Hallo,
meine Tochter wird in Kürze 8 Monate alt und ich habe vor 2 1/2 Monaten mit der Beikost angefangen, weil ich den Eindruck hatte, dass sie soweit ist. Die ersten 1-2 Wochen waren natürlich noch etwas schwierig, weil sie sich erst an die Konsistenz von Brei gewöhnen musste, aber dann hat sie den Brei angenommen, nur leider nimmt sie mir weder beim Mittagsbrei noch beim Abendbrei eine volle Mahlzeit, also Gläschen, ab. Spätestens nach der Hälfte wird sie unkonzentriert und manscht nur noch rum. Daher wärme ich schon meist nur ein halbes Glas an. Habe es auch schon versucht mit Selbstgekochten, aber das hat sie mir gar nicht abgenommen. Ich stille meine Tochter noch und das auch nach den Breimahlzeiten,weil sie auch darauf wartet. Habe das Gefühl, dass sie das Breiessen auch nur so als nebenbei sieht und das Stillen als die richtige Mahlzeit. Natürlich bin ich mir im Klaren, dass es ja auch "Bei"kost heißt und die Muttermilch Vorrang hat. Aber in wenigen Monaten muss ich wieder arbeiten gehen und dann gibt es zumindest tagsüber keine Muttermilch mehr aus der Brust und außerdem bekommt sie so langsam Zähne und dann wird es sicher auch nach und nach für mich unangenehm. Deswegen meine Frage: Ist es nach 2 1/2 Monaten normal, dass meine Tochter noch immer so wenig Beikost zu sich nimmt, kann ich sie irgendwie dazu bringen sich mehr daran zu gewöhnen ? Den Nachmittagbrei kann ich mir somit ja vorerst sparen, sonst habe ich nachher noch mehr für den Mülleimer.
von
mandolina14
am 03.09.2012, 20:23
Antwort auf:
Schwierigkeiten bei der Beikost
Liebe mandolina14,
ja, das ist noch völlig normal und Du brauchst einfach Geduld.
Der beste Weg, ein Kind zu einem „schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet „Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst".
Das Thema Essen kann sich schnell zu einem absoluten Kampfthema entwickeln und das Kind ist schnell so weit, dass es sich nur noch mit „Totalverweigerung" wehren kann. Genau diese Situation sollte aber unbedingt vermieden werden, denn mit Kampf und Druck erreichst Du genau das Gegenteil. Das Thema Essen wird immer konfliktbeladener, das Kind erlebt essen nicht als etwas Sinnliches und Angenehmes, sondern nur als Tortur. So kann der Grundstein für eine langfristige Essstörung gelegt werden.
Versuche es weiterhin auf einem anderen Weg. Vermeide es, dein Kind mit Gewaltkuren zum Essen zwingen zu wollen, ja lass das Thema ganz sein.
Lass es selbst fingergerechte Nahrung essen, wenn es dies gerne tut. Kein Kind muss Brei essen und Milchbrei ist bei einem Kind, das häufig genug gestillt wird absolut überflüssig.
Es gibt Babys, die es geradezu hassen und hysterisch reagieren, wenn man ihnen etwas in den Mund stecken will. Diese Kinder essen aber recht gut, wenn sie selber essen dürfen. Das Geschmiere, das es dabei gibt, ist weniger schlimm, als das Theater mit einem Kind, dass sich mit allen Kräften wehrt und außerdem lernen die Kinder recht schnell gut zu essen.
Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden.
Probier es einfach einmal aus.
Sicher ist auch für dich das Buch „Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich.
Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken:
Energie: 830 kcal = 1185 ml MM
Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM
Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM
Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM
Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM
Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen.
Sollte dein Kind auch in zwei Monaten noch nicht mehr essen (was unwahrscheinlich ist!!), kannst Du immer noch abgepumpte Milch mit geben, die dein Kind während deiner Abwesenheit aus einer Tasse trinken kann.
Bleib geduldig, erzwingen kannst Du nichts.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 03.09.2012