der Brust

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Sohn (2 1/2) Wochen hängt nur an der Brust

Hallo, Ich habe das Problem, dass mein Sohn seit ein paar Tagen nur an meiner Brust hängt. Gestern saß ich über vier Stunden auf dem Sofa und habe ihn von rechts nach links gelegt, bis mein Mann ihn nahm und mit ihm spazieren lief. Er war mittlerweile auch so müde geworden, dass er sofort einschlief. Letzte Nacht musste ich mich mit ihm an meiner Brust ins Bett legen, damit er überhaupt Ruhe gab. Ich glaube, dass meine Milch reicht, weil er gut zunimmt. Generell ist es so, dass er sich wenn er weint fast nur durch meine Brust beruhigen lässt. Einen Schnuller nimmt er nicht. Ich wäre ihnen so dankbar, wenn Sie mir helfen könnten. So "intensiv" hatte ich mir eine Stillbeziehung nicht vorgestellt. Vielen Dank schon mal für ihre Tipps!!

von SK1 am 19.11.2012, 10:08



Antwort auf: Sohn (2 1/2) Wochen hängt nur an der Brust

Liebe SK1, dieses Verhalten entspricht schon fast „lehrbuchmäßig" dem eines wenige Tage oder Wochen alten Babys, das eben nicht zehn bis 15 Minuten an der Brust trinkt und danach zufrieden einschläft (Baby, die sich so verhalten, sind so schwierig zu finden, wie eine Nadel im Heuhaufen). Babys haben ein über das reine Ernährungssaugen hinausgehendes Saugbedürfnis und diesem „non nutritiven" Saugen kommt eine sehr große Bedeutung zu. Nun werden viele Menschen sagen: „Dafür gibt es ja einen Schnuller". Doch das ist eine sehr zweifelhafte Antwort. Der Schnuller ist eine Brustattrappe und von der Natur ist vorgesehen, dass das non nutritive Saugen an der Brust stattfindet. Wird der Schnuller eingesetzt, kann es nicht nur zu Saugproblemen kommen, er kann auch dazu führen, dass das Kind zu wenig Zeit an der Brust verbringt, so dass die Brust nicht ausreichend stimuliert wird und das Kind nicht die Milch bekommt, die es braucht. Der Gebrauch des Schnullers ist sehr kritisch zu sehen. Die anderen Nebeneffekte, wie häufiges Aufstehen der Mutter, weil das Kind den Schnuller verliert, sind natürlich auch nicht gerade angenehm. Sie können sich und Ihrem Baby das Leben sehr viel einfacher machen, wenn Sie sich auf Ihr Kind einlassen. Die oben erklärten Zusammenhänge machen es Ihnen möglicherweise einfacher, dem Bedürfnis des Kindes entgegenzukommen, zumal es erwiesen ist, dass es sich langfristig auszahlt, diese Bedürfnisse jetzt zu stillen. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Ein Wachstumsschub ist mit etwa zwei Wochen zu erwarten. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein. Ich kann Ihnen nur dringend empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in ihrer Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem werden Sie sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Ihr kleines Menschlein. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 19.11.2012



Antwort auf: Sohn (2 1/2) Wochen hängt nur an der Brust

Vielen lieben Dank! Das hat mich schon mal sehr beruhigt. Ich wohne in Neu- Ulm Postleitzahl 89233.

von SK1 am 19.11.2012, 13:01



Antwort auf: Sohn (2 1/2) Wochen hängt nur an der Brust

Liebe SK1, Frau Heidi SCHNEIDER, Tel.: 07307 - 24683 dürfte die nächste Beraterin sein. Biggi

von Biggi Welter am 19.11.2012



Antwort auf: Sohn (2 1/2) Wochen hängt nur an der Brust

Vielen, vielen Dank für Ihre Bemühungen und die sehr ausführliche Antwort. Liebe Grüße

von SK1 am 19.11.2012, 16:59



Antwort auf: Sohn (2 1/2) Wochen hängt nur an der Brust

Hallo du. Keine Panik, das gibt sich wieder! Das sind nur ein paar Tage, bis sich das eingespielt hat. Versuch dein Glück mal, wenn du deine Brust mal schonen willst, falls die wund ist, indem du deinen kleinen Finger (ganz kurz und stumpf gefeilt!) mit dem Nagel nach oben zum Gaumen zum Saugen anbietest. Klappt aber nicht, wenn der Knirps Hunger hat, stillt aber das Saugbedürfnis. Liebe Grüße Angela (deren Sohn jetzt 7 Wochen alt ist und das gleiche Spiel hatte)

von tanzmit am 19.11.2012, 18:01



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