Hallo Biggi,
ich stille meinen Sohn (12 Wochen) voll, möchte aber gerne mal wieder in die Sauna gehen und joggen. Kann ich das tun oder wird dann die Milch "sauer" (habe ich in einer Jogger-Zeitung gelesen. Meine Tochter (3 Jahre) konnte ich mehr als 6 Monate voll stillen (trotz Widerstand seitens der Familie nach dem Motto: Das Kind schreit, es wird mit Sicherheit nicht mehr satt.) Das möchte ich auch mindestens bei meinem Sohn schaffen und würde dann auch lieber auf die Sauna verzichten.
Dann habe ich noch eine Frage: meine Tochter hat sich mit 10 Monaten selber abgestillt, ich hätte gern noch weiter gestillt. Wie kann ich das jetzt verhindern oder sollte ich es nicht verhindern, wenn der Kleine sich selber abstillen möchte? Danke schon mal im voraus für die Beantwortung meines Fragenchaos.
Jane
Mitglied inaktiv - 25.10.2001, 08:47
Antwort auf:
Sauna und Sport
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Liebe Jane,
selbstverständlich kannst Du als stillende Mutter Sport treiben und auch in die Sauna gehen. Die Sauna schadet der Milchbildung nicht und regt die Milchbildung auch nicht an. Es gibt keinen Grund während der Stillzeit auf die Sauna zu verzichten. Achte nur darauf, dass Du anschließend genügend trinkst.
Es kann passieren, dass in der Sauna Milch aus deiner Brust ausläuft (durch die entspannende Wirkung), dem kannst Du entgegenwirken indem Du dein Kind möglichst kurz vorher noch einmal anlegst und außerdem solltest Du dir ein Extra-Handtuch mitnehmen, um die Milch aufzufangen, falls sie tatsächlich auslaufen sollte (leider gibt es nur den Weg, dass Du ausprobierst, ob das bei dir der Fall sein wird oder nicht).
Das mit der sauren Milch durch Sport ist ein Ammenmärchen, das leider immer wieder durch die (Regenbogen)Presse geistert.
Allerdings solltest Du es mit dem Sport gerade zu Beginn etwas langsam angehen und auf Sportarten, die eine hohe Belastung der Oberarmmuskulatur mit sich bringen, oder bei denen ein hohes Risiko für Stöße gegen die Brust (z.B. Barrenturnen) besteht eher meiden. Prinzipiell kannst Du jedoch jede Sportart betreiben und es gibt auch (voll) stillende Spitzensportlerinnen.
Entgegen anderslautenden Veröffentlichungen in Zeitschriften, gibt es auch keinen Grund, das Stillen nach sportlicher Betätigung hinauszuschieben.
Im Jahr 1992 berichteten die Zeitungen über eine Untersuchung, die sich mit der Zusammensetzung der Muttermilch vor und nach anstrengendem Training befaßte und Vergleiche dazu anstellte, wie die Babys auf die vor dem Training bzw. nach dem Training abgepumpte Milch reagierten (Wallace 1992). Nach dem Training wurde in der Milch eine Erhöhung der Milchsäure festgestellt. Die Babys hätten die Milch nach dem Training weniger gerne angenommen. Die Schlußfolgerungen aus dieser Untersuchung erregten großes Aufsehen: stillende Mütter sollten ihre Babys vor dem Training stillen oder Milch für eine spätere Mahlzeit abpumpen und es vermeiden, unmittelbar im Anschluß an das Training zu stillen, eventuell sogar etwa 90 Minuten lang nicht.
Diese Schlußfolgerungen sind aus mehreren Gründen zu hinterfragen. Zunächst einmal erhielten die Babys die Vor- und Nachtrainings-Milch mit einer Tropfpipette, einer neuen, für sie ungewohnten Art der Fütterung. Die Forscher zogen aber nicht in Betracht, dass diese veränderte Fütterungsmethode die Babys in Bezug auf ihre Akzeptanz der Milch beeinflußt haben könnte. Bei der Durchsicht der Literatur zum Thema Stillen und Sport führten Dewey und McCrory (1994) noch weitere Beispiele für die eingeschränkte Aussagekraft dieser Studie an. Die Mütter in dieser Untersuchung trainierten bis an ihre Leistungsgrenze, aber die Empfehlungen der Forscher unterscheiden nicht zwischen moderater und maximaler sportlicher Betätigung. Die Milchsäurewerte sind bei maßvoll trainierenden Müttern wahrscheinlich viel niedriger. Außerdem waren die Unterschiede in der Akzeptanz der Vor- bzw. der Nachtrainingsmilch durch die Babys nur gering, auch wenn die Mütter angaben, dass die Babys die Milch nach dem Training weniger akzeptierten. Auf einer Scala von 1 (Schreien) bis 9 (Lachen) erreichte die Einschätzung einen Punktwert von 6,7 für die durchschnittliche Vortrainingsmilch und 4,7 für die durchschnittliche Nachtrainingsmilch. Es kommt noch dazu, dass keine der Mütter davon berichtete, dass ihre Babys bei einer früheren Gelegenheit negativ auf das Stillen nach dem Training reagiert hatte.
Nach der Durchsicht verschiedener Studien kamen Dewey und McCrory zu dem Schluß, dass Sport bei stillenden Müttern die kardiovaskuläre Leistungsfähigkeit verbessert und sportliche Betätigung während der Stillzeit bei den meisten Frauen kein Gefahrenpotential birgt. Auch "ist es in den meisten Fällen unwahrscheinlich, dass sich aus der veränderten Akzeptanz der Muttermilch aufgrund erhöhter Milchsäurewerte nach dem Training Probleme ergeben".
Worauf Du achten solltest ist, dass dein Beckenboden nicht überlastet wird. Sprich deshalb vorsichtshalber mit deiner Frauenärztin/arzt oder Hebamme, ob das Joggen jetzt bereits sinnvoll ist oder ob Du nicht zunächst noch auf andere Sportarten, die den Beckenboden weniger belasten, ausweichen solltest.
Zehn Monate ist ein Alter, in dem Kinder leicht ablenkbar sind und die Mütter interpretieren diese extreme Ablenkbarkeit gerne als Abstillen. Doch in aller Regel stillt sich kein Kind wirklich selbst vor dem ersten Geburtstag ab. Was da bei deinem ersten Kind passiert ist muss sich keinesfalls zwangsläufig nochmals wiederholen.
Wie wäre es, wenn Du einmal schaust, ob es bei dir in der Gegend eine Stillgruppe gibt. Der Austausch mit den anderen Müttern kann ungeheuer hilfreich sein und praktische und moralische Unterstützung bieten. Dazu hast Du eine Stillberaterin als kompetente Ansprechpartnerin für eine individuelle Beratung gleich an der Hand. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 25.10.2001