Frage: Schlafen und Stillen

Hallo Biggi und Kristina, erstmal wollte ich vorab Danke sagen, für die tolle Arbeit, die Ihr hier leistet. Phantastisch, dass Ihr immer so schnell und so oft antwortet. Ihr habt mir bislang mit unserer Kleinen schon so viel geholfen und uns mit unserem "attachment parenting" schon so viel Bestätigung gegeben! Zur Zeit hat unsere Tochter (9,5) Monate eine Phase, in der sie extrem an mir hängt. Ich bin ganz klar ihre Haupt - und z.T. auch fast einzige Bezugsperson, da wir häufig zu zweit in Dänemark sind und nur z.T. bei ihrem Papa in Deutschland (was sich aber demnächst ändern wird). In den letzten Tagen schlief sie NUR noch mit Brust ein, d.h. auch der nachmittägliche Spaziergang, bei dem sie normalerweise ganz ruhig und gut an der frischen Luft eingeschlafen ist, wurde teilweise zum Schrei-Marathon, obwohl sie abwechselnd von mir und ihrem Papa getragen wurde. Nachts schläft sie - wie bereits geschrieben - nur in meinem Arm und seit neustem auch nur noch mit Brust im Mund. Vorher konnte ich sie zumindest für ein paar Stunden ablegen, so dass sie alleine weitergeschlafen hat. In meiner Umwelt traue ich mich kaum, das jemandem zu erzählen und werde doch immer wieder verunsichert, inwieweit das so richtig ist. Ich habe glaub ich alle Eure Postings zum Thema Schlafen mehr als ein Mal gelesen und glaube an Nähe, Elternbett, Stillen nach Bedarf, etc. Ist die Gleichung aus Eurer Sicht richtig, dass das jetzt nur eine Phase ist, sie derzeit einfach viel Nähe braucht (sie läuft schon fast alleine), weil sie die Welt entdeckt und so viel Aufregendes erlebt, und sich das irgendwann einfach von alleine gibt? Inwiefern berichtet das Dr. Sears Buch Neues? Ich habe "the fussy baby book" und "the baby book" und auch das von von Elizabeth Pantley. Würdet Ihr empfehlen das Elternnächte Buch noch zusätzlich zu lesen? Viele Grüße, Christiane

von CAWDK am 16.01.2012, 11:42



Antwort auf: Schlafen und Stillen

Liebe Christiane, danke für das nette Lob, welches ich gerne weitergebe. Das Verhalten deines Kindes wird sicher von manchen Menschen als extrem anhänglich oder mutterfixiert bezeichnet, doch es ist ein vollkommen normales Verhalten für ein Baby. Es ist sogar wichtig, dass ein Kind zunächst eine feste und verlässliche Bindung zu einer Person aufbaut (und diese Person ist bei einem gestillten Kind naturgemäß fast immer die Mutter). Aufbauend auf dieser Erfahrung kann das Kind dann später seinen Horizont erweitern und Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen. Doch das "Fundament" der engen Beziehung zur ersten Bezugsperson sollte fest sein und so zum Fundament der Beziehungsfähigkeit und Bindungsfähigkeit überhaupt zu werden. Wie schnell oder langsam das Kind dann seine Fühler ausstreckt und Kontakt zu anderen aufnimmt und dort Bindungen knüpft ist ebenso wie das Laufenlernen oder Sprechen von Kind zu Kind verschieden. Jedes Kind hat da seinen eigenen Zeitplan. Du würdest niemals an einer Blume ziehen, damit sie schneller wächst, denn Du weißt, dass sie dadurch verkümmern oder sogar sterben würde. Genau so wenig können wir an unseren Kinder "ziehen", um ihre Entwicklung zu beschleunigen. Es ist absolut normal (und auch gesund), dass dein Kind jetzt auf dich bezogen ist. Diese Bindung ist die Grundlage für die Bindungsfähigkeit des Kindes überhaupt. Deine Tochter ist jetzt wohl in der klassischen "Fremdelphase". Das ist eine anstrengende Zeit für alle Beteiligten und ein riesiger Sprung in der Entwicklung deines Kindes. Dein Kind vollbringt eine große Leistung. Es lernt fremd von bekannt zu unterscheiden und zu werten "muss ich da vorsichtig sein". Das ist für deine Tochter oft verwirrend und beängstigend und ich würde keinem Kind in dieser Situation eine "Crashkur" zumuten und es zwingen bei einem fremden Menschen oder in einer fremden Umgebung zu bleiben. Selbstverständlich spiegeln sich diese Verwirrung und auch die Ängste auch im Schlafverhalten wider. Das Abgleiten in den Schlaf geschieht nun nicht mehr automatisch wie beim ganz jungen Säugling, sondern dein Kind entwickelt ein Bewusstsein dafür, dass sich da etwas verändert und dass es keine Macht darüber hat, was passiert, wenn es schläft. So anstrengend es auch sein mag, die Geduld, die Du jetzt aufbringst zahlt sich aus. Bei manchen Kindern dauert es länger, bis sie selbstbewusst und forsch ins "fremde" Außenleben gehen, bei anderen geht es schneller und wie bei allen anderen Entwicklungsschritten kannst Du dein Kind liebevoll begleiten, aber Du kannst das Reifen des Kindes nicht beschleunigen oder erzwingen. Ja, ich würde das Buch trotzdem empfehlen, auch wenn es nicht viel Neues geben wird, aber es tut einfach der Seele gut und manchmal liest man etwas mit Abstand ganz anders als vorher ;-). LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 16.01.2012



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