Plötzlich ist nachts wieder alle paar Stunden Stillen angesagt?!!!

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Plötzlich ist nachts wieder alle paar Stunden Stillen angesagt?!!!

Hallo liebe Stillberaterinnen! Mein Sohn ist letzten Freitag 4 Monate alt geworden. Eigentlich schlief er ab ca. 6 Wochen durch, wobei ich anfangs Muttermilch abgepumpt habe und so etwaige Wachstumsschübe vielleicht nicht so extrem mitbekommen habe. So Ende 3., Anfang 4. Monat waren schon mal 4 Tage, die echt anstrengend waren, da wollte er ganz oft trinken und kam plötzlich auch nachts wieder öfter, allerdings hat sich das dann wieder gut eingependelt. Es war mehr oder weniger immer so, dass er zwischen 20:00 und 20:45 eingeschlafen ist und dann 2x nachts zum Stillen aufwachte, meist so zwischen 2 und 3 Uhr und dann nochmal so zwischen halb 5 und 6. Seit fast 2 Wochen ist es nun aber so, dass er nachts alle paar Stunden aufwacht und erst wieder einschläft, wenn er getrunken hat - er nuckelt nicht, er trinkt eine Brust "leer". Da ich tagsüber aber auch alle eineinhalb Stunden stille (länger hält er es selten aus und das ist auch okay für mich, er soll nicht "Hunger leiden"), geht es schön langsam an die Substanz... Mein Kleiner ist lt. Kinderarzt und Mutterberatungs-Team (wo ich einmal die Woche zum Wiegen und Messen bin) ein echter Top-Muttermilchverwerter :) Er ist mit 4 Monaten 67cm und wiegt schon 8.050g. Kann es sein, dass er vielleicht einfach zu wenig kriegt?! Aber tagsüber noch öfter stillen, das schaff ich nicht, da müsste ich ja dann eigentlich sitzenbleiben... Ich hätte sonst versucht, dieses Wochenende mit dem Mittagsbrei zu starten und so langsam Beikost einzuführen, vielleicht hilft das?! Er schaut uns schon immer ganz interessiert beim Essen zu, greift nach Löffel oder Apfel, wenn er etwas bei mir sieht, kann mit Hilfe schon super sitzen... - was meinen Sie?! Stillen möchte ich eigentlich das ganze erste Lebensjahr, soviel mein Sohn halt braucht und möchte, da würde ich nichts erzwingen wollen. Danke für Ihre Meinung! Beste Grüße Isamami PS: Die Zähne sind es lt. Kinderarzt nicht.

von Isamami am 06.10.2011, 18:47



Antwort auf: Plötzlich ist nachts wieder alle paar Stunden Stillen angesagt?!!!

Liebe Isamami, keine Sorge, das Kind gedeiht wunderbar und leidet sicher keinen Hunger! Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Trotzdem können Sie jetzt natürlich mit der Beikost beginnen, nur besser schlafen wird Ihr Baby deshalb nicht ;-). Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen ein Elternbuch für KindernächteA von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 06.10.2011



Antwort auf: Plötzlich ist nachts wieder alle paar Stunden Stillen angesagt?!!!

liebe biggi! vielen dank für Ihre ausführliche und einfühlsame antwort. ich war bzw. bin einfach unsicher, weil ich nicht weiß, ob ich meinen sohn nachts immer gleich stillen soll?! allerdings schaffe ich es nach den derzeit anstrengenden und ereignisreichen tagen echt nicht, stundenlang beruhigend auf ihn einzureden und eine art machtkampf auszutragen, da stille ich lieber und wir können beide mehr oder weniger schnell weiterschlafen.... weiteres "probem": er verweigert sämtliche schnuller und will nur das original...aber wie gesagt, er nuckelt ja nicht, er trinkt... die windel morgens ist dann natürlich immer richtig voll, aber wie sie sagen, er hat offensichtlich genug und wirkt äußerst zufrieden - ich weiß eben nur nicht, ob ich nachts "strenger" sein sollte... mal sehen, wie es heute läuft! viele grüße!

von Isamami am 06.10.2011, 22:02



Antwort auf: Plötzlich ist nachts wieder alle paar Stunden Stillen angesagt?!!!

Liebe Isamami, in diesem Alter müssen Sie ganz sicher NICHT strenger sein, freuen Sie sich einfach, dass Ihr Kind gut gedeiht. Die Nächte jetzt sind anstrengend, aber sie gehen vorbei! Gute Nacht  Biggi

von Biggi Welter am 06.10.2011



Antwort auf: Plötzlich ist nachts wieder alle paar Stunden Stillen angesagt?!!!

Hallo Frau Welter! Wir haben jetzt am Wochenende mal versucht, unserem Kleinen ein bisschen Karottenbrei schmackhaft zu machen... Ich hab den Brei selbst gekocht und in Eiswürfelbehälter eingefroren, er bekommt 1 Würfel - wie gesagt, es geht mir einfach darum, dass ich ihm schon mal was anbiete, weil er uns schon sehr interessiert vorkam. "Die Fütterung" ;) hat auch gut geklappt, er war zwar sichtlich überrascht, was da in seinem Mund landet, aber er hat ihn immer wieder gespannt geöffnet :) Nun aber zu meiner heutigen Frage... Ich war heute wieder bei der Mutterberatung und hab meinen Sohn wiegen und messen lassen: 68cm und 8.320g. Wie gesagt, er wurde gerade 4 Monate. Nun ist es seit 2 Wochen so, dass mich das oftmalige nächtliche Stillen echt ziemlich schlaucht, er will auch nicht bei uns im Ehebett schlafen, da ist Spielzeit angesagt, also muss ich immer aufstehen, stillen und kann dann oft nicht mehr wirklich einschlafen. Ich hab jetzt auch bemerkt, dass der Kleine manchmal aufwacht, weil er sich auf den Bauch gedreht hat und dann nicht mehr zufrieden ist - allerdings lässt er sich weder von mir, noch von meinem Mann beruhigen, nicht durch herumtragen, nicht durch neben-dem-Stubenwagen-stehen - immer nur durch STILLEN. Und ehrlichgesagt schaff ich das nachts nicht, wenn ich doch tagsüber schon alle eineinhalb Stunden stille. Aber obwohl ich eigentlich sicher bin, dass er nicht aus Hunger aufwacht, hab ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich nicht stille und ich denke, das weiß mein Sohn inzwischen... Ich hab mir jetzt überlegt, ihm abends ein Fläschchen zu geben, aber nicht mit PRE oder so, sondern mit Brei. In meinem Babykochbuch sind einige Rezepte mit Babyflocken angegeben, die ich auch ab dem 5. Monat füttern könnte und die ich ihm mit dem Fläschchen geben würde - dann wüsste ich wenigstens, dass der Kleine satt ist und könnte wieder auf unsere früheren 1-2x Stillen pro Nacht zurückkehren?! Was denken Sie?! Muss ich erst den Mittagsbrei erfolgreich eingeführt habe, bevor ich abends ein Breifläschchen gebe? Oder wär es okay, das mal auszuprobieren? Ich will unseren Kleinen nicht überfordern und es geht mir auch wirklich nicht darum, den Kleinen "ruhigzustellen"... Aber irgendwann muss ich auch schlafen und tagsüber ist mein Sohn auch sehr aktiv und neugierig, was ich total schön finde. Ich würd es einfach gern wieder mehr genießen können! Danke im Voraus und viele Grüße! Isamami PS: Ich möchte auf jeden Fall sein ganzes erstes Lebensjahr "begleitend" stillen, je nachdem, wie lange es mein Kleiner braucht und ich hab mir auch die ersten 6 Wochen mit abpumpen wirklich die größte Mühe gegeben, um uns das Stillen zu ermöglichen, aber vielleicht reicht meine Milch allein einfach nicht mehr aus, um meinen Sohn zufriedenzustellen?!?

von Isamami am 10.10.2011, 19:11