Frage: Plötzlich nachts öfter Hunger?

Hallo, mein Sohn ist etwas über fünf Monate alt und ein ganz prima und unproblematisches Stillbaby. Bis vor vier Wochen (und das war so seit er etwa 6 Wochen alt war) hat er meistens so um 20 Uhr das letzte Mal getrunken und kam dann wieder so gegen 4 oder 5 Uhr; manchmal auch später und schläft dann nochmal weiter (alles zwischen 6 und 8 Uhr ist dann möglich). Absolut luxuriös ich weiß :-) Nun sind es meistens zwei Mahlzeiten pro Nacht, was ich nicht dramatisch finde, denn er schläft danach immer ohne Probleme ein und weiter. Tagsüber trinkt er so alle 3-4 Stunden, er hat also insgesamt vier Mahlzeiten, die letzte so gegen 19 Uhr. Ich stille ihn wenn er Hunger hat, sprich an manchen Tagen hat er dann auch fünf Mahlzeiten, so wie er sich eben meldet. Eine Freundin hat nun gemeint, dass ihre Pekipleiterin erklärt hat, dass Babies in diesem Alter keine nächtlichen Mahlzeiten mehr brauchen, dass das eine Gewöhnungssache sei und plötzlich vermehrtes Stillen in der Nacht ein Rückschritt ist. Die zusätzlichen Mahlzeiten würden sich durch häufigeres Anlegen am Tag verhindern lassen (also nix mit Stillen nach Bedarf...) Ich mag ihn nicht schreien lassen wenn ich das Gefühl habe er hat Hunger (einen Schnuller nimmt er übrigens von Anfang an nicht) und fühle mich auch durch zweimal nachts stillen nicht übermässig gestresst.... Er ist bereits sehr mobil, dreht sich schon seit einem Monat, versucht momentan sich vorwärts zu schieben und ist ein sehr fröhlicher und ausgeglichener Knirps und ich möchte gerne weiterhin ihm und meinem Bauchgefühl vertrauen. Können Sie mir vielleicht eine Rückmeldung geben? Liebe Grüße, Prisca

von pisuschka am 05.02.2013, 17:11



Antwort auf: Plötzlich nachts öfter Hunger?

Liebe Prisca, nein, es ist KEIN Rückschritt!!! Langsam habe ich das Gefühl, manche PEKIP Kursleiterinnen wissen prinzipiell alles besser und denken nur in irgendwelchen Schemata und Kategorien, ohne dabei das Kind als Baby, Individuum und Mensch, nicht als programmierbare Maschine zu betrachten. Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder selbst das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen ein Elternbuch für KindernächteA von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 05.02.2013



Antwort auf: Plötzlich nachts öfter Hunger?

Liebe Frau Welter, vielen lieben Dank für Ihre ausführliche Antwort! Sie haben mich in meinem Bauchgefühl bestärkt. Das von Ihnen genannte Buch werde ich mir anschauen, denn das hört sich schön an "mit Achtung vor dem Kind". Liebe Grüße, Prisca

von pisuschka am 05.02.2013, 21:56



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