Nicht mehr genug Milch / hungriges Baby?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Nicht mehr genug Milch / hungriges Baby?

Hallo, unsere Tochter ist gestern 17 Wochen alt geworden, sie wiegt 5700g bei 63cm, bei der Geburt 2930g bei 50cm (zwei Wochen zu früh gekommen). Seit drei Tagen hat sich ihr Stillrythmus vollkommen umgestellt. Vorher hat sie etwa alle 4-5 Stunden getrunken, abends etwas häufiger, dafür nachts auch mal mit 6 Stunden Pause zwischen den Mahlzeiten, meist ca 6-7mal Stillen in 24 Stunden. Seit drei Tagen will sie aber alle 2-3 Stunden trinken, ist sehr schnell wieder quengelig und weint oft schon, wenn ich sie nach dem Stillen zum Bäuerchen hoch nehme, obwohl sie selbst "abgedockt" hat. Nun mache ich mir Sorgen, dass ich nicht mehr genug Milch habe oder diese nicht mehr gehaltvoll genug ist. Vor einer Woche hatte ich einen MagenDarm-Infekt und habe dabei viel Flüssigkeit verloren und dann zwei Tage nur etwas Zwieback und Banane essen können. Andererseits ist sie zwischendurch auch wieder gut gelaunt und lacht. In den letzten beiden Tagen hat sie tagsüber viel geschlafen. Nachts ist sie schreckhaft und muss oft von mir gestreichelt werden, damit sie wieder einschlafen kann, auch untypisch für sie. Vor sechs Tagen ist sie mit der U4 zum zweiten mal geimpft worden, hatte aber in den ersten beiden Tagen danach keine Impfreaktion. Hinzu kommt, dass sie jetzt den sechsten Tag in Folge keinen Stuhlgang hat, was sie vorher aber auch schon einmal hatte und dann problemlos und scheinbar ohne Schmerzen wieder die Windel vollmachen konnte. Jetzt weint sie aber ab und zu, wenn sie pupsen muss. Die Windeln sind aber normal durchtränkt. Meine Stilleinlagen sind kaum noch feucht, früher musste ich sie häufig wechseln. Kann es sein, dass ich plötzlich zu wenig Milch habe? Würden sie empfehlen, eine Mahlzeit durch Premilch zu ersetzen (bis jetzt wird sie voll gestillt ohne Zufüttern)? Oder mal ein Gläschen Gemüsebrei füttern? Ich bin verunsichert, weil sie bislang ein sehr ausgeglichenes Kind war und bis auf eine abendliche Unruhe meist gut gelaunt. Danke für Ihre Empfehlungen und tut mir leid, dass der Text so lang geworden ist. Viele Grüße Alexandra

von Alexandra12 am 28.01.2013, 10:50



Antwort auf: Nicht mehr genug Milch / hungriges Baby?

Liebe Alexandra, keine Sorge, selbst wenn die Milchmenge durch das Fieber etwas zurück gegangen sein sollte, können Sie die Milchmenge wieder steigern. Allerdings glaube ich, dass sich bei Ihnen zwei Ereignisse überschneiden und es daher gar nicht unbedingt so ist, dass Ihre Milchmenge wirklich zurückgegangen ist. Ihre Tochter ist im klassischen Alter für einen Wachstumsschub und eines solchen Wachstumsschubes ist es normal, dass ein Kind deutlich öfter an die Brust möchte und diesem Verlangen sollte dann auch nachgegeben werden. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Sie haben dann nicht zu wenig Milch, sondern der Bedarf Ihres Babys hat sich vergrößert und die Brust muss darauf erst reagieren. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Weiche und nicht mehr auslaufende Brüste sind KEIN Hinweis auf zu wenig Milch, im Gegenteil, nach den ersten Wochen ist es absolut normal, dass die Brust wieder weich (und oft auch kleiner wird). Das bedeutet nicht, dass die Milch weniger geworden ist, sondern ist ein Hinweis darauf, dass sich die Stillbeziehung eingespielt hat. Achten Sie einmal auf die folgenden Anzeichen bei Ihrem Baby: • mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass" ist, können Sie sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). • in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) • eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme), • eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, • Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs • ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Wenn alle diese Punkte erfüllt sind, können Sie davon ausgehen, dass Ihr Baby auch satt wird. Nach den ersten sechs Wochen stellt sich die Verdauung des Baby um und seltenere Darmentleerungen sind normal. Es liegt einfach an der Reife des Darms und die ist mit dem Alter des Kindes gekoppelt. Solange das Baby alle anderen Kriterien (nasse Windeln, gute Hautfarbe und Hautspannung, Gewichtszunahme usw.) erfüllt, ist alles in Ordnung, gleich ob einmal in neun Tagen (ev. sogar noch seltener in der Literatur werden Fälle von bis zu drei Wochen beschrieben) oder neun Mal am Tag die Windel voll ist. Die Häufigkeit des Stuhlgangs ist von Baby zu Baby verschieden und kann auch beim selben Baby von Woche zu Woche wieder wechseln. Günstig wäre es, wenn Sie ein paar "Baby und Stilltage" einlegen könnten. Das heißt, Sie legen sich mit Ihrem Baby ins Bett, ruhen sich aus und kümmern sich ausschließlich um Ihr Baby, stillen es alle zwei Stunden und lassen den Haushalt von jemandem anders versorgen. Achten Sie darauf, genügend zu essen (möglichst kohlehydratreiche Nahrung) und Ihrem Durstgefühl entsprechend zu trinken. Sie müssen keine Flüssigkeit in sich hineinschütten, eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme wirkt sich NICHT positiv auf die Milchmenge aus. Außerdem ist es sicher empfehlenswert, dass Sie sich die Unterstützung einer Stillberaterin vor Ort suchen. Sie kann im direkten Gespräch mit Ihnen viele Fragen sofort klären und kann sich auch anschauen, wie Sie anlegen und wie Ihr Baby saugt. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 28.01.2013



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