bin durcheinander von dem was die anderen sagen

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: bin durcheinander von dem was die anderen sagen

Hallo, ich bin ein wenig durcheinander. Meine Kleine (6 Monate 2 Wochen) wacht jede Nacht wieder 3x auf, um 1 um 3 und um 5 dann schläft sie meistens noch mal gegen halb 8 ein. Tagsüber schläft sie kaum oder gar nicht. Wir leben in Ägypten und arbeiten an einer Tauchbasis unsere Tochter ist jeden Tag bei uns. Sie hat draussen ihre riesige Strandmuschel, die im Schatten steht und genießt wirklich die frische Meerluft und die Aufmerksamkeit von mir und meinem Mann und von den Gästen. Sie ist ausgeglichen, lieb, freundlich, auch unsere Gäste sagen uns immer wieder, was für ein herzliches Kind wir haben. Wir versuchen sie auch tagsüber zum schlafen zu bekommen (dann drinnen, wo es ruhig und dunkel ist), aber meistens klappt es nicht, oder nur für eine halbe Stunde. Sie schläft dann zuhause von 18.00 Uhr ca. 1 Stunde und dann ab 20.00 Uhr bis halb 11 und dann wie gesagt wird sie noch 3x wach. Freunde meinten nun, Du verwöhnst Dein Kind zu sehr, reagier nicht auf das wach werden und wenn sie schreit, lass sie schreien. Ich möchte das aber nicht, denn ich denke, mein Kind braucht mich, wenn sie wach wird, hat sie auch eine eingedrückte Fontanelle, mal mehr mal weniger- es ist hier heiß, wir kühlen das Zimmer mit AC runter auf 27°, ansonsten hätten wir an die 34° nachts im Zimmer. Ich sehe auch nicht ein ihr Wasser zu geben, wenn ich eh wach bin kann ich sie auch bei mir anlegen und sie trinken lassen. Sie schläft beim trinken immer ein, aber das ist doch nicht schlimm, oder? Ich denke auch sie ist gerade in einer Entwicklungsphase. Die Freunde meinen, ich rede mir vieles schön, weil ich nicht hart durchgreifen will. Wenn mein Kind nachts weinend wach wird und es eindeutig Hunger/Durst hat, sie trinkt und nuckelt nicht nur, dann will ich sie nicht schreien lassen, nur damit ich durchschlafen kann. Wie sehen sie das? Verwöhne ich mein Kind wirklich zu sehr, hat es sich schon angewöhnt, jede nacht zur selben Zeit zu weinen, weil es weiß, es kommt dann an die Brust? Liebe Grüße Yazzabelle

von yazzabelle am 09.06.2011, 08:23



Antwort auf: bin durcheinander von dem was die anderen sagen

Liebe Yazzabelle, bitte lass dich nicht verunsichern von den so genannten Freunden! Es ist einfach eine Sache der Einstellung, ob ich mein Kind als "Feind", der mich "drangsalieren" will ansehe und so schnell wie möglich diesem Kind klar machen will, dass ich am längeren Hebel sitze und in der Lage bin, es zu etwas zu zwingen, was dann für mich vielleicht von Vorteil ist, aber die Bedürfnisse und Persönlichkeit des Kindes in keinster Weise berücksichtigt oder ob ich das Kind und mich, ja die ganze Familie, als gleichberechtigtes "Team" sehe, in dem auf das schwächste Glied Rücksicht genommen wird und dem Kind und seinen Bedürfnissen Achtung entgegengebracht wird. Die meisten Mütter haben durchaus noch ein Gefühl dafür, was ihre Kinder brauchen und schaffen es, trotz aller Ratschläge von außen, doch ihrem Gefühl zu folgen. Einige Frauen haben zwar noch das Gefühl, dass ihr Kind Bedürfnisse hat, die gestillt (ist es nicht interessant, dass hier von "stillen" gesprochen wird) werden müssen, sind aber so verunsichert, dass sie gegen ihre innere Stimme handeln. Lass dich nicht verunsichern, in deinem Innern weißt Du, dass dein Kind nicht dein Feind ist, der bekämpft werden muss. Wenn wir uns die Geschichte der Menschheit anschauen, dann wissen wir, dass es sich ein Urmensch und auch heute noch Menschen, die nicht so komfortabel wie wir in einem fest gemauerten Haus in "zivilisierter" Umgebung wohnen, nie leisten konnten und könnten, ihr Kind einfach "wach" irgendwo hinzulegen, damit es alleine schläft. Das Risiko, dann innerhalb von kürzester Zeit den Verlust eines Kindes betrauern zu müssen ist da viel zu groß. Der Punkt ist der, dass Babys und Kleinkinder ganz gleich was alle diesen Bücher und Hochglanzbroschüren sagen nicht dazu gedacht sind, alleine (ein)zuschlafen. Für ein Baby ist es absolut normal, dass es in den Armen und an der Brust der Mutter einschläft. "Emanzipierte" Babys sind in der Evolution noch nicht vorgesehen und da unsere Kinder mit der gleichen genetischen Ausstattung auf die Welt kommen, wie in grauer Vorzeit, funktioniert nicht alles sofort so, wie es in unsere moderne Welt passen würde. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses "natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit "Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Alleine sein bedeutet für ein Baby oder Kleinkind aus seiner Sicht Lebensgefahr. Sie wissen nicht, dass es heute und in unserer Gesellschaft unwahrscheinlich ist, dass sie von einem wilden Tier gefressen werden, wenn sie alleine sind. Wir können einfach nicht erwarten, dass unsere Babys "begreifen" dass ihnen doch alleine nichts passieren kann und wir können sie auch nicht dazu bringen, dass sie in diesem jungen Alter ein Gefühl dafür entwickeln, dass es doch "nur fünf Minuten" oder welche Zeitspanne auch immer ist, die sie warten müssen bis wieder jemand kommt. Dein Kind braucht deine Nähe und wahrscheinlich auch das geborgene Gefühl an der Brust. Das ist sicher nicht immer einfach für die Mutter, die auch mal gerne was anderes tun würde, aber letztlich kostet es nicht mehr Nerven und Zeit, als sich ständig neue Methoden auszudenken und das Baby weinen zu lassen. Sobald das Kind die nötige eife hat, wird es von selbst alleine (ein)schlafen. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin erhältlich ist. Dr. Sears ist nicht nur Kinderarzt, sondern auch achtfacher Vater und aus seinen Büchern spricht nicht die graue Theorie, sondern auch eine ganze Menge Lebenserfahrung im Zusammenleben mit Kindern. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 09.06.2011



Antwort auf: bin durcheinander von dem was die anderen sagen

habe seit 1 Woche angefangen ihr am Nachmittag Beikost zu geben

von yazzabelle am 09.06.2011, 08:25