Hallo!
Nach einem wirklich schwierigen Start und starkem Zufüttern (durch falsches Saugen bekam unser Sohn nur sehr wenig Milch aus der Brust) versuchen wir nun aufs Zufüttern zu verzichten. Das klappt nachts und morgens mit ca. Mittags auch recht gut, aber ab nachmittags erscheint es, als wäre keine Milch mehr da. Ich höre ihn dann kaum noch schlucken, er muss sehr oft saugen um dann überhaupt mal einen Mini-Schluck zu bekommen. Er ist dann auch nach dem Stillen wirklich noch hungrig: sehr unruhig und steckt sich hektisch die Hände in den Mund.
Ich weiß, dass Babies abends öfter an die Brust wollen, aber bei uns geht es schon ca. 14/15 Uhr los und er trinkt dann wirklich so gut wie nicht mehr aus der Brust, da irgendwie nichts mehr da zu sein scheint.
Nachts/morgens muss ich aber oft mein T-Shirt wechseln, weil die Milch ausläuft. Wie kann es dann nachmittags sein, dass nichts mehr produziert wird? Liegt es daran, dass ich nachts entspannter bin und dann mehr Milch produziert wird oder dass ich manchmal sehr unregelmäßig/wenig esse und trinke??
Ich lege ihn wirklich oft über den Tag an, teilweise vergeht nicht mal eine Stunde zwischen den Stillmahlzeiten aber abends ist es wirklich schwer nichts zuzufüttern, da er wirklich sehr hungrig ist, sich die Hände in den Mund steckt und weint. Meistens bekommt er dann eine Flasche. Ich weiß, dass es ja um Angebot und Nachfrage geht, aber ständiges nuckeln an der Brust macht ihn nicht satt und meine Brustwarzen schmerzen...
Was können wir tun? Ich war so optimistisch, nachdem ich nach Wochen (er ist 6 1/2 Wochen alt) nun endlich teilweise auf das Zufüttern verzichten kann.
von
TB0308
am 27.10.2017, 21:04
Antwort auf:
Nachmittags nicht genug Milch?
Liebe TB0308,
die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern.
Das„Marathonstillen“ ist in diesem Alter so weit verbreitet, dass es als „normal“
angesehen werden sollte. Der Fachausdruck dafür lautet „Cluster Feeding“. So kleine Babys
wollen häufig, aber vor allem in unregelmäßigen Abständen gestillt werden und fast alle Babys
haben eine Tageszeit, zu der sie fast ununterbrochen an der Brust trinken (oder auch nur nuckeln) wollen.
Das Nervensystem eines Babys ist ständigen Reizen ausgesetzt und während des Tages sind das viel mehr Reize als in der Nacht. So ist es nicht erstaunlich, dass sich bis zum späten Nachmittag oder frühen Abend einiges aufgestaut hat und das Kind dann „über" reizt ist und sich wieder abreagieren und beruhigen muss. Dazu kommt, dass auch die Mutter nach einem langen Tag ebenfalls mehr oder weniger stark belastet und gestresst ist und sich die Gefühle und Stimmung der Mutter auf das Kind übertragen.
Ein weiterer Punkt ist der Prolaktinspiegel der Mutter. Damit Milch gebildet wird, braucht die Frau (vor allem in den ersten Wochen der Stillzeit) eine gewisse Prolaktionausschüttung, die durch das Saugen des Kindes angeregt wird. Das „Marathonstillen" sorgt dafür, dass die Prolaktinausschüttung angeregt wird und dem Kind dann im weiteren Verlauf genügend Milch zur Verfügung steht.
Das Marathonstillen kann für Sie sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen
Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die
Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und
genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Falls Sie noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin haben, sollten Sie sich an eine Stillberaterin vor
Ort wenden, die Sie beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob das Baby korrekt an der Brust
saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste.
Sie kann Ihnen Tipps zum Anlegen geben.
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 27.10.2017