Hallo!
Ich habe folgendes Problem mit meiner 16-wöchigen Tochter , geboren in der 35. Ssw. Seit ca 4 bis 5 Wochen fängt meine Tochter an ,ab ungefähr Mittag, spätestens Nachmittag, die Brust anzuschreien, wenn ich sie stillen möchte. Entweder geht sie erst ran, nuckelt ein bisschen und fängt dann an zu schreien, oder es ist gleich von Anfang an nicht's zu machen. Sobald ich sie auf den Arm nehme , oder im Liegen auf die Seite drehe , fängt sie an zu weinen. Auch in einem dunklen Raum ist es manchmal ein langer "Kampf" ehe sie trinkt, wenn sie dann überhaupt trinkt. Manchmal bekommt sie dann ein Fläschchen, das funktioniert ohne schreien. Nachts und morgens noch trinkt sie ganz normal.
Desweiteren schnalzt sie auch beim Trinken. Meine Hebamme meinte ich solle sie jedes Mal "abdocken" und wieder anlegen bis sie es sein lässt. Das habe ich nun ein paar Mal versucht, jedoch muss ich es so oft machen, dass meine Tochter irgendwann einschläft, ohne richtig getrunken zu haben.
Da ich froh bin ,dass sie überhaupt an die Brust geht, lasse ich sie im Moment einfach schnalzend trinken . Das Bäuerchen danach klappt oft, aber nicht immer.
Zudem ist mir aufgefallen, dass sie im Durchschnitt nur 3 bis 5 Minuten trinkt ( ca 6 bis 8x am Tag ). Aus der Flasche trinkt sie 40-60ml , eigentlich möchte ich ihr keine geben da ich Angst habe, dass sie die Brust irgendwann ganz verweigert, andererseits habe ich auch Angst, dass sie nicht genug zu Essen bekommt.
Meine Hebamme kann mir leider nicht weiterhelfen, die Kinderärztin sagt es sei eine Phase . Diese Phase geht aber ganz schön lange, oder kann das normal sein?
Sie nimmt jetzt im Durchschnitt 120 Gramm die Woche zu. Startgewicht war 2240 Gramm, jetzt hat sie 4760 ( durch einen schweren Start ins Leben hat sie erst mit 4 Wochen Pre Milch bekommen, vorher hat sie über einen Tropf Elektrolyte erhalten, voll gestillt ist sie ab der 8. Woche ).
Haben Sie noch einen Tipp für mich? Kann eine Phase wirklich so lange dauern? Ist diese in meinen Augen geringe Gewichtszunahme normal?
Vielen Dank für die Mühe
von
AnitaBpunkt
am 10.08.2022, 06:17
Antwort auf:
Schreien an der Brust
Liebe AnitaBpunkt,
ich glaube eher, dass dein Baby nicht mehr korrekt trinken kann, evtl. durch die Flasche.
Eine Saugverwirrung lässt sich leider nie ganz ausschließen, auch nicht bei einem älteren Stillkind und auch nicht, wenn es vorher unter Umständen monatelang gut gegangen ist.
Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung.
Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen.
Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
Nun kann ich aber weder dich noch das Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und dir auch nichts zeigen.
Wende dich deshalb unbedingt an eine Kollegin vor Ort!
Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen.
Weitere Maßnahmen, die sich bewährt haben, sind:
im Umhergehen stillen,
in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen,
im Halbdunkeln stillen,
im Halbschlaf stillen,
das Baby mit der Brust spielen lassen,
unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren,
alle künstlichen Sauger vermeiden,
das Baby massieren,
viel Körperkontakt (Haut auf Haut),
und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt.
Lass jetzt einmal alle künstlichen Sauger weg und lege dein Baby an, wann immer es die Brust nimmt. Solltest du den Eindruck haben, dass dein Kind nicht satt ist, kannst du etwas Milch mit dem Löffel oder einem Becher geben.
Sicherlich kannst du im Moment auch erst den Milchspendereflex auslösen, bevor du dein Baby anlegst, wichtig ist jetzt, dass es überhaupt an die Brust geht.
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 10.08.2022
Antwort auf:
Schreien an der Brust
Vielen Dank für die Tipps und die rasche Antwort!
von
AnitaBpunkt
am 11.08.2022, 13:23