Schwangerschaftsdiabetes und stillen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Schwangerschaftsdiabetes und stillen?

Hallo , Ich bin total durcheinander und hoffe, dass sie mir hier helfen können. Mein erstes Kind habe ich nur 1 Monat gestillt bzw. musste es abpumpen da aufgrund der Platten Nippel er nicht gesaugt hat auch mit die Hütchen nicht. Nach 1 Monat hat ich keine Milch mehr. In 3 Wochen bekomme ich mein zweites Kind, allerdings habe ich in diese Schwangerschaft ein Diabetes entwickelt und hab schon in 2.5 Monaten 15,5kg abgenommen. Ich brauche keine Insulin und hab alles unter Kontrolle mit der Ernährungsumstellung. Jetzt ist es so, dass ich mich entschieden habe nicht zu stillen, hört sich vielleicht total egoistisch an, aber ich habe bis jetzt eh auch vieles verzichtet aufgrund meiner Glutenunverträglichkeit, dann wegen den Diabetes und natürlich die Lebensmittel die man in der Schwangerschaft nicht essen darf. Und möchte nach der Geburt ein bisschen mehr Qualität in mein Leben rein bringen, wollte mein Baby mit Beba HA PRE füttern. Es kommt auch noch dazu, dass mein Mann viel arbeitet und mein erstes Sohn jeden Nachmittag nach den Kindergarten zum Sport usw gefahren werden muss und ich bin kein Typ der in die Öffentlichkeit stillt. Heute war ich mal wieder beim Diabetologen und als er hörte, dass ich nicht stillen wollte. Ging es sofort los, dass ich dann wahrscheinlich der Diabetes behalte oder eh in paar Jahren bekommen werde. Jetzt bin ich total verunsichert und weiß nicht mehr was ich machen soll.

von Toni92 am 20.08.2018, 10:41



Antwort auf: Schwangerschaftsdiabetes und stillen?

Liebe Toni92, etwa die Hälfte aller Neugeborenen von diabetischen Müttern wird hypoglykämisch (hat einen niedrigen Blutzuckerspiegel). Die Chancen dafür verringern sich, wenn die Mutter während der Schwangerschaft auf eine gute Kontrolle ihres Diabetes achtet. Der Fötus einer diabetischen Mutter kann in utero (im Mutterleib) einem höheren Glukosespiegel als normal ausgesetzt sein. Diese Glukose speichert er in seinen Organen als Fett. Außerdem wird er dadurch zu einer übermäßigen Insulinproduktion veranlasst. Bei der Geburt ist dieses im Blutkreislauf zirkulierende überschüssige Insulin für ein schnelles Absinken des Blutzuckerspiegels verantwortlich. Dies wird Hypoglykämie genannt. Viele Neugeborene passen sich schnell an. Andere, insbesondere Frühgeborene, benötigen Milch oder intravenös verabreichte Glukose, um den Blutzuckerspiegel zu erhöhen. Stillen stellt dabei die zu bevorzugende Vorgehensweise dar. Es kann jedoch auch abgepumpte Muttermilch oder künstliche Säuglingsnahrung zur Vermeidung einer Saugverwirrung mit einem Becher, einer Pipette oder einem Löffel gegeben werden. Eine intravenöse Zufuhr von Glukose ist meist nur beim Auftreten von Symptomen oder bei Babys notwendig, die sich einer oralen Aufnahme widersetzen. Einige Ärzte haben festgestellt, dass unmittelbares Anlegen nach der Geburt (wenn die Mutter sich gut fühlt) eine Hypoglykämie abmildern oder verhüten kann. Die Glukoseinfusion, der den Müttern häufig routinemäßig während der Wehen angelegt wird, kann dazu beitragen, dass die Babys im Anschluss an die Geburt hypoglykämisch reagieren. (Ist eine Flüssigkeitszufuhr bei der Mutter notwendig, können glukosefreie Flüssigkeiten intravenös verabreicht werden.) Will die Mutter eine routinemäßig angelegte Infusion vermeiden, sollte sie dies mit ihrem Geburtshelfer vor der Geburt besprechen. Ich zitiere dir zum Thema „Diabetes" noch aus dem „Breastfeeding Answer Book" revised edition 1997: „Diabetes Mellitus Diabetes ist eine der am weitesten verbreiteten ernsthaften Stoffwechselstörungen. Der Körper eines Diabetikers produziert nicht genügend Insulin. Insulin ist ein Hormon, das für die Umwandlung von Zucker und Kohlenhydraten in Energie benötigt wird. Dadurch entsteht ein abnormal hoher Blutzuckerspiegel. Insulinabhängige Diabetiker brauchen täglich Insulininjektionen und müssen sorgfältig eine vorgeschriebene Diät einhalten. Stillen bringt Vorteile für diabetische Frauen. Stillen bietet diabetischen Müttern besondere Vorteile: · Stillen kann Stress vermindern. Stress verschlimmert Diabetes. Durch das Stillen im Liegen erhält die Mutter zusätzliche Ruhemöglichkeiten, während sie ihr Baby füttert. Außerdem fördern die beim Stillen freigesetzten Hormone die Entspannung der Mutter. · Untersuchungen weisen darauf hin, dass Stillen das Risiko einer späteren Diabeteserkrankung des Babys herabsetzt (Karjalainen, 1992; Metcalfe, 1992; Virtanen, 1991). Da die Empfänglichkeit für den Diabetes-Typ I erblich ist, ist es für ein Baby einer insulinabhängigen Diabetikerin besonders vorteilhaft, gestillt zu werden. · Statistisch gesehen ist ein gestilltes Baby gesünder, so dass viele Arztbesuche wegen Ohrenentzündungen, Verdauungsproblemen und Allergien erspart bleiben. · Durch die beim Stillen freigesetzten Hormone und die bei der Milchbildung zusätzlich verbrauchte Energie kann die von der Mutter benötigte Insulinmenge reduziert werden. · Viele Diabetikerinnen berichten, dass sie sich in der Stillzeit gesünder und besser fühlen. · Stillen fördert das Gefühl der Liebe und Nähe zwischen Mutter und Baby, ein wichtiger Vorteil für den Fall, dass Mutter und Baby nach der Geburt für einige Zeit getrennt werden müssen. · Im Allgemeinen führt das Stillen dazu, dass die Diabetes nach der Geburt eines Babys besser zu beherrschen ist, da die natürliche Reaktion des Körpers auf eine Geburt und die für die Milchbildung verantwortlichen Hormone dazu führen, dass physiologische Veränderungen langsamer verlaufen. · Stillen kann der Mutter helfen, sich normal zu fühlen, denn sie ist wie jede andere Mutter dazu in der Lage, ihrem Baby das Beste zu geben. ... Die diabetische Mutter muss während ihrer Schwangerschaft und Geburt sorgfältig überwacht werden. Durch die Hormonveränderungen während Schwangerschaft und Geburt kommt es zu Schwankungen des Blutzuckerspiegels der Mutter. Das bedeutet, dass sie von ihrem Arzt sorgfältig überwacht werden muss. In den ersten Tagen nach der Geburt wird die Mutter wahrscheinlich drastische Veränderungen im Blutzuckerspiegel und Azetonwert erleben. Diese plötzlichen Stoffwechselveränderungen müssen sorgfältig überwacht werden. Sobald die Diät der Mutter und ihre Insulingaben angepasst und unter Kontrolle sind, sollten bei einer diabetischen Mutter keine weiteren Probleme auftreten, vorausgesetzt, sie hält sich an die Vorschriften. Diese Stoffwechselveränderungen treten immer auf, ob die Mutter nun stillt oder nicht. Im Allgemeinen führt Stillen zu einer besseren Kontrolle der Diabetes nach der Geburt eines Babys, da die natürliche Reaktion des Körpers auf eine Geburt und die für die Milchbildung verantwortlichen Hormone dazu führen, dass physiologische Veränderungen langsamer verlaufen." Stillen kann einen Einfluss auf den Blutzuckerwert haben. Man weiß, dass Diabetikerinnen in der Stillzeit häufig einen niedrigeren Insulinbedarf haben. In wie weit sich das Stillen aber nun bei dir persönlich auswirkt, kann ich dir nicht sagen. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 20.08.2018