Schmerzmittel bei der Zahnbehandlung und Stillen

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Schmerzmittel bei der Zahnbehandlung und Stillen

Guten Abend, Unser Sohn ist 7 Wochen alt und wird gestillt. Ich habe aber Zahnschmerzen und denke, es wird wohl eine Zahnbehandlung geben. Ich hätte gern gewusst, ob ich trotzdem Schmerzmittel bei der Behandlung bekommen könnte und falls ja, welche kämen in Frage? Es gibt auch eine Möglichkeit bei der Behandlung "Lachgas" einzuatmen, ich bin mir aber nicht sicher, was den stillenden Müttern erlaubt ist, und was nicht. Als ich noch schwanger war, musste bei mir ein Zahn behandelt werden und mein Zahnarzt meinte, daß mein Körper während der Behandlung viel mehr Adrenalin ausschütteln würde, als was ich aus der Spritze bekomme. Vielen Dank im voraus für Ihre Antwort!

von Mamyte am 07.12.2011, 18:11



Antwort auf: Schmerzmittel bei der Zahnbehandlung und Stillen

Liebe mamyte, eine Zahnarztbehandlung, auch mit Betäubung usw., verlangt KEINE Stillpause und auch kein Verwerfen der Milch! Ich zitiere hierzu aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, 7. Auflage 2006: "Lokalanästhetika: Erfahrungen. Lidocain (z.B. Xylocain®) geht selbst bei intravenöser Behandlung von Herzrhythmusstörungen nur in geringer Menge in die Muttermilch über (siehe Kapitel 4.6). Bei insgesamt 27 Patientinnen, die zur Sectio eine Epiduralanästhesie mit durchschnittlich 183 mg Limain und 82 mg Bupivacain erhalten hatten, wurden nach 2, 6 und 12 Stunden Lokalanästhetika und deren Metabolite im Serum und in der Milch nachgewiesen. Im Mittel fanden sich 860 µg/l Lidocain und 90 µg/l Bupivacain in der Milch sowie 140 µg/l des Metaboliten Pipecolylxylidid (PPX) (Ortega 1999). Die M/P-Quotienten betrugen 0,9, 0,4 und 1,3. Es sind nicht mehr als 1 bis höchstens 4 % der per os ohnehin kaum verfügbaren Wirkstoffe als relative Dosis für ein gestilltes Kind zu erwarten. Die beobachteten Kinder zeigten keine Auffälligkeiten. Bei der Applikation von 3,6 - 7,2 ml Lidocain 2 % ohne Adrenalinzusatz im Zusammenhang mit einer zahnärztlichen Therapie fanden sich für Lidocain und seinen Metaboliten Monoethylglycerinxylidid durchschnittlich nur 73,4 µg/l bzw. 66,1 µg/l in der Milch, toxische Wirkungen beim gestillten Kind wurden für unrealistisch gehalten (Giuliani 2001). Eine interpleurale Dauerinfusion von Bupivacain (z.B. Carbostesin®), 25 mg/Stunde, führte zu maximal 0,45 µg/ml in der Muttermilch. Im Serum des Säuglings war die Substanz nicht nachweisbar (Nachweisgrenze < 0,1 µg/ml). Toxische Symptome wurden nicht beobachtet (Übersicht in Spigset 1994). Zu Levobupivacain (Chirocain®), Mepivacain (z.B. Scandicain®), Procain und Ropivacain (Naropin®) liegen keine Daten zur Stillzeit vor. Es ist jedoch anzunehmen, dass diese Substanzen und vor allem solche mit kurzer Halbwertszeit und hoher Plasmaeiweißbindung wie Articain (z.B. Ultracain®) nur sehr geringe Konzentrationen in der Milch erreichen. Der bei Lokalanästhesie übliche Adrenalinzusatz wirkt ohnehin einem Übergang in die Muttermilch entgegen. Prilocain (Xylonest®) wirkt in stärkerem Maße als die anderen Lokalanästhetika als Methämoglobinbildner. Systematische Untersuchungen zur Anwendung in der Stillzeit fehlen auch für die ausschließlich zur Lokaltherapie eingesetzten Substanzen Benzocain (z.B. Anaesthesin® Creme), Chlorethan (z.B. WariActiv® Aerosol), Oxybuprocain (z. B. Thilorbin® Augentropfen) und Tetracain (z.B. Acoin® Lösung), wobei hier nicht mit einer systemischen Resorption größerer Mengen zu rechnen ist. Empfehlung für die Praxis: Bei üblicher Anwendung (im Rahmen einer Zahnbehandlung oder anderer Eingriffe) können Lokalanästhetika in der Stillzeit verwendet werden; dies gilt auch für Kombinationen mit Adrenalin. Prilocain sollte gemieden werden, nach dennoch erfolgter Applikation ist jedoch keine Stillpause erforderlich." Sollten danach Medikamente nötig sein, gibt es auch genug Alternativen, die mit dem Stillen vereinbar sind. Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 07.12.2011



Antwort auf: Schmerzmittel bei der Zahnbehandlung und Stillen

danke für die Info!

von Mamyte am 10.12.2011, 21:39



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Zahnbehandlung

Liebe Biggi, ich bin besorgt. Ich unterziehe mich momentan einer Zahnbehandlung, bei der zwei Kronen ausgetauscht werden müssen, zudem musste bei beiden Zähnen ein Zahnaufbau erfolgen. Ich hatte bislang drei Termine und beim ersten auch gesagt, das ich stille. Man sagte, das sei kein Problem und bezog sich auf die lokale Betäubung. Nun ist einig...


Darf ich Schmerzmittel nehmen?

Hallo, das ist hoffentlich die letzte Frage. Darf ich Schmerzmittel nehmen? Danke nochmal. Liebe Grüße Pippi-Langstrumpf


Abstillen - Milchstau - Schmerzmittel

Hallo, Ich habe vor einer Woche meinen 18 Monate alten Sohn abgestillt. Er hat das ganze prima gemacht und verlangt inzwischen nicht mal mehr nach der Brust wenn er hungrig und müde zur selben Zeit ist. Allerdings kam die Umstellung noch nicht an meiner Brust an. Ich hab schon immer mit sehr viel Milch zu kämpfen und nun seit einer Woche unheim...


Schmerzmittel

Hallo ich habe direkt drei Fragen Ich war für ein paar Tage im Krankenhaus und habe wirklich viel Schmerzmittel bekommen... überwiegend Novalgin... wie lange darf ich nun nicht stillen? Im Krankenhaus gibt es zu viele Meinungen Nächste Woche muss ich nun operiert werden... ab wann nach der Narkose darf ich mein kleines Wunder wieder still...


Stillen und Zahnbehandlung

Liebe Frau Wetter, ich bin gerade etwas verzweifelt und hoffe, dass Sie mir weiterhelfen können. Ich habe leider seit geraumer ZeitProbleme mit einem Zahn.Zu Beginn der Schwangerschaft brach mir ein Stück ab.Da ich Heparin spritzte und es eine schwierige Stelle war gestaltete sich die Behandlung etwas kompliziert. Nun ist mein Sohn bereits fünf M...


Zahnbehandlung Stillzeit

Hallo, mir wurden 3 große KunststoffFüllungen gemacht. Der Zahnarzt meinte, kein Problem während des Stillens. Nun las ich aber im Nachhinein, dass in dieser Füllung BPA Enthalten ist und laut Studien in den Körper übergeht und somit ja auch in die Muttermilch. Ich habe jetzt ein so schlechtes Gefuhl beim Stillen und wollte fragen, ob es sicherer w...


Akut - Schmerzmittel über längeren Zeitraum

Hallo Biggi, Meine Tochter jetzt 13 Monate und ich leide an einem akuten HWS Syndrom (Halswirbelsäule ist irgendwo geschädigt) das derzeit abgeklärt wird. Seit anderthalb Wochen nehme ich daher täglich ca 1800 MG ibuprofen und 3000 MG Paracetamol und reibe außerdem Voltaren auf Schulter und Wirbelsäule (ich weiß da ist Diclofenac drin was teilwe...


Stillpause wegen Schmerzmittel

Guten Tag, Ich habe folgendes Problem. Seit letzter Woche Freitag nehme ich Novalgin, wegen einer schweren Kieferentzündung. Die bekannten Schmerzmittel, die während der Stillzeit genommen werden dürfen waren nicht ausreichend. Jetzt Pumpe ich mehrfach am Tag Milch ab und schütte diese weg. Ich bekomme am Freitag noch den verursachenden Zahn ...


Schmerzmittel Gürtelrose

Guten Tag, meine Schwester hat seit Ende letzter Woche Gürtelrose und einen 10 Wochen alten Säugling, den sie noch voll stillt. Die Schmerzen sind extrem und sie nimmt Paracetmaol 500mg, was den Schmerz zumindest etwas erträglich macht. Sie versucht nur 2-3x am Tag eine Tablette zu nehmen. Jetzt steht überall man darf nur 3-4 Tage diese Mengen n...


Zahnbehandlung Auswirkung muttermilch?

Hallo Ich hätte mal eine Frage. Ich hatte vor 1,5 Wochen eine zahnfüllung die nah am nerv war. Ich hatte dann danach noch sehr große Schmerzen und habe 1 Woche lang ibu genommen. Jetzt hab ich aufgehört ibu zu nehmen aus Angst das könnte mein baby (19 wochen) schaden. Die Schmerzen sind immer noch groß. Morgen hat er seine 6 fach impfung und dan...