Frage: Nachts alle 2 h stillen

Meine tochter ist ja nun 5 Monate und wird ausschließlich nach Bedarf gestillt. Tagsüber kommt sie ungefähr alle 3 Stunden und trinkt dann immer relativ schnell. Meist um die 7 Minuten an der einen und dann manchmal noch kurz an der anderen Brust. Jeder Versuch sie zum längeren Stillen zu bringen scheitert. Sie scheint dann auch immer satt und zufrieden zu sein. Das Problem liegt in der Nacht. Ich bringe sie gegen 19:30 ins Bett und es ist ein tägliucher Kampf, da sie lautstark gegen das Schlafen protestiert und sich immer nur schwer beruhigen lässt. Manchmal gebe ich ihr dann noch die Brust (obwohl sie vor ca. 1h erst trank) dabei beruhigt sie sich meistens. Alles andere sanftes Schaukeln, singen, Schnuller, wiegen, Hand auflegen) funktioniert nur manchmal. Seit einigen Wochen schläft sie dann meist gegen 20:30 endgültig ein und wacht schon 23:30 wieder auf. Dann stille ich sie. Aber nach nur 2 Stunden hat sie schon wieder Hunger. Ich versuche sie immer zuerst ohne Stillen zu beruhigen aber dann beginnt sie erst richtig mit schreien. So geht das meist bis zum Morgen, dass sie alle 2 Stunden etwas möchte. Sie trinkt dann aber auch immer relativ lang (so um die 10 Minuten). Ich glaube gar nicht, dass sie soviel Hunger haben kann. Da sie ja auch schon 5 Monate ist, müsste sie doch langsam nachts etwas länger ohne Stillen auskommen, oder? Ich dachte erst an eine wachstumsphase, von denen sie auch schon einige hatte - aber das dauert schon zu lange. Kann es sein, dass sie von meiner Milch nicht mehr satt wird. Alle sagen das und ich müsse wohl nun endlich zufüttern. So ganz will ich das aber nicht glauben. Kann mir jemand weiterhelfen?

Mitglied inaktiv - 23.06.2008, 16:13



Antwort auf: Nachts alle 2 h stillen

Liebe Sandranmnn, seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses "natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit "Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser "Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Sie noch die nächsten Jahre damit verbringen müssen, Ihr Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Sie es sich jetzt vorstellen können. Es ist auch ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen ein Elternbuch für KindernächteA von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 23.06.2008



Antwort auf: Nachts alle 2 h stillen

Hallo Sandra, deine Geschichte könnte von mir stammen - nur das mein kleiner nicht schreit. Er wird auch so um acht ins Bett gebracht, schläft ein, wacht nochmal auf, trinkt nochmal und schläft dann maximal 4 Stunden, danach alle 2. Deswegen hatte ich vor kurzem auch an Biggi geschrieben. Ich antworte dir deswegen, weil ich denke, dass es schön ist, zu wissen, dass es anderen auch so geht. Stillen ist das beste für unsere Babies - auch wenn wohlgemeinte Ratgeber meinen, die Milch würde nicht reichen. Ich denke so etwas gibt es, aber es ist sicher nicht weit verbeitet - schließlich wären dann früher reihenweise Kinder verhungert. Was wir tun ist ganz normal - wir werden es auch aushalten. Ich denke heute nacht an dich ;-) Liebe Grüße Kerstin

Mitglied inaktiv - 23.06.2008, 18:16



Antwort auf: Nachts alle 2 h stillen

Hallo, das ging mir mit unserem Großen auch so! Tag und Nacht im zwei bis drei Std Takt trinken! Als ich mit etwa 8/9 Monaten abgestillt hatte, wollte er zwar keine Milch mehr Nachts (meistens jedenfalls; konnte sein "schreien" ganz gut deuten, ob Hunger oder nicht), aber von durchschlafen waren wir noch genauso weit entfernt wie vorher auch! Er wurde zwar nicht mehr alle zwei Std wach, aber mind. zweimal nachts. Das Durchschlafen kam erst mit 20 Monaten. Du bist also alles andere als allein damit.

Mitglied inaktiv - 23.06.2008, 18:31



Antwort auf: Nachts alle 2 h stillen

Hallo, leider habe ich auch keine Lösung. Bin lediglich bei der Suche nach dem selben Problem auf Dich gestoßen. Unsere Geschichte ist fast die gleiche, nur dass meine Kleine nach dem zu Bett bringen, direkt nach 2 h wieder kommt, sie ist ebenfalls 5 Monate alt. Leider verweigert sie auch rigoros ein Fläschchen oder Fopper, so dass das Abstillen zur Herausforderung werden wird. Ich bin bei meinen Recherchen zwar noch nicht schlauer geworden, aber immerhin beruhigter, dass ich nicht alleine bin, denn ich höre sonst immer nur von "durchschlafenden" Babys. Ich wünsche Dir / Euch alles Gute!

Mitglied inaktiv - 07.08.2008, 09:59