Liebe Biggi,
bis jetzt stille ich meinen Sohn( gerade 12 Monate geworden) nach Bedarf. Nachts war es schon immer sehr häufig. Seit vielen Wochen extrem. Er wacht nach dem Stilleinschlafen bereits nach ca. 30 Min. wieder auf, dann versucht er sich in den Schlaf weiter zu nuckeln, manchmal wacht er dann sogar dannach alle 10-20 Minuten wieder auf, spätestens nach einer Stunde. So geht es die ganze Nacht.Mich verlassen nun langsam die Kräfte. Ich habe schon in diesem Forum sehr viel gelesen, und es wird empfohlen durchzuhalten, dem Kind Zeit zu geben. Nun habe ich im Forum von Dr. Posth erfahren, das nächtliche Stillen zu beenden, denn sonst wird es wahrscheinlich nicht besser. Dort wird sogar gesagt, daß man es gar nicht so weit kommen lassen hätte sollen. D.h.spätestens bereits im Laufe des 2 Lebenshalbjahres dem Baby eher Wasser oder Tee, Schnuller anbieten. Nicht immer stillen zur Beruhigung. Denn nun je älter es wird um so schwieriger wird es die Gewohnheit zu beenden. Ohne Schreien schon gar nicht. Nun überlege ich tatsächlich nachts etwas zu ändern. Ich bitte Dich mir da noch mal Rat zu geben!
Danke im voraus
viele Grüße Ilona
Mitglied inaktiv - 12.11.2010, 10:54
Antwort auf:
Nächtliches Abstillen 1 jähriges Kind
Liebe Ilona,
es gibt viele unterschiedliche Meinung zum Thema nächtliches Stillen. Doch die "Warnungen" sind meist nicht fundiert, denn es ist NICHT so, dass Stillen in der Nacht dazu führt, dass ein Baby nachts stillen MUSS. Umgekehrt aber: Wenn ein Baby nachts das Bedürfnis hat, gestillt zu werden, dann schadet es ihm nicht, macht es nicht abhängig oder gar unselbständig (ha!) wenn es gestillt wird.
Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten.
Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind.
Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen.
Ich möchte dir noch ein neues, wunderbares Buch empfehlen von Sibylle Lüpold: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder."
Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Du die nächsten Jahre damit verbringen musst, dein Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Du es dir jetzt vorstellen kannst. Und wenn du es tatsächlich nicht mehr weiter machen willst, kannst du versuchen, sein lieb gewonnenes Ritual zu verändern. Vielleicht helfen dir unsere Tipps zum Thema "Stillfreie Zeit in der Nacht": Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei.
Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann.
Natürlich kannst Du ihm während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird.
Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du deiner Tochter wirklich beistehst und sie nicht "strafst" für ihre natürliche Reaktion auf diese Veränderung.
Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten und durchhalten solltest.
Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte".
Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Vielleicht ist es auch für euch hilfreich?
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 12.11.2010