Frage: Nachts abstillen

Hallo, ich habe mal wieder eine Frage :-)... Mein Sohn ist mittlerweile 10 Monate alt und isst mittags, nachmittags und abends erfolgreich Brei. Morgens um 6 Uhr beim Aufwachen stille ich sowie um 8 Uhr zum Einschlafen, was gleichzeitig Mahlzeit ist. Dann bekommt er um 11.30 Uhr Mittagessen, um 13. 30 Uhr wird Einschlafgestillt, um 16 Uhr gibts ne Kleinigkeit dazwischen und um 18.30 Uhr gibts Abendbrei. Um 19.15 Uhr gibts dann Einschlafstillen. Soweit alles super. Dann wacht mein Sohn aber allerspätestens das erste Mal um 22 Uhr auf und schläft oft erst wieder ein, wenn er gestillt wird. Wenn wir ihn rumtragen, dann schläft er entweder ein und wacht wieder beim hinlegen auf oder er schläft nicht wieder ein, sondern will runter vom Arm, im Bett fängt er aber an zu krabbeln und dadurch wird er aber richtig wach. Somit ist die einzige verlässliche Lösung, dass er bald wieder schläft, stillen. Leider wacht er dann aber spätestens alle 1 bis 2 Stunden wieder auf und das gleiche Spiel beginnt von vorn. Hunger ist es nicht und er weint auch nicht, wenn er nicht gestillt wird, er schläft nur nicht wieder ein. Leider sind meine Kräfte aber am Ende. Er schläft schon allein mit mir im Ehebett, um alles so einfach und schnell wie möglich zu halten, aber ich kann und will langsam einfach nicht mehr. Daher würde ich gerne jetzt in der Nacht abstillen. Geht das losgelöst vom Tag oder muss ich dann komplett abstillen? Teefläschchen nimmt er nachts zwar kurz, aber davon wird er erst richtig wach und schläft nicht wieder ein. Schnuller will er nachts nicht. Wie gesagt, wenn ich nicht stille, schläft er ewig nicht wieder ein, ca. 2h. Wie kann ich also konkret nachts abstillen? Oder muss ich dann ganz abstillen? Er zahnt grad zusätzlich sehr, sollte ich dann warten, bis es wieder besser wird? Vielen Dank.

von Jule4321 am 23.04.2012, 16:41



Antwort auf: Nachts abstillen

Liebe Jule4321, Muttersein ist einer der härtesten und anstrengendsten Berufe der Welt ist, der sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr einen 24 Stunden Dienst ohne Urlaubsanspruch und Krankschreiben bedeutet. Und an dieser Tatsache ändert sich nichts, ob frau nun stillt oder nicht. Sie müssen sich bewusst sein, dass sich durch das Abstillen ihr Leben keineswegs auf wundersame Weise positiv verändern wird. Ihr Baby wird aufwachen, gestillt oder nicht. Du kannst es sicherlich ausprobieren und musst deshalb auch nicht ganz abstillen. Ich weiß, ich wiederhole mich, das hatte ich dir schon einmal geschrieben – aber es stimmt einfach und ich weiß, dass es nicht leicht ist, diese Zeit zu überstehen, aber doch leichter, wenn man es einfach akzeptieren kann ;-). Es ist nicht schlimm, und schon gar nicht ein "Versagen" deinerseits, dass dein Kleiner noch nicht alleine ein- und durchschlafen mag. Ganz im Gegenteil: DIESES Verhalten ist das normale, will heißen, so hat die Natur es vorgesehen, so entspricht es der Natur eines Menschenjungen. Hast du gewusst dass ein junger Elefant eingeht, wenn er in den ersten 2 Lebensjahren nicht die PERMANENTE Anwesenheit seines Hauptbezugs"tieres" hat (kann auch ein Mensch sein...). Wenn ein Elefantenbaby zum Waisenkind wird bekommt es im Zoo selbstverständlich einen Pfleger zur Seite gestellt, der Tag und Nacht Hautkontakt bietet. Kein Mensch würde die Notwendigkeit dafür in Frage stellen. Nur mit unseren eigenen Babys, die viel unreifer geboren werden, erwarten wir so viel mehr. Das ist ein Punkt, der viele Diskussionen auslöst und bei Mutter und Kind zu vielen Tränen führen kann: Das Kind soll "wach" ins Bett gelegt werden und alleine einschlafen können (was eine enorme neurologische Leistung darstellt). Wenn es aber nur an der Brust oder im Körperkontakt mit der Mutter einschlafen kann, dann verurteilen wir dies als schlechte oder gar schädliche Angewohnheit... Wenn wir uns die Geschichte der Menschheit anschauen, dann wissen wir, dass es sich ein Urmensch und auch heute noch Menschen, die nicht so komfortabel wie wir in einem fest gemauerten Haus in "zivilisierter" Umgebung wohnen, nie leisten konnten und könnten, ihr Kind einfach "wach" irgendwo hinzulegen, damit es alleine schläft. Das Risiko, dann innerhalb von kürzester Zeit den Verlust eines Kindes betrauern zu müssen ist da viel zu groß. Der Punkt ist der, dass Babys und Kleinkinder ganz gleich was alle diesen Bücher und Hochglanzbroschüren sagen nicht dazu gedacht sind, alleine (ein)zuschlafen. Für ein Baby ist es absolut normal, dass es in den Armen und an der Brust der Mutter einschläft. "Emanzipierte" Babys sind in der Evolution noch nicht vorgesehen und da unsere Kinder mit der gleichen genetischen Ausstattung auf die Welt kommen, wie in grauer Vorzeit, funktioniert nicht alles sofort so, wie es in unsere moderne Welt passen würde. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses "natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit "Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Alleine sein bedeutet für ein Baby oder Kleinkind aus seiner Sicht Lebensgefahr. Sie wissen nicht, dass es heute und in unserer Gesellschaft unwahrscheinlich ist, dass sie von einem wilden Tier gefressen werden, wenn sie alleine sind. Wir können einfach nicht erwarten, dass unsere Babys "begreifen" dass ihnen doch alleine nichts passieren kann und wir können sie auch nicht dazu bringen, dass sie in diesem jungen Alter ein Gefühl dafür entwickeln, dass es doch "nur fünf Minuten" oder welche Zeitspanne auch immer ist, die sie warten müssen bis wieder jemand kommt. Also: Das Einschlafen an der Brust ist nicht wirklich ein Problem, denn es entspricht der Natur der Kinder, die genau dort die Ruhe, Geborgenheit und Zuversicht finden (mal ganz abgesehen von der wertvollen Muttermilch), die es ihnen ermöglicht, sich dem Schlaf hinzugeben. Kleine Kinder haben es sehr schwer, einzuschlafen, das hängt mit ihrem unreifen Nervensystem zusammen und wird ganz von allein, sobald sie reif genug dafür sind, sich auflösen! Es ist schwer, müde zu sein und jede Nacht x Male aufzuwachen, weil das Kind mich braucht und ich hätte zeitweise sehr viel dafür gegeben nur einmal einfach weiterschlafen zu können und am nächsten Tag nicht vor einem Berg unerledigter (Haus)Arbeit zu stehen. Doch es hat sich gelohnt, den Haushalt zurückzuschrauben, mir Nischen zu suchen, in denen ich auftanken konnte (sowohl körperlich als auch emotional) und zu akzeptieren, dass meine Kinder keine kleinen Roboter sind, die auf das Durchschlafen (o.a.) "programmiert" werden können. Überlege dir einmal zu einem Stillgruppentreffen zu gehen und tausch dich dort mit den anderen Müttern aus. Vielleicht hast Du sogar das Glück so wie ich vor Jahren dass Du dort Mütter oder eine Stillberaterin kennen lernst, die bereits ältere Kinder haben und Du kannst miterleben, dass es sich lohnt noch etwas durchzuhalten. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL Stillgruppe heraus. Liebevolles Eingehen auf die Bedürfnisse der Kinder, ihnen die Zeit lassen, die sie brauchen, um jeweils den nächsten Schritt zu meistern, das ist der Tipp, den ich allen Eltern nur wärmstens ans Herz legen kann. Wir würden niemals an einer Blume ziehen, damit sie schneller wächst, denn jeder weiß, dass sie dann eingehen würde. An unseren Kindern sollten wir auch nicht "ziehen". Ich hoffe, der Text war dir jetzt nicht zu lange und wenn Du noch Lust zum Lesen hast, dann schau dir auch den angehängten Text von Dr. Paky an. Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter. LLLiebe Grüße Biggi Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen Prim. Dr. Franz Paky, Leiter der Schreiambulanz (Ambulanz für Schreien und Schlafstörungen) der Kinderabteilung des LKH Mödling Schlafen, Alleinsein, Finsternis Für ein Kind gibt es nichts Schlimmeres, als den Schutz und die elterliche Geborgenheit zu verlieren. Mit der Finsternis der Nacht reißt die Gewißheit ab, dass der elterliche Schutz gegeben ist. Nichts ist leichter verständlich, als dass sowohl das Einschlafen als auch das nächtliche Aufwachen für ein Kind mit Angst verbunden ist. Es ist ebensowenig verwunderlich, dass viele Methoden entwickelt wurden, den Übergang vom Wachzustand in den Schlaf für das Kind zu erleichtern. All diesen Riten ist gemeinsam, dass sie die elterliche Gegenwart in den Schlaf hinein zu erhalten suchen (Wiegenlied, Gute Nacht Geschichte, Gute Nacht Kuß, Kuscheltier als Übergangsobjekt usw.). Schlafen Loslassen Nicht nur für das Kind ist mit dem Einschlafen eine Trennung von den Eltern verbunden. In ähnlicher Weise erleben die Eltern das Einschlafen des Kindes als Trennung. Insgeheim stellt sich die Frage: Wird das Kind ohne unsere Hilfe einschlafen? Wird sich das Kind ohne weiteres (?) von mir trennen? Wird es auch wieder von selbst wach? Zwei Arten von guten Schläfern die echten und die resignativen Nicht alle Kinder, die unkompliziert einschlafen und durchschlafen, sind zu beneiden. Wenn Babys spüren, dass ihr Schreien in der Nacht die Eltern unter keinen Umständen auf den Plan rufen kann, geben sie auf und schlafen den Schlaf der Resignation. Auf diesem Mechanismus beruht der scheinbare Erfolg der älteren Generation, ein Kind beim Einschlafen unbegrenzt schreien zu lassen. Die Entwicklung des Babys und das Schlafproblem Um das sechste Lebensmonat erweitern Babys ihren sozialen Horizont beträchtlich. Sie lernen zwischen ihren vertrauten Eltern und fremden Menschen zu unterscheiden ("Fremdeln"). Die Angst, die damit einhergeht ("Achtmonatsangst"), führt nicht selten zu einer Störung des Schlafes. Kinder, die in den ersten Lebensmonaten zur Freude ihrer Eltern bereits durchgeschlafen haben, beginnen dann nachts mehrmals wach zu werden. Oft brauchen sie nicht mehr als die Versicherung, dass alles in Ordnung ist. Ein kurzes Nuckeln an der Brust oder allein der Zuspruch einer vertrauten Stimme genügen, dass das Kind weiterschläft. Häufig führt aber die Schlafstörung zur Sorge der Mutter, dass das schon größer gewordene Kind mit ihrer Milch nicht mehr genug hat. Dann erhält das Kind an Stelle des Trostes, den es braucht, mehrere Mahlzeiten, die eigentlich überflüssig sind. Welcher Erwachsene, der gut schlafen will, würde sich absichtlich zu diesem Zweck den Bauch voll schlagen? Das Schlafparadoxon Wenn wir den Schlaf dringend herbeisehnen, stellt er sich am zögerndsten ein. Eine ganz ähnliche Erfahrung machen wir mit unseren Kindern. Wenn wir am wenigsten darauf angewiesen sind, schläft unser Kind am leichtesten ein. Brauchen wir dagegen unseren eigenen Schlaf dringend, weil wir am nächsten Tag früh aufstehen müssen oder einen schwierigen Termin haben, dann spielt das Kind nicht mit. Es will und will nicht einschlafen. Und noch weniger gönnt es uns einen ununterbrochenen Schlaf. Man gewinnt fast den Eindruck, als würden wir das Kind mit unserer Aura des Schlafzwanges am Schlaf hindern. Wenn sich ein Vater, der sein Kind mit allergrößten Mühen zum Einschlafen gebracht hat, auf leisesten Sohlen vom Bett fortschleicht, weckt er das Kind mit seiner Angst, dass es wieder wach werden könnte, tatsächlich auf. Dieses Phänomen zwingt uns dazu, über den eigenen Schatten zu springen. Wir müssen uns nach dem Rhythmus des Kindes richten und aufhören, ihm unsere Bedürfnisse aufzuzwingen. Individueller Schlafbedarf Jedes Kind braucht wie übrigens erwachsene Menschen auch eine individuelle Zahl von Schlafstunden. Die Spannbreite liegt bei Kindern im zweiten Lebenshalbjahr bei 9 bis 14 Stunden (Largo Kinderjahre 1999, S. 27). Behinderung der Selbstregulation Groß ist die Gefahr, dass sich Eltern in guter Absicht in Vorgänge einmischen, über deren Ablauf das Kind selbst bestimmen soll. Als Beispiele seien das Essen und das Trinken, die Kleidung und die Kontrolle von Stuhl und Harnausscheidung genannt. Die Selbstregulation über diese Vorgänge wird vom Kind im Lauf seiner normalen Entwicklung übernommen. Greifen die Eltern allerdings in diese Entwicklung ein, wird die Selbständigkeit nicht erreicht. Den Eltern bleibt damit die Bürde der Kontrolle erhalten, und das Kind bleibt in Abhängigkeit. In typischer Weise tritt dieser Mechanismus beim Schlaf auf. In der Meinung, dass die Eltern die volle Verantwortung für die Tiefe und die Dauer des Schlafes ihres Kindes tragen, wird dem Kind seine Selbständigkeit verwehrt und die Eltern zerbrechen an der Bürde der Kontrolle, die sie selbst nicht abgeben können. Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen Auf übermüdete und erschöpfte Eltern wirkt es vermutlich zynisch, wenn ich davon spreche, dass es bei der Kunst, sein Kind schlafen zu lassen, um die eigene Gelassenheit und das Loslassen des Kindes geht. Nach allem, was man schon versucht hat, sollte es gerade mit dem Loslassen funktionieren, wo man doch weiß, dass nichts schwerer ist im Leben als das Loslassen. Vertrauen in die Selbstregulation des Kindes ist der Schlüssel zum Loslassen und damit auch zum Schlafenlassen des Kindes. Wenn man dieses Vertrauen erwirbt, wird man sich vom Kind für die Zeit des Schlafes trennen können, ohne den Kontakt ganz zu verlieren. Das Kind wird auch in einer unruhigen Umgebung und ohne großes Geschrei einschlafen können. Vor allem wird es möglich sein, das Kind im Elternbett schlafen zu lassen und auf diese Weise das Stillen nach dem natürlichen Bedarf von Mutter und Kind beizubehalten. Jedes Kind kann schlafen lernen Weil es schwierig ist, diese Zusammenhänge bewußt zu machen, erfreuen sich Bücher, die sich auf ein Training bzw. auf eine Dressur des kindlichen Verhaltens beschränken, großer Beliebtheit. Am populärsten sind zur Zeit wohl Methoden der dosierten Frustration. Anstatt bei sich selber anzufangen, läßt man das Kind etwas länger schreien, so lange, bis es davon überzeugt ist, dass man als Nachtwächter oder Tröster nicht in Frage kommt. Der Erfolg stellt sich scheinbar ein, indem das Kind den Schlaf der Resignation schläft. Die Chance, dass sowohl die Eltern als auch das Kind aus dem Problem des gestörten Schlafes etwas lernen und auch für sich gewinnen, wird damit aber vertan. Wir sollten die Chance wahrnehmen, die darin liegt, die Kunst zu erwerben, sein Kind schlafen zu lassen

von Biggi Welter am 23.04.2012



Antwort auf: Nachts abstillen

Hallo Jule, ich kann mich noch sehr gut an diese Phase erinnern, unsere Kleine ist jetzt 1 Jahr und wir hatten das auch mit 10 Monaten bis noch vor 2-3 Wochen. Ich kann Dich beruhigen: es geht vorbei! Bei uns kam das auch durch das Zahnen so schlimm, einmal war sie 3 Stunden wach, ich bin sogar mit ihr aufgestanden, hab Licht gemacht und sie spielen lassen. Ich weiß, man soll das nciht machen wegen dem Tag-Nacht-Rhythmus, aber ich war zu müde um noch weiter alles zu versuchen, was wir schon versucht hatten.... und nichts geholfen hatte. Dann wurd sie wieder müde und schlief super ;-) Die Häufigkeit der Stillphasen wird aber wohl nur geringfügig besser werden. Bei Freunden von uns war es zu der Zeit sogar jede Stunde! Ich bin im Moment auch mehr als müde, weil ich auch nicht wieder sofort richtig einschlafe, aber ich glaube trotzdem, dass es das Beste ist, was wir für unsere Kleinen tun können. Wenn ich mir unsere Kleine so ansehe, wie selbständig und selbstsicher sie im Gegensatz zu Flaschenkindern, die wir kennen, geworden ist, oder sogar im Gegensatz zu denen, die man 'ruhig mal ein wenig schreien ließ, weil man ja mal was für sich machen wollte, dann bin ich froh, dass ich genau so handle und gehandelt habe! Kopf hoch, es wird besser! LG Britta

von brittawirdmama am 23.04.2012, 18:51



Antwort auf: Nachts abstillen

Hallo Jule, hallo Biggi, mein Sohn ist gute 8 Monate alt und ich erlebe eine ganz ähnliche Situation mit ihm. Tagsüber isst er mittlerweile seine Breie echt gut und ich stille noch morgens, abends beim Bettgehritual und je nach Lage zwischen 3- und 5-mal nachts, gerade scheint er die oberen Zähne zu kriegen, da kann's auch mal öfter sein. Er wacht oft schon eine Stunde nach dem Zubettbringen wieder auf und weint, dann kann ich ihn meistens noch durch meine Stimme und Anwesenheit bzw Streicheln beruhigen und er schläft wieder ein, aber später verlangt er nach der Brust und lässt sich nicht anders beruhigen. Danach schläft er meist sofort wieder ein. Ich gehe auch langsam auf dem Zahnfleisch und bin gerade auch noch krank. @ Biggi: Im benachbarten Forum von Dr. Posth habe ich gelesen, dass sich durch das Abstillen nachts durchaus etwas ändern kann, zumindest was das Aufwachen durch Hunger betrifft. Er schreibt, dass dann die Leber eine Funktion übernehme, die sonst da Stillen hat. Dass nach ca 8 Stunden (?) jedoch wieder Hunger einsetzt. Wenn man nun nachts nicht mehr stillt und versucht sein Kind in der Nacht anders zu beruhigen, wie er vorschlägt, soll man dann bei wieder einsetzendem Hunger (letztes Stillen ist bei uns um 19:30, sprich gegen 3:30 hätte mein Sohn spätestens wieder Hunger) die Milchflasche mit Folgemilch einführen (bzw es versuchen...))? Oder was wäre Dein Rat hier? Wenn ich nämlich dann wieder die Brust gebe, versteht der Kleine die Welt nicht mehr, und das zu Recht. Ich denke Du kennst die Ratschläge von Dr. Posth zu dieser in seinem Forum häufig gestellte Frage. Im Übrigen fand ich Deine Ausführungen und den Text sehr motivierend ;-) In meiner Umwelt gibt es einige Fälle der alleine ein- und fast durchschlafenden Kinder, und das kann einen schon vor Fragen stellen und leicht unter Druck setzen. Lieben Dank, Moyra

von Moyra am 23.04.2012, 20:37



Antwort auf: Nachts abstillen

Liebe Moyra, nicht immer hat das Stillen "nur" mit körperlichem Hunger zu tun, vielfach - und mindestens genauso wichtig für die gute Entwicklung deines Babys - ist es auch ein "seelischer" Hunger, das Bedürfnis nach Nähe, Geborgenheit und Sicherheit, das gestillt werden will. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. In einem amerikanischen Buch über die Entwicklung von Kindern (Aldrich: „Babys are Human Beeings"‘) habe ich einmal den wichtigen Satz gefunden „Damit Kinder sich gut entwickeln können, sind liebevolle Fürsorge und ein beständiges, direktes Eingehen auf ihre Bedürfnisse so ausgesprochen wichtig". Das steht zwar manchmal im Widerspruch zu unserem „modernen, westlichen" Lebensstil, aber es zahlt sich langfristig aus. Ich habe kürzlich ein neues Buch gelesen, welches mich sehr beeindruckt hat, vielleicht wäre das was für dich? "Besucherritze - Ein ungewöhnliches Schlaf- Lern- Buch" setzt sich mit dem Kinderschlaf auseinander und eröffnet dem Leser einen neuen Blickwinkel auf dieses Thema. Das Buch befasst sich mit entwicklungspsychologischen Erkenntnissen zum Bindungsverhalten von Kindern, mit gesellschaftlichen und kulturellen Einflüssen, die das Schlafverhalten und die Einstellung der Eltern beeinflussen und wirft einen kritischen Blick auf die Ratschläge in den gängigen Schlaflernbüchern. Der gesamte Themenkomplex wurde mit einem humorvollen Unterton aufgearbeitet und wird dem Leser in leicht zu lesender und unterhaltsamer Form präsentiert. Ein kurzer Theorieteil befasst sich mit den Erkenntnissen der Bindungstheorie. Das Buch bietet keine rezeptartigen Ratschläge, wie andere Elternratgeber es tun, sondern plädiert für einen entspannten Umgang und eine neue Sichtweise auf das als problematisch empfundene Schlafverhalten von Kindern. Das Lesen soll aber in erster Linie Spaß machen und die Eltern in ihrem intuitiven, an den kindlichen Bedürfnissen orientierten Erziehungsverhalten bestärken. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 23.04.2012



Antwort auf: Nachts abstillen

Zudem empfiehlt Dr. Posth das Abstillen im 9./10. LM, da es dann noch nicht zu schwer für die Kinder ist, da sie das Stillen noch mit Nahrungsaufnahme verbinden und nicht nur an das Schlafen und Beruhigen gekoppelt sehen. Da sie zu dem Zeitpunkt gern anfangen Brei zu essen, lassen sie lieber vom Stillen ab. Wie siehst Du diese Theorie, Biggi? Ich möchte ja garnicht abstillen, aber die Theorie, dass nachts der Stoffwechsel immer wieder durch das Stillen neu angeregt wird und dadurch die Babys automatisch alle 1-3h wach werden, würde ja bedeuten, dass wir selbst schuld sind, wenn wir nachts weiter stillen und nicht 3-4Tage laut Dr. Posth das mit Fläschchen und tragen durchstehen, so dass die Kinder danach durchschlafen. Wie siehst Du die Theorie, Biggi? Wäre toll, eine Antwort konkret auf die Fragen zu bekommen. Danke

von Jule4321 am 24.04.2012, 13:42



Antwort auf: Nachts abstillen

Liebe Biggi, danke für deine Antwort und den Buch-Tipp. Ich lese zurzeit das Buch von Dr. Posth (Vom Urvertrauen zum Selbstvertrauen), das sich auch mit der entwicklungspsycholog. Bindungstheorie beschäftigt. Dein Tipp klingt auch sehr interesant, werde ich mir auf jeden Fall besorgen! Zu dem Thema kann man ja nicht genug lesen, habe auch die Panthley Bücher in Origianlfassung schon durchgewälzt... Jules nachfolgende Frage beschäftigt mich aber auch! Ich gebe nachts SEHR gerne Wärme und Nähe. Mein Sohn schläft direkt bei mir im Beistellbett. Die Frage ist aber, ob die Brustentwöhnung in der Nacht evtl eine beiderseitige "Win-Win-Situation" ergäbe, sprich Mutter und Kind (und auch der Vater) schlafen beide mehr, weil der Körper sich umstellt, wenn er nicht mehr alle 1-3 h den neuen Nahrungsimpuls bekommt. Ich bin da total hin- und hergerissen. Will auf der einen Seite gerne das Bedürfnis nach Nähe befriedigen, aber frage mich auch oft, ob das nicht einfach Gewohnheit ist, die ohne "Schaden" geändert werden kann in dem Alter von 9 oder 10 Monaten. Noch eine konkrete Frage dazu: Wenn man das nächtliche Abstillen tatsächlich versuchte, sollte man dann zu der Zeit wo wieder Hunger zu erwarten ist (nach ca 8h?) versuchen die Milchflasche anzubieten oder wie wäre Dein Rat dazu? Vielen Dank und liebe Grüße! Moyra

von Moyra am 25.04.2012, 22:57



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