Liebe Biggi Welter,
Eigentlich wollte ich meinen Sohn bis er zwei Jahre alt ist stillen.
Doch nun bin ich mit meinen Kräften fast am Ende, sodass ich nicht mehr weiter weiß und ob ich das durchhalten kann.
Zum Einschlafen wird er seit Geburt getragen oder gestillt. Beides dauert meist so 30 Minuten, manchmal auch länger. Das Tragen ist für mich noch anstrengeder, darum macht es meist nur mein Mann (wenn er ihn akzeptiert) und ich stille zum Einschlafen. Das Einschlafstillen ist auch gar nicht das Problem. Sondern das, was jede Nacht losgeht, sobald ich mich ins Bett lege bzw. spätestens zwischen 0 -3h: Dauernuckeln. Oft bin ich ab dieser Zeit über mehrere Stunden wach. Mein Sohn lässt sich dann nicht Abdocken, wacht sofort auf, wenn ich es mit dem kleinen Finger versuche. Ihn zu streicheln oder das Kinn hochzudrücken funktioniert nur ganz selten.
Er will auch ständig zwischen beiden Brüsten hin und herwechseln, sich am liebsten auf mich legen beim Trinken… es ist viel los im Bett.
Mein Rücken, meine Stimmung und auch meine Beziehung leiden zunehmend darunter. Mein Mann besteht nämlich auch auf seinen Mittagsschlaf und ich muss leider nebenher auch fast alles im Haushalt/Korrespondenz etc. alleine erledigen, dass ich die Zeit, in der mein Kind schläft, brauche, um Dinge zu erledigen. De facto läuft es aber darauf hinaus, dass ich nun über Monate hinweg mit 2-4 Stunden Schlaf auskommen muss.
Wir haben auch schon ein Bettchen gekauft, aber wie soll das gehen mit dem Übersiedeln dahin, wenn ich soviel stille und der Kleine so anhänglich ist?
Ich möchte auch nicht abrupt abstillen, wo er so fixiert darauf ist genauso wie auf den Körperkontakt allgemein. Zunehmend schleicht sich die Sorge ein, wie das alles je ein Ende finden soll, zumal er auch die Brust immer bestimmender einfordert.
... ist das alles noch normal und gesund? Für mich sicher nicht, was könnte ich ändern, ohne ihn zu traumatisieren?
Ich frage mich auch, ob wir was falsch gemacht haben. Bei jedem Weinen wurde er sofort aus Bett, Kinderwagen herausgenommen gegen alle Tipps aus der Umgebung.
Danke für Ihre Hilfe!
Lucia Maria
von
LuciaMaria
am 20.02.2019, 11:45
Antwort auf:
Nächtliches Stillen 17 Monate altes Kind
Liebe Lucia Maria,
Du solltest das Verständnis nicht von Deinem Kind sondern von Deinem Mann einfordern, Dein Kind macht nichts falsch und es ist sicher auch kein Fehler, auf seine Bedürfnisse einzugehen ;-).
Du musst dir bewusst sein, dass sich durch das Abstillen dein Leben keineswegs auf wundersame Weise positiv verändern wird. Falls Du diese Vorstellung haben solltest, könntest Du eine herbe Enttäuschung nach dem Abstillen erleben.
Trotzdem ist Stillen eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden.
Das Wichtigste überhaupt ist allerdings, dass Du fest zu deinem Entschluss stehst. Solange hier noch der geringste Zweifel besteht, wird dein Kind diese Zweifel spüren und Du wirst weiterhin „schwach" werden.
Für viele von uns ist es sehr ungewohnt zu sehen, wie begeistert und mit wie viel Freude ein Kleinkind stillt. Dein Kleiner verhält sich gar nicht so "brustversessen" wir Du glaubst, viele langzeitgestillte Kinder zeigen sehr deutlich wie viel ihnen das Stillen bedeutet.
Wird es dem Kind überlassen, wann es sich selbst abstillt, dann stillen sich die meisten Kinder irgendwann zwischen dem zweiten und dem vierten Geburtstag ab. Ein Abstillen deutlich vor dem zweiten Geburtstag auf Initiative des Kindes hin ist eher unwahrscheinlich.
All diese theoretischen Überlegungen helfen dir jedoch nicht weiter, denn Du fühlst dich in der derzeitigen Situation unwohl. Wenn sich in einer Stillbeziehung ein Partner nicht mehr wohl fühlt, dann ist es an der Zeit zu überlegen, was geändert werden kann.
Sicher ist ein 17 Monate altes Kind noch nicht in der Lage alles Gesprochene bis ins letzte Detail zu verstehen, doch ich denke, dass der erste Schritt für dich sein sollte, dass Du mit deinem Kind darüber sprichst, wie es dir geht und was Du nicht mehr möchtest. Dann könnt ihr als Eltern eine Art Plan machen, wie ihr vorgehen wollt, um das Stillen etwas einzuschränken. Stillen nach Bedarf ist bei einem Kind über einem Jahr nicht mehr ein so eng gefasster Begriff wie bei einem kleinen Baby und liebevoller Konsequenz lassen sich auch bei einem Kind in diesem Alter in einem gewissen Rahmen Regeln aufstellen.
Selbstverständlich wird sich nicht von heute auf morgen eine plötzliche Änderung ergeben, das geschieht in kleinen Schritten und selbstverständlich wirst Du mit Rückschritten rechnen müssen, doch mit viel Liebe und Beharrlichkeit, kannst Du einen Weg finden.
Wenn Du nicht mehr ständig stillen möchtest, wird es am besten sein, wenn du schrittweise vorgehst, z.B. in dem du zunächst eine gewisse stillfreie Zeit in der Nacht einführst.
Dazu kannst du wie folgt vorgehen: Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei.
Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann.
Natürlich kannst Du ihm während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird.
Dein Kleiner wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich gar schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie er in diesem zarten Alter seinen Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, es bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Dein Baby ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihm und sei du ruhig und klar, so dass dein Kleiner sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du ihn ein wenig ablenken wollen (falls er sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in seiner Nähe und versicherst ihm, dass alles ok ist.
Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher.
Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten und durchhalten solltest.
Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das nun auf Deutsch erschienen ist und das ich wärmstens empfehlen kann.
Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht.
Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 20.02.2019