Frage: richtig Stillen

Guten Tag, Ich hoffe, Sie können mir helfen. Meine Tochter ist 9 Wochen alt und sie wird vollgestillt. Sie hat schon angefangen, in der Nacht nur einmal zu kommen. Tagsüber stille ich etwa 5 mal, weil ich nicht immer verstehe, ob sie Hunger hat wenn sie weint oder was anders hat. Wie kann ich wissen, ob sie Hunger hat oder müde ist oder kuscheln will? Ich will sie stillen wenn sie Hunger hat, aber wie kann ich wissen, ob sie Hunger hat, wenn sie weint? Ihre Mahlzeiten sind nur etwa 5 tagsüber und noch eine in der Nacht. Wenn sie wach ist und weint weiß ich nicht, ob sie Hunger oder Blähungen hat, also ich futtere sie nicht ganz sofort nachdem sie anfängt zu schreien, sondern nach etwa 20 Minuten, indem ich versuche, festzustellen, was sie hat (Massage, tragen, etc). Soll ich eigentlich 2 Stunden zwischen den Malzeiten lassen? Sie hat nur etwa 5 Mahlzeiten tagsüber (ich biete ihr dann beide Brüste an), und zwar gegen 6:00 Uhr 9:30 Uhr 13:00 Uhr 15:30 Uhr 18:00 Uhr Um 19:00 will sie schon schlafen gehen, und dann wird sie nochmal gegen 2:00 a.m. wach. Ich habe aber gemerkt, wenn sie wenig tagsüber trinkt, kommt sie auch um 23:00 Uhr... Meine Frage ist: Wie kann ich meinem Baby helfen, durchzuschlafen? Soll ich sie öfter tagsüber stillen? Wie kann ich diese sechste Mahlzeit tagsüber einführen? Um wieviel Uhr? Soll ich vielleicht nicht mehr warten, nachdem sie anfängt zu schreien? Wieviele Mahlzeiten und wie oft sollte sie haben, damit sie anfängt, durchzuschlafen? Vielen Dank im voraus, A

Mitglied inaktiv - 08.11.2010, 14:01



Antwort auf: richtig Stillen

Liebe A., wenn Ihr Baby die Brust nimmt, dann hat es auch Hunger und selbst wenn es keinen hat, ist es okay, die Brust zu geben. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Babys haben auch ein über das reine Ernährungssaugen hinausgehendes Saugbedürfnis und diesem „non nutritiven" Saugen kommt eine sehr große Bedeutung zu. Nun werden viele Menschen sagen: „Dafür gibt es ja einen Schnuller". Doch das ist eine sehr zweifelhafte Antwort. Der Schnuller ist eine Brustattrappe und von der Natur ist vorgesehen, dass das non nutritive Saugen an der Brust stattfindet. Wird der Schnuller eingesetzt, kann es nicht nur zu Saugproblemen kommen, er kann auch dazu führen, dass das Kind zu wenig Zeit an der Brust verbringt, so dass die Brust nicht ausreichend stimuliert wird und das Kind nicht die Milch bekommt, die es braucht. Der Gebrauch des Schnullers ist sehr kritisch zu sehen. Legen Sie Ihr Baby einfach an und warten Sie nicht, bis es weint! Es kann sein, dass Ihr Baby einfach noch nicht länger schlafen kann und es ist absolut normal, dass ein Baby in diesem Alter Hunger hat. Die Fähigkeit längere Zeit in einem Stück zu schlafen entwickelt sich bei einem Baby mit zunehmender Reife, beim einen früher, beim anderen später. Es gibt kein Patentrezept, ein Baby dazu zu bringen durchzuschlafen, wenn es dazu noch nicht in der Lage ist. Auch der viel beschworene Brei oder die „reichhaltige“ Flasche oder eine weitere Stillmahlzeit am Abend tragen nicht zum längeren Schlafen bei. Es gibt sogar Untersuchungen, die das Gegenteil belegen. Übrigens schläft ein Baby laut Definition bereits „durch“, wenn es mindestens sechs Stunden ohne Unterbrechung schläft. Eine Kollegin von mir hat einen Artikel zum Thema Mindestabstand veröffentlicht, den ich hier anhänge. LLLiebe Grüße Biggi Woher kommt der Mythos vom „Mindestabstand" ? Von Denise Both, IBCLC \plain„Sie dürfen nicht so oft anlegen, dann hat die Brust ja keine Zeit, sich wieder zu füllen." \plain„Zwischen zwei Stillzeiten MUSS ein Abstand vom mindestens zwei Stunden liegen sonst bekommt das Kind Bauchschmerzen" \plain„Frische Milch darf sich nicht mit bereits angedauter Milch vermischen, deshalb dürfen Babys frühesten nach zwei Stunden wieder angelegt werden" Wohl jede Stillberaterin ist schon mit diesen Aussagen konfrontiert worden. KinderärztInnen, Hebammen und auch wohlmeinende Mitmenschen kommen immer wieder damit. Ist ein Mindestabstand wirklich notwendig oder sinnvoll? Die Antwort auf diese Frage ist ein klares NEIN. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Es ist nicht sinnvoll, den Abstand zwischen den Stillzeiten lange zu halten „damit sich mehr Milch ansammelt", denn die Brust funktioniert nicht wie eine Flasche, die wieder aufgefüllt werden muss. Der größte Teil der Milch wird während des Stillens gebildet. Ebenso ist es ein Ammenmärchen, dass ein Baby einen Mindestabstand zwischen zwei Stillzeiten einhalten müsse, um zu verhindern, dass frische Milch auf angedaute Milch kommt. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. Es gibt keinen Beweis, für die „Frische Milch auf halbverdaute Milch Theorie", die besagt, dass zwischen zwei Stillmahlzeiten ein Mindestabstand von zwei Stunden eingehalten werden müsste, weil das Baby sonst Bauchschmerzen bekäme. Doch woher kommt diese Meinung? Die Vorstellung, dass der Magen zwischen zwei Mahlzeiten vollständig geleert werden müsse, geht wahrscheinlich auf den Kinderarzt Prof. Adalbert Czerny (1863 – 1941) zurück, vor allem auf das, was er in seiner 1893 erschienen Veröffentlichung „Die Ernährung des Säuglings auf Grundlagen der physiologischen Funktionen des Magens" und seinem 1922 veröffentlichten Buch „Der Arzt als Erzieher des Kindes" geschrieben hat. Czerny hielt es einerseits für absolut notwendig feste Abstände zwischen den Stillmahlzeiten einzuhalten, damit sich zwischen den Mahlzeiten der Magen komplett entleert und sich die Magensäure (Salzsäure) ansammeln und antiseptisch wirken kann und andererseits maß er dem streng einzuhaltenden Stillrhythmus einen hohen erzieherischen Wert bei. Nach seinen Beobachtungen entwickelten sich mit künstlicher Säuglingsnahrung (zur damaligen Zeit überwiegend Kuhmilch) gefütterte Babys besser, wenn zwischen den Mahlzeiten ein Abstand von vier Stunden eingehalten wurde. Daraus schloss er, dass es auch für gestillte Kinder besser sei, einen Mindestabstand und festen Rhythmus einzuhalten. Nachdem er festgestellt hatte, dass Muttermilch nach eineinhalb bis zwei Stunden den Magen vollständig verlassen hatte und Kuhmilch nach drei Stunden, legte er die Abstände der Mahlzeiten für gestillte Kinder auf mindestens drei Stunden, für kuhmilchgefütterte Kinder auf mindestens vier Stunden fest. Es wurde – wie so oft – einfach eine Vorgehensweise, die für nicht gestillte Kinder sinnvoll sein konnte, auf gestillte Kinder übertragen und bis heute hält sich die Vorstellung von dem Mindestabstand in vielen Köpfen, zum Leidwesen vieler junger Mütter und ihrer Babys.

von Biggi Welter am 08.11.2010



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