Frage: nicht genug milch??

Hallo, mein Sohn (Lukas) ist jetzt 8 Wochen alt und das Stillen will bei uns einfach nicht klappen. Bereits in der ersten Tagen hat er mir die linke Brustwarze so verletzt, dass ich diese 2 Wochen nicht benutzen konnte. In dieser Zeit mußte ich natürlich die Brust entleeren und zwar funktionierte das nur mit "händisch" abstreifen. Mit der Pumpe funktionierte das überhaupt nicht. Meine Hebamme meint es gibt Frauen bei denen funktioniert die Pumpe nicht. Als mein kleiner nach 10 Tagen sein Geburtsgewicht von 3.610g noch nicht erreicht hatte haben wir festgestellt, dass er zu wenig Muttermilch bekommt und mussten ihn mit der Flasche künstliche Babymilch beifüttern. Danach hat er auch prima zugenommen. Da ich aber das Stillen nicht aufgeben wollte, haben wir das Brusternährungsset empfohlen bekommen. Seit 3 Wochen bekommt er nun täglich 320ml künstliche Babymilch und hat die 1 Woche mit BES 230g, die 2 Woche 290g und diese Woche 100g zugenommen, Also mein Problem ist, dass er ohne BES nur kurze Zeit (höchstens 5 min.) an der Brust trinkt, man hört ihn auch schön schlucken, und es dann immer wieder verschläft. Wir müssen ständig die Position wechseln und wenn ich ihn aber niederlege fängt er sofort zu schreien an. Oft hängt er über einer Stunde an der Brust und erst wenn ich mit BES weiterstille ist er satt (trinkt meistens noch 20-40ml vom Set). Oder seit einigen Tagen kommt es sogar vor, dass er nach wenigen Minuten trinken sich aufeinmal wehement gegen die Brust stemmt. Hauptsächlich an der Rechten. Ich dachte, dass wahrscheinlich keine Milch kommt aber beim ausstreifen kommt immer schön Milch raus und manchmal spritzt sie sogar. Kann es sein, dass zu wenig Milch fließt? Woran erkenne ich ob der Milchspendereflex ausgelöst wird? ich spüre nämlich nichts während dem Stillen. Ich würde gerne in Zukunft wenn möglich ohne Set weiterstillen, habe aber Angst, dass er zu wenig bekommt und wieder an Gewicht verliert. Ich würde mich auf Ihre Antwort und vielleicht ein paar nützlichen Tipps freuen. Liebe Grüße Daniela und Lukas (Südtirol)

von daniundhannes7 am 19.11.2012, 20:09



Antwort auf: nicht genug milch??

Liebe Daniela, solche so fortgeschrittenen Saugprobleme lassen sich nicht durch eine Fernberatung betreuen, denn ich kann dich und dein Kind nicht sehen und dir nicht direkt etwas zeigen. Deshalb ist es das Beste, wenn Du dich schnellstmöglich an eine Kollegin vor Ort wendest, die direkt mit dir und dem Kind arbeitet. Die beste Methode, um die Brust zu einer höheren Milchbildung anzuregen, ist sie häufig effektiv zu stimulieren. Das kann ein korrekt saugendes Baby am allerbesten, beim Pumpen geht es nur dann, wenn auch tatsächlich dein Milchspendereflex ausgelöst wird (erkennbar daran, dass nach einem Weilchen - zwischen ein paar Sekunden und einer Minute - die Milch richtig zu fließen beginnt. Alles andere (besondere Getränke etc) ist in der Regel wenig wirksam und daher unnötig! Ganz wichtig ist, dass du dir eine kompetente Unterstützung vor Ort suchst, also jemanden, der sich wirklich gut mit dem Stillen auskennt. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). Bis du jemanden gefunden hast, helfen dir die folgenden Informationen hoffentlich weiter. Am besten ist es, wenn du dein Kind so häufig wie möglich anlegst, so dass es nicht zuviel Hunger hat und die Geduld aufbringt, so lange zu saugen, dass der Milchspendereflex auch wirklich ausgelöst wird. Dann nämlich schluckt es regelmäßig und du erkennst, dass die Milch fließt beim Stillen. Flaschen können dazu führen, dass dein Kind diese Geduld verlernt, denn aus der Flasche fließt die Milch ja sofort und immer gleichmäßig. Wenn dein Kind gut an der Brust trinkt, würde ich das Brusternährungsset gar nicht sooft verwenden, denn auch da fließt die Milch oft zu leicht. Aus diesem Grund empfehlen wir in den meisten Fällen, gar nicht erst zur Flasche zu greifen. Die Becherfütterung, die du erwähnst, sieht so aus, dass du dein Kleines aus einem Becherchen die Milch schluckweise "schlecken" lässt. Vielleicht hilft dir dieses Video: http://www.youtube.com/watch?v=OAQcvHkFbdc Bei der Becherfütterung wird der Becher dem möglichst aufrecht im Schoß der Mutter/des Vater sitzenden Kind an die Unterlippe angelegt. Man kippt den Becher dann langsam und vorsichtig, so dass die Milch in den Mund des Babys läuft. Achten Sie darauf, dass immer nur so viel Milch fließt, wie das Baby problemlos schlucken kann und setzen Sie immer wieder ab. Wird die Becherfütterung richtig durchgeführt verschlucken sich die Babys nicht. Bereits frühgeborene Babys können mit dem Becher gefüttert werden. Spezielle Babyfütterbecher gibt es von den Firmen Ameda und Medela und können in der Apotheke bestellt werden. Man kann aber natürlich auch einfach einen kleinen Becher in der Größe eines Schnapsglases (oder den Verschlussbecher von Babyflaschen) verwenden. Wie kannst du wissen, ob dein Baby beim Stillen genug Milch bekommen hat? Du erkennst das an folgenden Zeichen: o mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass "nass" ist, kannst Du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). o in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) o eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 130 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (bei Krankheit und mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme), o eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, o Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs o ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Damit dein Kind beim Stillen mehr Milch bekommt, empfehle ich dir die Methode des "Super-Wechsel-Stillens". Die Mutter lässt das Baby so lange an der Brust, wie es nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung schluckt. Sobald es seltener schluckt oder beginnt einzuschlafen, wird es von der Brust abgenommen. Die Mutter beugt es einige Male sanft von der Hüfte aus nach vorne, um es aufzuwecken; dann wird es an die andere Brust angelegt und wieder so lange gestillt, wie es regelmäßig schluckt. Erfolgt das Schlucken wieder seltener, lässt die Mutter das Baby aufstoßen oder beugt es in den Hüften, um es aufzuwecken, und legt es wieder an der ersten Brust an. Dieses »Wecken und Wechseln« wird 20 bis 30 Minuten lang durchgeführt, tagsüber mindestens alle zwei Stunden und nachts alle vier Stunden. Bei manchen Babys muss die Mutter möglicherweise schon nach jeweils 30 bis 60 Sekunden wechseln, zumindest in der Anfangsphase. Innerhalb von ein bis zwei Tagen wird die Mutter feststellen, dass Urin und Stuhlgangmenge ihres Kindes zunehmen und dass es regelmäßiger schluckt. Unter Umständen bemerkt die Mutter auch, dass ihre Milch ausläuft und sich ihre Brüste voller anfühlen. Dies sind Anzeichen für eine erhöhte Milchproduktion. Auch die Bruskompression kann hilfreich sein, ich hänge dir dazu einen Text mit an. Ich hoffe, hier ist etwas dabei, was dir schon mal weiter hilft. Es ist aber wirklich sinnvoll, dass du eine Stillberaterin in deiner Nähe ausfindig machst, die dir Schritt für Schritt das Wegkommen von der Flasche begleitet und dir die für jeden dieser Schritte die gerade passenden Informationen an die Hand gibt! LLLiebe Grüße, Biggi Brustkompression "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess." (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)

von Biggi Welter am 19.11.2012



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