Guten Tag,
Ich möchte mich gerne einmal nach ihrer Einschätzung erkundigen.
Mein Sohn ist nun fast 8 Wochen jung.
Er ist kein zweites Kind. Leider habe ich nach zwei Wochen in Abstimmung mit der Hebamme das stillen aufgegeben, da mein Sohn sehr geringe trinkmengen hatte und trotz sehr langem stillen kaum Nahrung zu sich genommen hatte. Milchbildung und Menge waren immer in Ordnung bzw ausreichen da, trotz akutem Eisenmangel.
Da ich noch ein zweiten Sohn habe und die Corona Krise eben auch zu weniger Betreuung "vor Ort" durch die Hebamme geführt hat, sowie der Tatsache dass mein "großer" keine Kita hat und ich aufgrund des hohen Blutverlustes bei der Geburt so schlapp war habe ich mich "damals" schweren Herzens zu diesem Schritt entschieden.
Aktuell hat mein Sohn aber trotz ausprobieren von zwei Nahrungen sehr mit Bauchweh und massiven Verdauungsproblemen zu kämpfen, die wir sogar medikamentös nun vorübergehend behandeln müssen. Da ich dieses bei der Muttermilch deutlich weniger erlebt habe, ereilt mich einerseits das schlechte Gewissen und andererseits betrauer ich sehr, dass ich nicht mehr Stille, denn diese besonderen Momente habe ich schon genossen und er ebenfalls.
Daher möchte ich gerne fragen wie die Chancen auf eine relaktation stehen wenn ich selbst davon überzeugt bin und nun, mit gutem Gesundheitsstatus und deutlich mehr Entspannung dieses erreichen möchte.
Ggf kann ich mir sonst auch eine zwiemilch Variante vorstellen..
Um ihre Einschätzung wäre ich sehr dankbar!
Danke für ihre wertvolle Arbeit hier!
Viele Grüße!
von
Pathe
am 29.04.2020, 23:17
Antwort auf:
Relaktation nach 5 Wochen
Liebe Pathe,
theoretisch wäre es sicherlich möglich, die Milchmenge zu steigern und wieder voll zu stillen, ob Ihr Kind die Brust noch einmal akzeptiert, ist nicht sicher.
Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ungefähr eine Woche pro Monat, der nicht mehr gestillt wurde, plus eine zusätzliche Woche gerechnet werden muss, um wieder eine ausreichende Milchmenge zu bilden. Allerdings gibt es keine Garantien.
Viele Frauen geben auch die abgepumpte Muttermilch mit der Flasche.
Das grundlegende Vorgehen bei einer Relaktation und auch der induzierten Laktation besteht darin, das Baby dazu zu bringen so oft wie möglich an der Brust zu saugen. Dadurch werden die Brüste (wieder) zur Milchbildung angeregt. Ein ähnlicher Effekt lässt sich auch mit einer guten Milchpumpe erreichen. Häufig ist auch zusätzliches Pumpen neben dem Anlegen des Kindes sinnvoll, um die Milchproduktion zu steigern. In manchen Fällen wird die Relaktation bzw. induzierte Laktation zusätzlich mit Medikamenten unterstützt. In den Ländern der dritten Welt, wird meist ohne Medikamente vorgegangen und die Ergebnisse sind dennoch fast immer besser als bei uns. Gut beschrieben wird der Vorgang der Relaktation in dem Buch „Stillen eines Adoptivkindes und Relaktation“ von Elizabeth Hormann (ISBN 3 932022 02 5), das im Buchhandel oder bei La Leche Liga Deutschland und bei jeder LLL Stillberaterin erhältlich ist.
Allerdings verlangt eine Relaktation sehr viel Durchhaltevermögen und möglichst die Unterstützung einer darin erfahrenen Stillberaterin. Eine wesentliche Rolle spielt auch das Kind, das die Brust (wieder) annehmen muss.
Die Kollegin kann Ihnen dann bei Bedarf Tipps zum korrekten Anlegen geben, kann Ihnen erklären, woran Sie erkennen, ob Ihr Kind korrekt saugt und Ihnen überhaupt gezielte Hinweise geben. Im direkten Kontakt lassen sich viele Fragen viel besser klären.
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Einige Kolleginnen machen im Moment auch Virdeobeartung.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 30.04.2020
Antwort auf:
Relaktation nach 5 Wochen
Es soll natürlich heißen "er ist MEIN zweites Kind :) "
von
Pathe
am 30.04.2020, 03:28
Antwort auf:
Relaktation nach 5 Wochen
Viele Dank für ihre informative Antwort ! Ich bin davon überzeugt, dass ich die Milchbildung wieder in Gang bekomme. Selbst bei einem Eisenwert von 7 habe ich das, entgegen mancher Erwartung geschafft und da der Wunsch nun so groß ist die Muttermilch wieder zur Verfügung zu stellen bin ich guter Dinge :) und bereit für Aufwand dafür.
Leider scheint es in meiner direkten Nähe keine Stillberatung der LLL zu geben.. können sie mir jemanden nennen der Videoberatung aktuell anbietet? Viele Grüße
von
Pathe
am 30.04.2020, 10:58
Antwort auf:
Relaktation nach 5 Wochen
Liebe Pathe,
kann ich leider nicht, rufen Sie einfach bei der nächsten Beraterin an.
Oder bei mir ;-).
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 30.04.2020
Antwort auf:
Relaktation nach 5 Wochen
Guten Tag,
Ich hätte noch eine weitere Rückfrage.
Aktuell bin ich den 6. Tag im Versuch der relaktation. Ich pumpe seit 6 Tagen regelmäßig alle 3-4 Stunden mit der Symphony und nachts alle 5. Bisher beschränkt sich das Ergebnis aber nur auf einige Tropfen in der Haube.
Bockshornklee nehme ich schon. Ebenfalls habe ich durch meinen Arzt domperidon bekommen, welches ich aber nicht weiter einnehmen möchte, da es scheinbar Kreislauf und schlappheit bei mir verursacht, die ja sicherlich auch nicht förderlich für die Milchbildung sind..
Insgesamt Versuche ich das ganze entspannt anzugehen und habe auch größtmögliche Ruhe (eben in der Form wie man sie mit zwei Jungs haben kann :)). Zudem Versuche ich immer meinen Sohn bei pumpen bei mir zu haben oder schaue mir Bilder von ihm an, habe mir dazu einen gemütlichen Sessel in sein Zimmer gestellt etc. Leider bisher ohne weiteren Erfolg. Können sie mir sagen, ob ich nun einfach so fortfahren sollte oder etwas anders machen kann?
Mein Sohn habe ich auch schon ein paar Mal angelegt, er saugt, ist aber scheinbar frustriert, wenn dies erfolglos ist und lässt dann ab.
In erster Linie möchte ich die Muttermilch ihm zur Verfügung stellen. Auch sonst über Flaschen Fütterung.
Ob ich ihn wieder an die Brust bekomme würde ich dann erst versuchen wenn sich alles bzgl der Milchbildung eingespielt hat..es wäre wünschenswert aber dennoch bleibt mein Fokus dabei dass es mir zunächst nur um die Milch geht.
Ein BES hatte ich bereits vor einigen Wochen als "letzen versuch" vor dem abstillen. Leider bin ich mir der Handhabung ohne Instruktion nicht so gut zurecht gekommen..
Ich wäre noch einmal dankbar für ihre Einschätzung oder Tipps.
Alternativ würde ich mich sonst tatsächlich gerne telefonisch melden. Gäbe es dann besondere Zeiten die passen würden? :)
Vielen Dank für ihre tollen Infos hier!
von
Pathe
am 06.05.2020, 23:15