Hallo,
unsere Kleine ist jetzt 3,5 Wochen alt. Bisher hat das Stillen relativ gut geklappt, aber seit 3 oder 4 Tagen haben wir Probleme.
Sie scheint momentan einen Wachstumsschub zu haben, weil sie spätestens alle 1,5 bis 2 Stunden trinken will (vorher lagen auch gerne mal 3-4 Stunden dazwischen, jetzt nicht mehr). Die meisten Mahlzeiten klappen auch wunderbar, nur hin und wieder will die Kleine meine Brust nicht mehr richtig nehmen. D.h. ich kann sie zwar vernünftig andocken, aber nach 2-3 mal saugen lässt sie los, schnappt dann aber direkt wieder zu, nur leider hat sie dann meistens nur die Brustwarze im Mund oder sie schnappt zu hoch/tief oder sonst irgendwie falsch zu und das tut dann weh. Manchmal "reißt" sie sich auch los, also ohne vorher richtig loszulassen, was besonders weh tut. Wenn diese Probleme auftauchen kann ich dann auch machen was ich will, sie nimmt die Brust einfach nicht mehr richtig, egal ob ich die Seite oder Position wechsle. Ich geb dann meistens auf, beruhig sie irgendwie anders und probiers dann später wieder. Manchmal klappts dann, manchmal nicht.
Nun hab ich Angst, dass dadurch meine Brustwarzen wund oder rissig werden. Ich weiß aber auch nicht, was ich dagegen tun kann, weil egal wie fest ich die Kleine halte, sie hat ja doch immer etwas Spielraum und ganz so extrem kann ich sie ja auch nicht gegen meine Brust drücken, sonst kriegt sie ja keine Luft mehr. Außerdem würd ich gerne die Ursache wissen. Erst dachte ich an eine Saugverwirrung (sie bekommt einen Schnuller), aber das schließe ich eigentlich aus, weil das ja nur manchmal passiert und nicht immer.
Wie sollte ich mich also verhalten? Ich will das Kind ja nicht hungern lassen, also versuch ichs immer wieder und wieder aber gleichzeitig will ich meine Brustwarzen nicht kaputt machen, sodass ich gar nicht mehr stillen kann.
Liebe Grüße
von
Jnin
am 13.07.2012, 19:42
Antwort auf:
Saugverwirrung oder doch was anderes?
Liebe Jnin,
es ist ein eher häufig auftretendes Problem, aber natürlich sehr sehr unangenehm. Auf jeden Fall hilft verstärkte Aufmerksamkeit, so dass du gleich reagieren kannst, wenn deine Maus die ersten Anzeichen von Unruhe erkennen lässt!
In diesem Alter kann auch das Pucken bzw. Bündeln helfen. Besonders unruhige Babys, die sich an der Brust steif machen und nach hinten überstrecken, können gebündelt werden. Beim Bündeln wickelt man das Baby gut in eine Decke ein, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn man das Kind auf diese Weise eingepackt hat, sieht es wie ein „C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen.
Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen Halt im wahrsten Sinne des Wortes um weniger zappelig zu sein.
Möglicherweise hilft auch die Brustkompression, denn dabei fließt mehr Milch und kommt so einem ungeduldigen Baby entgegen, dass durch Zerren an der Brustwarze versucht, den nächsten Milchspendereflex auszulösen. Die Beschreibung findest du unten.
Lieben Gruß,
Kristina
Brustkompression
"Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein.
Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes:
1. Es bekommt mehr Muttermilch.
2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch).
Die Brustkompression Wie funktioniert sie?
1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand.
2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein.
3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt.
4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt!
5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen.
6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt.
7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt.
8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust.
9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess."
(Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)
von
Kristina Wrede
am 14.07.2012