Liebe Biggi, liebe Kristina,
ich möchte gern das nächtliche Stillen meiner 9 Monate alten Tochter reduzieren und dann langsam nachts ganz abstillen.
Dazu möchte ich euren Tipp mit dem Radiowecker (wäre bei mir mein Wecker vom Handy) nutzen.
Wie genau läuft das ab?
Ich würde mit meiner Tochter am Tage darüber sprechen, abends ganz normal Einschlafstillen und lasse sie dabei auch nuckeln und ab da an stille ich erst wieder wenn bspw. nach 4h der Wecker Musik abspielt. Nach dem Signal darf sie soviel und so oft trinken und nuckeln wie sie möchte. Nach und nach verlängere ich dann die Stillpause.
Habe ich das so richtig verstanden?
Während der Stillpause wird sie sich natürlich beschweren und wie ich meine Tochter einschätze recht viel und lange. Ich nehme sie dann nicht hoch oder trage sie, sondern halte sie im Liegen nur ruhig in meinem Arm, spreche zu ihr und erlaube ihr frustriert zu sein, oder? Auch wenn sie 2h am Stück schreit?
Falls sie vielleicht irgendwann das Signal zum Stillen verschläft, soll ich sie dann wecken? Da ich ja eigentlich von mir aus die Brust anbieten soll.
Vielen Dank für eure Mühe!!
Liebe Grüße Lena
von
Lena0105
am 27.01.2020, 10:26
Antwort auf:
Nachts abstillen
Liebe Lena,
Dein Baby ist gerade erst neun Monate alt und es kann gut sein, dass es noch nicht reif genug ist für dieses Programm.
Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten.
Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind.
Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die auch mit 12 Monaten noch nicht so weit sind.
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Natürlich kannst Du es trotzdem versuchen.
Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei.
Wenn sich dein Kind dann beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann.
Natürlich kannst Du ihm Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird.
Deine Kleine wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich gar schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie sie in diesem zarten Alter ihren Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, es bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Dein Baby ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihm und sei du ruhig und klar, so dass deine Kleine sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du sie ein wenig ablenken wollen (falls er sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in ihrer Nähe und versicherst ihr, dass alles ok ist.
Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher.
Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten und durchhalten solltest.
Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 27.01.2020