Guten Tag,
meine Tochter ist 3 1/2 Monate alt und schläft in ihrem Gitterbett bei uns im Schlafzimmer.
Nachts kam sie wochenlang in einem 2-stündlichen Rhythmus zum trinken.
Vor ungefähr drei Wochen begann es, dass sie vereinzelt auch erst nach drei oder vier Stunden kam.
Seit ein paar Tagen kommt unsere Tochter nachts jedoch fast jede Stunde. Mal sind es 1 1/2 Stunden, mal auch nur 45 Minuten!
Das schlaucht mich sehr, da ich kaum noch zu Schlaf komme.
Hinzu kommt das 'Problem', dass sie dabei meist nur ein paar Minuten trinkt und dabei auch immer wieder einschläft oder nur nuckelt. Meist sind es nur ca. 4-6 Minuten. Daher ist es für mich auch nachvollziehbar, dass sie sobald wieder kommt.
Ist das eine Phase?
Ein möglicher Wachstumsschub?
Oder trinkt sie so häufig und kurz um hauptsächlich den Durst zu stillen? Es ist zur Zeit ja recht warm. Im Schlafzimmer haben wir um die 22-23 Grad.
Abgesehen dass ich nicht wirklich zum schlafen komme hat meine Tochter zur Zeit ja auch keine längere erholsame Schlafphasen.
Wir legen nachts neuerdings sogar ein bis zwei Windelwechsel-Einheiten ein, damit sie etwas wacher wird und besser trinkt.
Mal klappt es, häufig aber auch nicht. Da schläft sie trotzdem nach kurzer Zeit wieder an der Brust ein und meldet sich nach einer Stunde wieder.
Gibt es irgendwas was ich ändern sollte?
Wie kann ich meine Tochter dazu animieren besser zu trinken?
Sie bekommt durch das stetige kurze Trinken doch nur die durstlöschende Vordermilch, oder? Kann es sich irgendwie auswirken, wenn sie nachts kaum die Hintermilch trinkt?
Vielen Dank schon einmal im Voraus.
Herzliche Grüße
Anto
von
Anto89
am 12.06.2017, 10:05
Antwort auf:
Nachts stündliches stillen?
Liebe Anto,
die Unterteilung der Milch in Vordermilch und Hintermilch ist nicht so, wie es immer wieder zu lesen ist und ist für die Praxis abgesehen von wenigen, besonderen Fällen kaum relevant.
Der Milchspendereflex setzt beidseitig ein, so dass das Kind an der zweiten Brust dann eine „Mischmilch" erhält. Die Unterscheidung in „Vordermilch" und „Hintermilch" ist in aller Regel allerdings eine akademische Frage, die für den normalen Stillablauf keine Bedeutung hat. Solange das Kind gedeiht und sich wohl fühlt, muss keine Mutter über die Anteile an Vorder oder Hintermilch nachdenken.
Ob dein Kind gedeiht kannst Du bei einem vollgestillten Baby an den folgenden Anzeichen erkennen:
• mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass" ist, kannst Du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.).
• in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal)
• eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 150 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme),
• eine gute Hautfarbe und eine feste Haut,
• Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs
• ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen.
Solange diese Kriterien erfüllt sind, dürfte alles in Ordnung sein.
Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht.
Die unruhigen Tage und Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst.
In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt!
Sehr empfehlenswert ist von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist.
http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf
Überlege dir auch einmal zu einem Stillgruppentreffen zu gehen und tausch dich dort mit den anderen Müttern aus. Vielleicht hast Du sogar das Glück so wie ich vor Jahren, dass Du dort Mütter oder eine Stillberaterin kennen lernst, die bereits ältere Kinder haben und Du kannst miterleben, dass es sich lohnt noch etwas durchzuhalten.
Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 12.06.2017