Nach der Saugverwirrung, Durst oder Nuckeln, Abpumpen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Nach der Saugverwirrung, Durst oder Nuckeln, Abpumpen?

Liebe Biggi, wir hatten am Sonntag schon telefoniert und du hast mir schon ganz toll geholfen. Ich wollte mich ja nochmal melden, außerdem habe ich noch ein paar offene Fragen. Vielleicht für jmd. dem es ähnlich ergeht und auch zur Erinnerungsstütze nochmal die kleine Vorgeschichte. Mein süßer Sohn Emil ist am 21.03. zur Welt gekommen (also heute genau 6 Wochen und 1 Tag alt). Vor ca zwei Wochen fing er abends an scheinbar dauernd trinken zu wollen, jedenfalls habe ich dies gedacht, er schürzte die Lippen und machte "saugbewegungen", so habe ich ihn gefühlte tausendmal angelegt. Jedoch hat er beim Stillen nur geschrien, kaum trank er wenige Sekunden. Meine Hebamme meinte, es sei sehr wahrscheinlich, dass Emil keinen Durst hat, sondern nur ein Saugbedürfnis hat. Klang für uns recht logisch und passte wirklich gut zur abendlichen Situation. Nur wollten wir eigentlich keinen Schnuller. Unsere Hebamme ermutigte uns jedoch dazu und empfahl uns einen von Mollis, bei dem es angeblich nicht zu einer Saugverwirrung kommen könne. Also haben wir unserem Kleinen desöfteren mal den Schnuller gegeben, jedoch nicht so oft, sondern ca 1/2-1 h am gesamten Tag. Ich stillte am Abend seit her nicht mehr ganz so oft und alles schien sich zu entspannen (er nahm den Schnuller ab und zu recht gerne). Doch letzten Freitag fing er an nur noch ganz kurz an der Brust zu saugen und beim Stillen wie verrückt zu schreien, er schien die Brust auch nicht mehr richtig annehmen zu können, so dass ich oft so ein Schmatzen hörte und spürte, dass es zu keinem richtigen Sog kam, so dass er die Brust immer wieder verlor. Aber er hatte durch das nur kurze Stillen immer noch Durst. So wurde jedes Stillen ein richtiger Kampf. Er weinte und weinte. (Den Schnuller, den wir dummerweise noch anboten, hat er übrigens auch abgelehnt) Samstag rief ich meine Hebamme ganz verzweifelt an, diese riet mir den Schnuller erstmal wegzulassen. Das half mir für das Stillen jedoch erstmal nicht so viel. Sonntag dann der rettende Anruf bei dir. Danke für die lieben Tipps. Emil trinkt immer noch nicht problemlos, doch das Stillen im Laufen klappt langsam recht gut. Er trinkt mittlerweile ca 3-4 Min. durch (das ist ein RIESEN Erfolg für uns), dann hört er meist wieder auf und wir versuchens nochmal und nochmal und nochmal... Er schreit auch fast gar nicht mehr, nur wenns halt einfach gar nicht klappen will und vorallem Abends, wo er wahrscheinlich eh angespannt ist. Jedoch stellen sich noch ein paar Fragen. Normalisiert sich das Stillen irgendwann wieder, so dass ich "normal" stillen kann? (Soll heißen: ich lege ihn an und er trinkt einfach mal ganz entspannt 10 min.) Ich stille tw. stündlich, bedeutet das das er bei dem Stillen zuvor zu wenig bekommen hat und woran bemerke ich, ob er bei einer Stillmahlzeit richtig satt ist? Da ich meist aufhöre, wenn er sehr unruhig wird und langsam am weinen ist, da ich nicht möchte, dass das Stillen für ihn ein Krampf wird. Oftmals denke ich auch, dass er satt ist und bekomme dann 10 min. später mit, dass er scheinbar doch noch etwas möchte. Auch fällt es mir immer noch schwer, zwischen Saugbedürfnis und Durst zu unterscheiden? Eigentlich wollte ich bald mit dem Abpumpen beginnen (so ca. 1-2 mal die Woche), damit ich mal wieder beruhigt, auch ein wenig länger die Wohnung verlassen kann und mein Mann das übernimmt. Ist das sehr unrealistisch und sollte ich von Fläschchen ganz die Finger lassen, da es zu einer erneuten Saugverwirrung kommen könnte? Emil war die ersten Wochen ein sehr guter Trinker, hat wöchentlich auch stolze 300 gr. zugenommen und immer sehr gerne getrunken. So ich hoffe ich erschlage dich jetzt nicht mit meinem Text und meinen tausend Fragen. Vielen lieben Dank, Anna

von EmilsMami am 03.05.2011, 17:46



Antwort auf: Nach der Saugverwirrung, Durst oder Nuckeln, Abpumpen?

Liebe Anna, ich freue mich, dass es wieder besser klappt und ich bin sicher, dass es auch wieder ganz gut werden wird :-). So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Ein Wachstumsschub ist mit etwa sechs Wochen zu erwarten. Du machst es also ganz richtig, wenn Du dein Baby immer wieder anlegst. Wenn es keinen Hunger oder kein Saugbedürfnis hat, dann wirst Du das sicherlich merken ;-). Du kannst schon abpumpen, allerdings würde ich die Milch mit einem Becher geben und nicht mit der Flasche. Nach Möglichkeit solltest Du keine zu großen Mengen auf einmal abpumpen, um nicht zu sehr in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage einzugreifen. Mengen zwischen 30 und 50 ml zwei oder drei Mal täglich ergeben recht rasch einen stattlichen Vorrat. Muttermilch, die über einen Zeitraum von 24 Stunden abgepumpt wird, kann gesammelt und dann zusammen eingefroren werden, vorausgesetzt die einzelnen Portionen wurden bei Temperaturen zwischen 0 und 15 °C aufbewahrt. Die Becherfütterung ist mit der richtigen Technik keineswegs aufwändiger als die Flaschenfütterung und deshalb durchaus eine Alternative zur Flasche. Dein Kleiner wird ein paar Anläufe brauchen (und ihr auch) bis sie den Dreh raus hat, wie sie die Milch aus dem Becherchen bekommt. VIelleicht hilft dir dieses Video: http://www.youtube.com/watch?v= G NJGerSZY&feature=related und http://www.youtube.com/watch?v=OAQcvHkFbdc Bei der Becherfütterung wird der Becher dem möglichst aufrecht im Schoß der Mutter/des Vater sitzenden Kind an die Unterlippe angelegt. Man kippt den Becher dann langsam und vorsichtig, so dass die Milch in den Mund des Babys läuft. Achte darauf, dass immer nur so viel Milch fließt, wie das Baby problemlos schlucken kann und setze immer wieder ab. Wird die Becherfütterung richtig durchgeführt verschlucken sich die Babys nicht. Bereits frühgeborene Babys können mit dem Becher gefüttert werden. Spezielle Babyfütterbecher gibt es von den Firmen Ameda und Medela und können in der Apotheke bestellt werden. Man kann aber natürlich auch einfach einen kleinen Becher in der Größe eines Schnapsglases (oder den Verschlussbecher von Babyflaschen) verwenden! Was hat Emil denn in der letzten Woche zugenommen? LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 03.05.2011



Antwort auf: Nach der Saugverwirrung, Durst oder Nuckeln, Abpumpen?

Emil wurde heute gewogen und hat innerhalb der letzten zwei Wochen 400 gr. zugenommen. Eigentlich recht gut, die Wochen davor hat er jedoch immer 300 gr zuegnommen, ich denke, dass pendelt sich ein :) Noch zwei weitere Fragen habe ich jedoch :) Schon nach zwei Wochen stillen ist mir aufgefallen, dass ich scheinbar sehr viel Milch produziere (besser als andersrum ;)), so habe ich meinen Kleinen immer nur an einer Seite angelegt und das Problem war/ist eigentlich gelöst. Jedoch habe ich jetzt desöfteren bemerkt, wenn mein Kleiner beim Trinken "absetzt" und das tut er durch die Saugverwirrung momentan ja oft, dass die Milch regelrecht rausschießt. Das könnte ihn ja zusätzlich stören. Allerdings produziere ich (nach meinem Empfinden) genau richtig viel Milch, kann man da also überhaupt was machen? Ich hatte ja schon berichtet, dass Emil beim Trinken schon wieder viel weniger schreit, nur schreit er noch so oft nach dem Stillen. Woran könnte das liegen? Vielen lieben Dank, Anna

von EmilsMami am 04.05.2011, 17:46



Antwort auf: Nach der Saugverwirrung, Durst oder Nuckeln, Abpumpen?

Liebe Anna, er hat super zugenommen :-). Es kann gut sein, dass Emil Blähungen hat und deshalb nach dem Stillen weint. Die Blähungen können tatsächlich von einem zu starken Milchspendereflex kommen. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (leg dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das "Berg auf Stillen". Dazu hältst Du dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als deine Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst Du dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt Du dein Baby von unten mit zwei Kissen in deinem Schoß und lehnst dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind: erhöhe die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch in den Milchseen und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst , verschlimmert sich das Problem noch weiter. biete nur eine Brust pro Mahlzeit an. Diese Vorgehensweise kann durchaus hilfreich sein, obwohl es nicht zu dem passt, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Du ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor Du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest Du gerade soviel Milch ausstreichen, dass Du dich wohlfühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. stille dein Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. versuche verschiedene Stillpositionen (auch das oben beschriebene Berg auf Stillen) Eventuell kann dein Baby auch schon an deiner Brust trinken während es auf deinem Bauch liegt. So könntest Du dann im Liegen stillen und das Baby anschließend auf deinem Bauch einschlafen lassen.) lass das Baby oft aufstoßen. vermeide den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird Besonders unruhige Babys, die sich an der Brust steif machen und nach hinten überstrecken, können auch gebündelt werden. Beim Bündeln wickelst Du dein Baby gut in eine Decke ein, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn Du dein Kind auf diese Weise eingepackt hast, sieht es wie ein "C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen Halt im wahrsten Sinne des Wortes um weniger zappelig zu sein. Ich hoffe, die Tipps helfen dir weiter. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 04.05.2011



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