Odyssee - 3 Monate Schmerzen beim Stillem

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Odyssee - 3 Monate Schmerzen beim Stillem

Liebe Stillberaterinnen, mein Sohn ist nun schon 3 Monate alt und ich stille mit reichlich Milch seit Geburt voll. Leider stille ich aber unter starken Schmerzen, weshalb ich von Tag zu Tag kämpfe und schon einige Tränen vergossen habe. Innerlich habe ich vor jedem Anlegen angst, was ich versuche meinem Sohn nicht zu zeigen. Meine Umgebung kann das Problemthema "Stillen" schon nicht mehr hören. Direkt im Kreißsaal wurden mir Stillhütchen aufgesetzt, da mein Kleiner meine BW nicht fassen konnte. Dazu muss ich sagen, dass ich unechte Schlupfwarzen habe, die aber inzwischen recht schnell hervortreten. Ich bekam trotz Hütchen Blutblasen und weiße Bläschen und die Schmerzen begannen zunehmend. in der zweiten Woche kam dann auch noch eine Mastitis hinzu. Nach 3 Wochen versuchte ich ihn tagsüber ohne Hütchen anzulegen, was auch unregelmäßig klappte. Ich habe mich dann an eine Stillberatung (SB) gewandt, woraufhin das Anlegen ohne Hütchen mit reichlich Übung klappte. Die Schmerzen waren kurzzeitig auf der rechten Seite besser bevor dann alles noch schlimmer wurde. Die SB stellte einen Vasospasmus fest. Zudem hatte sie den Verdacht eines Brustsoors aufgrund der Depigmentierung des BW-Hof und der roten Warzen.Daraufhin habe ich für mehrere Wochen Fluconazol, Mambiotic sowie Magnesium und Calcium hochdosiert eingenommen. Die Schmerzen und der Vasospasmus blieben, hinzu kam ein Riss an der rechten BW. Auf Anraten meiner Frauenärztin ließ ich meine BW in 3 Sitzungen lasern. Dies führte jedoch zu keiner Besserung, der Riss blutete sogar zwischendurch. Einzig halfen mir Zinnhütchen sowie Stillen in der Hoppe-Reiter Haltung für kurze Zeit. Der Riss ist jedoch seit dem nie vollständig verheilt. Nachts stille ich daher immer noch mit Stillhütchen, da hier die Schmerzen etwas geringer sind. Um meinen BW wenigstens eine Mahlzeit am Tag ruhe zu gönnen, begann ich in der 11. LW mit geringen Vakuum abzupumpen und hatte wieder Hoffnung. Mein Sohn begann jedoch in der 12. LW von einem Tag auf dem anderen die Flasche plötzlich zu verweigern. Jetzt weiß ich nun wirklich langsam nicht mehr weiter. Leider ist mein Sohn im Verlauf ein immer schlechterer Schläfer in der Nacht geworden und kommt zum Teil stündlich, weshalb ich morgens schon mit schmerzenden BW aufwache. Muss ich mich damit abfinden, dass mir das Stillen immer Schmerzen bereiten wird? Kann ich noch irgendetwas tun? Kann ich meinem Sohn helfen, die Flasche wieder zu tolerieren? Meinen Sohn möchte ich eigentlich unbedingt weiter stillen. (Mir bleibt ja nun auch nichts anderes übrig, wenn er die Flasche verweigert) Entschuldigt diesen viel zu langen Text! Ich bin einfach verzweifelt. Vielen Dank für alles! Ganz liebe Grüße, Lina.

von Linap am 08.01.2020, 14:49



Antwort auf: Odyssee - 3 Monate Schmerzen beim Stillem

Liebe Lina., es kann gut sein, dass der Sonor wieder aufgeflammt ist, wurde denn Dein Kind auch behandelt? Soor ist eine ungeheuer hartnäckige Sache und muss mit ebenso ungeheurer Konsequenz mit dem richtigen Mittel und lange genug behandelt werden. Ganz wichtig ist dabei, dass nicht nur die Mutter, sondern auch das Baby behandelt wird, auch wenn das Baby, was allerdings nur sehr selten der Fall ist, symptomfrei erscheint. Wird nur das die Mutter behandelt und das Kind nicht, dann stecken sich beide gegenseitig immer wieder an (Ping Pong Effekt). Da Pilzinfektionen so seeeeehr hartnäckig sind, ist neben der Behandlung absolute Hygiene unabdinglich ist absolute Hygiene wichtig und Du musst auch noch weiter behandeln, wenn schon alle Symptome verschwunden sind. Die Pilze halten sich nämlich noch eine Weile, nachdem die Symptome bereits verschwunden sind und schlagen erneut zu, wenn die Behandlung zu früh beendet wird. Candida albicans, der Erreger des Soors liebt Zucker und deshalb wird bei Soorbefall empfohlen auf Zucker weitgehend zu verzichten. Muttermilch enthält Laktose, das ist ebenfalls ein Zucker und Candidapilze leben ganz gut davon. Deshalb sollte bei einer Soorinfektion die Milch nach dem Stillen nicht auf den Brustwarzen eintrocknen, sondern mit klarem Wasser abgewaschen werden, um dem Soor die Lebensgrundlage zu entziehen. Hier noch einige generelle Hinweise zum Thema Soor: Nachdem die Behandlung der Soorinfektion begonnen wurde, können die Beschwerden für ein bis zwei Tage schlimmer erscheinen, bevor eine Besserung eintritt. Die Mutter sollte ihre Brustwarzen nach jedem Stillen mit klarem Wasser abspülen und an der Luft trocknen lassen, da Soor in Milch und feuchtem Milieu gut gedeiht. Bis der Schmerz verschwindet, können folgende Vorschläge dazu beitragen, das Stillen weniger schmerzhaft zu machen: häufigere, kürzere Stillmahlzeiten anbieten, an der weniger schmerzhaften Seite zuerst anlegen (wenn es eine weniger schmerzhafte Seite gibt), den Saugschluss des Babys unterbrechen, bevor es von der Brust genommen wird, indem sanft am Kinn des Babys oder am Mundwinkel des Babys gezogen wird. Soorpilze können sich an vielen Stellen (einschließlich Muttermilch) halten. Deshalb sollte sich die Mutter ihre Hände häufig waschen und die folgenden Vorsichtsmaßnahmen einhalten, um einen Rückfall zu vermeiden. Das Baby kann mit abgepumpter Milch gefüttert werden. Die Milch, die während einer Soorinfektion abgepumpt wurde, sollte jedoch nicht aufbewahrt und eingefroren werden. Einfrieren inaktiviert Hefepilze, tötet sie aber nicht ab (Rosa 1990). Daher kann eingefrorene Milch, die das Baby nach Abschluss der Behandlung erhält, einen Rückfall verursachen. Erhält das Baby einen Beruhigungssauger oder werden Flaschensauger oder Beißringe benutzt, müssen sie einmal täglich zwanzig Minuten lang ausgekocht werden, um die Soorerreger abzutöten. Nach einer Behandlungsdauer von einer Woche sollten sie weggeworfen und neue gekauft werden. Wird eine Milchpumpe benutzt, müssen alle Teile, die mit der Milch in Berührung kommen (mit Ausnahme der Gummidichtungen), täglich ausgekocht werden. Einmalstilleinlagen sollten nach jedem Stillen weggeworfen werden. Stilleinlagen aus Stoff sollte die Mutter nach jedem Stillen wechseln und erst wieder benutzen, nachdem sie in heißem Seifenwasser gewaschen wurden. Ist das Baby bereits alt genug, um mit Spielsachen zu spielen, muss alles, was es in den Mund nehmen kann, häufig mit heißem Seifenwasser abgewaschen werden, um eine erneute Infektion und ein Weiterverbreiten der Infektion an andere Kinder zu verhindern. Auf der Webseite von LLL findest du ein Infoblatt zum Thema Soorinfektion in der Stillzeit http://lalecheliga.de/downloads Dort ist das geballte LLL-Wissen zu diesem Übel zusammengefasst! Bekommt Dein Baby einen Schnuller? Es könnte sein, dass es von Anfang an saugverwirrt ist und Du deshalb solche Schmerzen hast. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Allerdings kenne ich dein Baby nicht, ich sehe nicht, wie es trinkt und wie es aussieht, deshalb könnte ich leider niemals sagen, wie Du weiter vorgehen kannst. Eben so wenig wie ein Arzt, dem Du am Telefon sagen „mir tut mein Rücken weh" eine Ferndiagnose stellen kann, kann eine Stillberaterin bei Saugproblemen aus der Ferne sagen „genau das ist es". Ich kann hier am PC aus dem, was mir die Frauen schildern, bestimmte Rückschlüsse ziehen und mehr oder weniger allgemeine Tipps geben, doch das ersetzt in vielen Situationen niemals die direkte Beratung durch eine Stillberaterin vor Ort. Ja, es wäre sogar fahrlässig, wenn ich behaupten würde, die Stillberatung über Internet kann alle Probleme lösen. Falls Du noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin hast, solltest Du dich an eine Stillberaterin vor Ort wenden, die dich beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob Dein Baby korrekt an der Brust saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste. Auch wenn Du weiter fahren musst, lohnt sich ein Termin bestimmt! Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Du kannst auch gerne bei mir anrufen! LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 08.01.2020