Hallo,
meine Tochter wird morgen 19 Wochen alt und seit ein paar Tagen habe ich das Gefühl, dass sie den Unterschied zwischen Tag und Nacht nicht mehr kennt. Bisher hat sie es sogar schon geschafft 6-7 Stunden am Stück durchzuschlafen und dann noch einmal 3-4 Stunden, sodass ich sie nur einmal pro Nacht stillen musste.
Heute Nacht z.B. ist sie aber stündlich, wenn nicht öfter, aufgewacht und hat wild rumgestrampelt. Ich habe ihr dann den Schnuller gegeben und dann ist sie ab und zu wieder eingeschlafen. Als dies auch nichts geholfen hat, habe ich sie gestillt. Sie hat aber meiner Meinung nach keinen Hunger, da sie immer nur 3-4 Minuten getrunken hat (sonst dauert es bei uns 20 Minuten).
Was ist nur los mit ihr? Das einzige, was ich anders gemacht habe, ist ihr abends den Schlafsack nicht mehr anzuziehen, da es bei uns in der Wohnung recht warm ist. Kann das allein schon Auslöser für so ein Verhalten sein?
Oder hat es wieder einmal mit einem Entwicklungssprung zu tun und wenn ja, legt sich das wieder von alleine?
Da sie nachts nicht mehr so gut schläft, holt sie das tagsüber rein und schläft dann mal zwei Std. am Stück, was sie sonst nie getan hat. Soll ich das Vermeiden, indem ich sie mit einem Spiel animiere?
Sie hat auch seit ca. 2 Wochen nur noch alle 3-4 Tage Stuhl in der Windel und ist, wenn es auf den 3. oder 4. Tag hingeht nachts besonders unruhig. Es grummelt kräftig in ihrem Bauch - hört man oft genug. Kann das auch ein Grund für ihre Unruhe sein? Man sagt ja, dass bei Stillkindern die Stuhlentleerung variieren darf, aber kann man ihr da nicht helfen, wenn sie sich dabei unwohl fühlt?
Viele Grüße von der übermüdeten Mama
Mitglied inaktiv - 09.06.2011, 07:43
Antwort auf:
Nächtliches Stillen und Unruhe beim Baby
Liebe Mukal,
als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder sechs Monaten.
Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa vier bis sechs Monate wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung auch keine Garantie für angenehmere Nächte.
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten.
Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst.
Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst.
Verstopfung hat nichts damit zu tun, dass der Stuhlgang eher selten ist. Von Verstopfung spricht man bei harten, trockenen Stühlen. Voll gestillte Kinder haben so gut wie nie Verstopfung (es sei denn sie bekämen zu wenig Muttermilch), da Muttermilch genügend Wasser enthält. Allerdings gibt es Kinder, die sich mehr plagen müssen als andere. Dennoch sollte dann nicht massiv eingegriffen werden (z.B. mit der Fieberthermometermethode, Abführmitteln oder Klistieren). Manchen Babys fällt die Darmentleerung in Schräglage im Schoß der Mutter oder in einer Babywippe leichter. Andere stoßen sich gerne mit den Füßen an etwas ab. Wenn dein Baby an Ihrer Schulter liegt, dann stütze es mit einer Hand seine Füße ab. Es kann deinem Baby womöglich helfen, wenn Du ihm sanft mit Watte und warmem Wasser über seinen Darmausgang wischt oder ihm sanft den Bauch massierst.
Ein Abstand von einer Woche bis zehn Tagen oder sogar noch länger zwischen zwei Stuhlentleerungen ist bei einem voll gestillten Kind keine Seltenheit. Ich habe auch schon drei Wochen erlebt. Solange das Kind dabei gut gedeiht und ausreichend nasse Windeln hat, besteht jedoch normalerweise kein Handlungsbedarf, außer dass frau immer genügend Feuchttücher (o.ä.) und Kleidung zum Wechseln dabei haben sollte. Wenn es dann nämlich so weit ist, dass das Kind die Windeln voll macht, dann sind sie meist so voll, dass es am besten wäre, wenn eine Badewanne in der Nähe zur Verfügung steht.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 09.06.2011