Frage:
Schlafstörungen und nächtliches Stillen
Hallo liebe Stillberaterinnen,
ich wende mich bewusst an Sie und nicht an einen Kinderarzt, da Sie die Thematik empathischer und mit einem ganz anderen Blickwinkel betrachten.
Meine Tochter ist nun 15 Monate alt.
Sie war ein Schreikind und hat schon von Geburt an nicht alleine geschlafen.
Die ersten 6 Monate ist sie nur beim Stillen und auf mir eingeschlafen.
Mit Hilfe der EEH emotionelle erste Hilfe nach Thomas Harms haben wir das Schreien und Einschlafen gut "in den Griff bekommen ".
Seitdem schläft meine Tochter in meinem Arm ein und ich kann sie ablegen und sie schläft dann ca. 2-3 Stunden, wird wach, gestillt und schläft an der Brust oder im Arm ein.
Bisher.
Nun war sie Anfang des Jahres von Januar bis Ende März dauererkältet, lange mit Fieber, Schnupfen, Husten... Sie war nachts deshalb stündlich wach, weil sie kaum Luft bekommen hat. In dieser Zeit hat sie weder richtig essen noch trinken wollen, wollte verstärkt an die Brust.
Als sie wieder gesund war, ist sie aber weiterhin nachts stündlich wach geworden und hatte Schwierigkeiten wieder einzuschlafen. Da mich das stündliche Stillen gestört hatte, hatten mein Mann und ich ein Schlagprogramm gemacht: Zeitfenster von 7 Stunden in der Nacht wurde festgelegt, in dem sie nicht gestillt werden sollte. Ich stillte sie somit nur zum einschlafen und dann im Zeitraum von 21.30 bis ca 4 Uhr morgens nicht mehr. Zum Einschlafen nahm ich sie in den Arm. Wohlgemerkt war dies auch mit Weinen und Schreien verbunden, da sie an die Brust wollte.
Es stellte sich dann aber heraus, dass meine Tochter gegen 2 Uhr nachts tatsächlich Durst oder Hunger hatte, da sie sich da kaum beruhigen liese und alle 10Minuten wieder wach wurde. Also stillte ich sie um 2 Uhr und sie schlief dann bis morgens.
Sie schaffte es dann, nach dem Einschlafen am Abend durchzuschlafen bis 2 Uhr, dann stillen und weiter schlafen bis morgens.
Super, dachten wir.
Das ganze hat ca. 1,5 Wochen gut geklappt.
Dann wurde sie plötzlich wieder stündlich wach. Teilweise war sie dann von 4 bis 6 Uhr morgens hellwach und hat gar nicht mehr geschlafen. Das Zeitfenster des wach seins verschiebt sich auch immer mal wieder etwas nach vorne und geht von 1 bis 2 Stunden.
Nun haben wir seit ca. 6 Wochen diese schlaflosen Nächte.
Sie schläft in meinem Arm ein, ich lege sie ab, 1 Stunde später ist sie wieder wach. Weint.
Ich bin schon wieder übergegangen sie ständig zu stillen, in der Hoffnung dass sie wieder einschläft.
Ich hatte schon ihre Essensportion am Abend erhöht, weil ich dachte, sie hat Hunger.
Nun heißt es immer, ein Kind muss eigenständig einschlafen, was mir enormen Druck macht.
Unser Kind nimmt keinen Schnuller, kein Kuscheltier, kein Tuch oder sonstige Einachlafhilfe.
Sie nimmt nachts kein Wasser, Tee oder so an und schiebt den Becher gleich von sich. Sie weiß ja nicht, was drin ist, sieht nur den Becher und schiebt ihn schon gleich von sich.
Nun wissen wir nicht weiter.
Unser Kinderarzt vermittelt mir ein Schuldgefühl, da ich sie immernoch stille und ich für Ihre Schlafstörungen Schuld sei.
Die Ansicht das Kind "halt schreien zu lassen " , also ins Bett bringen, schreien lassen, hin gehen, dann raus gehen, schreien lassen bis sie irgendwann einschläft widerstrebt mir und will ich nicht machen.
Da hab ich Bedenken, dass sie das Urvertrauen in mich verliert.
(Sie war wie gesagt ein Schreikind und wir haben lange im Rahmen der EEH das aufgearbeitet).
Doch was ist mit dem Kind los? Warum wird sie stündlich wach?
Wie kann ich sie zum Durchschlafen Und Wiedereinschlafen bekommen?
Darf ich sie tatsächlich nachts nicht mehr stillen, liegt es daran dass sie nicht schläft?
Abstillen mag ich eigentlich noch nicht.
Und die schafft es einfach auch nicht, die ganze Nacht ohne was auszukommen, da wir dies ja während des Schlagprogramms festgestellt hatten.
Ein Fläschchen kann ich ihr auch nicht geben, da sie eine Kuhmilch Allergie hat und jeglichen Milchersatz verweigert.
Sie schläft übrigens bei uns im Familienbett.
Ich bin mittlerweile echt fix und fertig und brauche dringend einen hilfreichen Rat und Ansatz.
Vorweg vielen Dank für Ihre Hilfe.
LG Dohach
von
Dohach
am 07.06.2020, 01:20
Antwort auf:
Schlafstörungen und nächtliches Stillen
Liebe Dohach,
ich kann Dich sehr gut verstehen, es muss jetzt etwas unternommen werden, damit DU nicht zusammen klappst.
Sicherlich wird es nicht ohne Tränen klappen, aber Dein Baby kann langsam lernen, dass es eben Zeiten gibt, an denen nicht gestillt wird!
Du lässt Dein Kind ja nicht alleine und verzweifelt weinen, sondern stehst ihm mit Verständnis zur Seite. Das ist auch ganz wichtig, denn Dein Baby kann nur durch Weinen, Toben und Schreien zeigen, dass es ihm gerade nicht gut geht.
Versuche doch einmal, Dich die nächsten Tage viel am Tag auszuruhen (vielleicht kann Dein Mann Dich unterstützen), damit Du Kraft für die kommenden Nächte hast.
In der Nacht sagst Du Deinem Kind ganz klar, dass jetzt nicht gestillt wird, nimmst Dein Kind jedoch liebevoll in den Arm und tröstest es. Dein Kind braucht absolute Klarheit, um sich sicher zu fühlen, es spürt Deine Zweifel und Deine Unsicherheit und reagiert darauf.
Deshalb ist es so wichtig, dass Du liebevoll konsequent bleibst.
Sicherlich wird Dein Kind traurig sein und toben, aber wenn Du so nicht weitermachen kannst, dann ist es völlig in Ordnung in diesem Alter klare Regeln aufzustellen.
Du fühlst Dich wunderbar in Dein Baby hinein und hast auch gespürt, dass Dein Kind noch nicht ganz ohne Milch auskommt in der Nacht und deshalb würde ich persönlich diese eine Stillmahlzeit in der Nacht noch eine Weile beibehalten.
Bitte nimm auch DEINE Bedürfnisse ernst, Dein Baby wird langsam lernen, ohne Brust klar zu kommen.
Und lass Dir kein schlechtes Gewissen einreden, Du bist eine wunderbare Mutter!
Ganz liebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 07.06.2020
Antwort auf:
Schlafstörungen und nächtliches Stillen
Hallo liebe Frau Welter,
vielen Dank für Ihre liebe Antwort.
Jetzt hab ich aber doch noch mal eine Nachfrage:
Meine Tochter wird ja momentan stündlich wach. Empfiehlt es sich das Schlafprogramm nochmal zu starten und nur 1x die Nacht zu stillen oder besser immer stillen, wenn sie wach wird.
Mir geht es ja nicht um das Stillen oder Nichtstillen, sondern darum, was ich ändern müsste, damit sie nicht ständig wach wird.
Das ist doch meine Hauptfrage: was muss ich tun, damit sie nicht stündlich wach wird??
Oder liegt das gar nicht in meiner Hand und ich muss einfach geduldig sein, bis sie von der Entwicklung so weit ist?
Stillen möchte ich grundsätzlich gerne bis sie mindestens 2 Jahre alt ist.
Ist es denn normal, dass ein Kind in dem Alter ständig wach wird? Gibt sich das von alleine wieder oder muss ich als Mutter aktiv eingreifen?
Das Schlafprogramm hatten wir ja ursprünglich nur deshalb gemacht, in der Hoffnung dass sie besser schläft. Was ja aber nur 1 Woche wirklich gehalten hat.
Deshalb ist für mich einfach die Frage, ob ich es halt einfach so hinnehmen muss, bis sich das bei meiner Tochter von alleine verwächst und das Schlafen von ganz alleine kommt.
Ich will da ehrlich gesagt gar nicht so viel rum probieren, weil ich Angst habe, dass sie dann komplett durcheinander gebracht wird oder sogar einen Schaden bekommt.
Ich bin da einfach verunsichert, weil meine Tochter ja auch keine andere Einschlafhilfe wie Schnuller... akzeptiert und mir immer von außen suggeriert wird, dass ich das Schlafverhalten meiner Tochter steuern müsste.
Wenn ich wüsste, dass sich das Schlafen mit der Zeit einfach von selber reguliert, dann würde in der Nacht einfach auch weiter stillen. Wach bin ich ja sowieso ob mit stillen oder im Arm halten.
Entschuldigung, dass ich jetzt nochmal soviel nachfrage, aber ich bin einfach verunsichert und will meinem Kind ja auch nicht schaden.
Ich freue mich nochmal auf Ihre Rückmeldung, da ich Ihre Meinung sehr schätze.
Vielen lieben Dank vorweg.
Dohach
von
Dohach
am 07.06.2020, 21:29
Antwort auf:
Schlafstörungen und nächtliches Stillen
Liebe Dohach,
ich schreibe jetzt weiter im Du und hoffe, dass es okay ist?
Dein Kind WIRD von alleine durchschlafen, wenn es reif genug ist, die Frage ist jedoch, ob Du das schaffst!
Du kannst jetzt sicherlich einfach abwarten und Dein Kind weiterhin nach Bedarf stillen, irgendwann wird es von alleine länger und dann auch durchschlafen.
Wenn Du aber jetzt völlig am Ende bist, dann ist die Zeit gekommen, etwas zu ändern und das geht nur mit liebevoller Konsequenz.
Dein Baby darf jetzt nicht lernen, dass es nur sehr lange weinen muss, bis es schließlich doch gestillt wird, deshalb musst Du absolut klar sein und Dir wirklich SICHER sein, dass Du die Situation verändern möchtest.
Dein Baby spürt jeden Zweifel und reagiert darauf, darum würde ich jetzt einfach abwarten, bis Du völlig sicher weißt, wie Du weiterhin vorgehen möchtest.
Setze Dich mal in aller Ruhe hin und schreibe Dir alle Fürs und Widers auf, vielleicht ist die Lösung ja auch tatsächlich, dass Du Dir tagsüber mehr Nischen suchst und in der Nacht noch eine Weile stillst. Oder aber Du sagst, jetzt muss eine Lösung her.
Ich bin sicher, Du schaffst das und wenn DU klar bist, wird Dein Kind es auch akzeptieren.
Wenn Du magst, können wir die Tage auch gerne miteinander telefonieren und in aller Ruhe miteinander sprechen!
Lieben Gruß, ich wünsche Dir von Herzen eine gute Nacht!
Biggi
von
Biggi Welter
am 07.06.2020
Antwort auf:
Schlafstörungen und nächtliches Stillen
Hallo liebe Biggi,
gerne würde ich mit Dir telefonieren. Vielen Dank für Dein Angebot.
Wie kann ich Dich erreichen?
LG Dohach
von
Dohach
am 08.06.2020, 08:47
Antwort auf:
Schlafstörungen und nächtliches Stillen
Liebe Dohach,
schicke mir Deine Nummer an biggi@die-welters.de, dann melde ich mich :-).
Schönen Abend
Biggi
von
Biggi Welter
am 08.06.2020
Antwort auf:
Schlafstörungen und nächtliches Stillen
Vielen Dank liebe Biggi für das Gespräch mit Dir. Du hast mich mit deinen Worten echt beruhigt. Nun bin ich wieder sicher, dass das was ich tue, der richtige Weg für meine Tochter und mich ist...
Dankeschön
PS: das Buch, welches ich gelesen habe ist " Schlafen und Wachen" von der La Leche Liga
von
Dohach
am 09.06.2020, 21:05