Hallo,
meine Schnecke ist jetzt 8 Monate alt und ich möchte gerne nachts abstillen.
Zudem hätte ich sie gerne in ihrem eigenen Bett (was direkt neben unsrem steht, also sie bleibt ja in unmittelbarer Nähe zu uns).
Wie geh ich das denn am besten an?
Tochter zuerst ins eigene Bett (aber weiterstillen nachts), wenn sie das dann akzeptiert hat langsam sie Stillmahlzeit nachts einstellen?
Oder besser umgekehrt (erst abstillen nachts und dann ins eigene Bett? Aber dann riecht sie ja meine Milch, wenn sie neben mir liegt und wenn ich die dann verweigere....auch blöd.
Oder beides gleichzeitig (kann ich ihr nicht antun, oder?)
Flasche nimmt sie nicht, egal was drin ist, Trinklerntasse nur für 1-2 Schlücke (beisst auf den "Schnabel" und schluckt das, was dann rauskommt, saugt also gar nicht).
Schnuller hat sie nie genommen, egal welche Form und Farbe ;-)
Der Tag läuft bei uns (bis auf tageweise Abweichungen) wie folgt:
-morgens ca. 7:30 stillen
-vormittags ca. 10:00 stillen
-mittags 12:30 Gemüse/Kartoffel Brei, ca. 4x/Woche mit Fleisch (ca. 200g, ich koch selber, daher weiß ich das nicht so genau, ist aber ne Riesenportion)
-nachmittags 16:00 stillen
-abends 18:30 Milch-Getreide-Brei (125ml Pre-Milch mit Flocken und Obst (ne ganze!!! Banane, ein geriebener Apfel oder so)
-20:00 stillen
so, und dann wacht sie 24:00 und ca. 3:30 auf und will trinken. Natürlich an der Brust.
1x wäre ja i.O. aber ich mag langsam nicht mehr. Heute morgen ist sie mir (wir beide im Halbschlaf) immer hinterhergerobbt, quer durchs Bett und hat sich immer wieder meine Brust geschnappt, manchmal fühl ich mich so bedrängt.
Abends zum Einschlafen und morgens stille ich gerne weiter aber nachts sollte es langsam (wenn möglich) ein Ende haben.
Danke und einen tollen Tag
la-floe
Mitglied inaktiv - 19.05.2010, 08:49
Antwort auf:
Nachts abstillen und eigenes Bett - wie mach ichs am dümmsten?
Liebe la-floe,
es ist abgesehen von der Anwendung der sehr umstrittenen und von Stillexperten einhellig abgelehnten Schlaftrainingsprogrammen nicht möglich ein Kind an das Durchschlafen zu gewöhnen, ehe es nicht von selbst dazu reif ist. Es ist ja auch nicht möglich ein Kind an das freie Laufen oder das Sprechen zu gewöhnen. All diese Fähigkeiten entwickelt jedes Kind dann, wenn der für das jeweilige Kind richtige Zeitpunkt gekommen ist.
Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab einem bestimmten Alter nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten.
Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind.
Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen.
Viele Frauen erleben zwischendurch eine Phase der Stillmüdigkeit. Sie wünschen sich wieder mehr Freiraum für sich und auch wieder mehr Verfügungsrecht über Ihren Körper. Dieses Gefühl kennt vermutlich jede Frau, die längere Zeit stillt. Doch das ist letztlich nicht wirklich etwas, was sich durch Abstillen erreichen ließe, denn es ist nicht wirklich so, dass das Stillen die Frau "anbindet" und müde macht, sondern es ist die Mutterschaft. Wir alle haben irgendwann oder immer wieder einmal Sehnsucht nach dem Leben v.K. (= vor dem Kind) als "Mama noch eine Frau war".
Muttersein ist einer der härtesten und anstrengendsten Berufe der Welt ist, der sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr einen 24 Stunden Dienst ohne Urlaubsanspruch und Krankschreiben bedeutet. Sie müssen sich bewusst sein, dass sich durch das Abstillen ihr Leben keineswegs auf wundersame Weise positiv verändern wird. Falls Sie diese Vorstellung haben sollten, könnten Sie eine herbe Enttäuschung nach dem Abstillen erleben.
Ihre Tochter spürt, dass Sie sich ihr entziehen wollen und das macht sie unsicher, so dass sie noch mehr "klammert", noch stärker Ihre Nähe und die Geborgenheit an der Brust sucht. Das Abstillen jetzt mit aller Macht "durchziehen" zu wollen, wird viel Kraft und Tränen bei allen Beteiligten fordern.
Vielleicht können Sie sich noch ein wenig gedulden und erst einmal wieder etwas Ruhe einkehren lassen. Ein paar Tage keinerlei Versuche mit der Flasche und einfach nur Stillen nach Bedarf und das Anbieten von Beikost auf der einen Seite und viel Erholung und Entspannung für Sie selbst auf der anderen Seite. Lassen Sie den Stress so gut es geht beiseite und unternehmen Sie etwas, was für Sie, Ihren Partner und Ihr Kind angenehm ist. Ob dies nun ein Ausflug in ein Thermalbad, ein paar gemütliche Stunden auf dem Sofa oder vielleicht auch ein gemeinsamer Ausflug von Vater und Tochter während Sie sich etwas ganz alleine für sich tun ist, können nur Sie wissen.
Sobald sich dann die Situation etwas entspannt hat und wenn Sie für sich ehrlich alles Für und Wider des Abstillens abgewogen haben und sich nun sicher sind, dass Sie abstillen wollen (oder vielleicht eben doch nicht: ), überlegen Sie, wie Sie das Abstillen angehen werden. Sie haben verschiedene Möglichkeiten:
Sie bieten Ihrer Tochter zunehmend mehr Beikost an und ersetzen so das Stillen immer mehr durch feste Nahrung. Zusätzliche Flüssigkeit bieten Sie aus dem Becher an und im Laufe der nächsten Monate wird Ihr Kind dann allmählich immer mehr feste Nahrung essen und immer seltener gestillt. Auf diese Weise können Sie bis etwa zum ersten Geburtstag abstillen, ohne jemals eine Flasche zu benötigen.
Sie wollen schneller abstillen und da ihr Kind noch ein recht hohes Saugbedürfnis haben dürfte, braucht es eine Möglichkeit dieses Saugbedürfnis zu befriedigen. Dann können Sie zunächst genau so vorgehen, wie oben beschrieben, bieten ihrem Kind aber einen Ersatzgegenstand an, der sich zum Saugen eignet. Das kann die Flasche sein, es kann aber auch ein Schnuller oder ein Kuscheltier oder Schmusetuch sein.
Wenn Sie einen erneuten Versuch mit der Flasche machen wollen, dann wappnen Sie sich mit Geduld. Geduld ist ohnehin die wohl wichtigste Elterntugend.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 19.05.2010