Nach Uhr oder weiter nach Bedarf stillen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Nach Uhr oder weiter nach Bedarf stillen?

Hallo, mein Sohn ist 13 Wochen alt und hat immer gut zugenommen. Er wird noch weiterhin wöchentlich bei unserer Hebamme gewogen. Vorletzte Woche wog er 6030gr und letzte Woche nur noch 5970gr (heute 5990 gr). Meine Hebamme meint, es sei nicht schlimm wenn er einmalig abnimmt, da er ja sonst immer gut zugenommen habe. Jetzt fällt mir aber in den letzten Tagen auch auf, dass er weniger Mahlzeiten will. Wir haben bisher immer nach Bedarf gestillt, was ca. 8-9 mal pro Tag war (über Tag alle 2 Stunden). Die letzten beide Tage waren wir aber nur bei 7x stillen und heute sogar nur bei 6 mal (in 24 Stunden). Die Windel war weiterhin bei jedem Wickeln nass und Stuhlgang hat er auch noch täglich. Ist es ok, dass ich weiter stille wenn er sich meldet, auch wenn es nur 6 mal pro Tag ist? Oder soll ich besser wieder nach der Uhr stillen, ihn also alle 2 Stunden anlegen, bzw. die Brust anbieten?

Mitglied inaktiv - 16.08.2010, 19:11



Antwort auf: Nach Uhr oder weiter nach Bedarf stillen?

Liebe mai-violetta, wurde das Baby auf der gleichen Waage gewogen? Ein über mehrere Wochen anhaltender Gewichtsstillstand ist sicher ein Grund, dass etwas getan wird. In Ihrer Situation ist eine Zusammenarbeit von Mutter, Kinderärztin und Stillberaterin zu empfehlen. Ich suche Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben. Bis Sie eine Stillberaterin erreichen können hier einige allgemeine Hinweise zur Steigerung der Milchmenge: Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb sollten Sie Ihr Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Etwa alle zwei Stunden (jeweils vom Beginn der letzten Mahlzeit bis zum Beginn der nächsten Mahlzeit gerechnet) und vermeiden Sie den Schnuller. Der Schnuller befriedigt das Saugbedürfnis ihres Kindes, ohne dass es dabei Nahrung erhält. Bei einen wenig zunehmenden Kind ist dies nicht günstig. Um das Interesse Ihres Babys an der Brust wach zu halten, können Sie es mit Wechselstillen versuchen. Beim Wechselstillen legen Sie Ihr Baby an und stillen es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nehmen Sie es sanft von der Brust (vergessen Sie nicht den Saugschluss zu lösen) und lassen es aufstoßen, streicheln seine Fußsohlen oder massieren es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Sie es wieder etwas ermuntert haben. Dieses `Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Nach ein paar Tagen sollte eine Gewichtszunahme bei Ihrem Baby feststellbar sein. Der Schlaf eines nicht genügend zunehmenden Kindes ist NICHT heilig, deshalb sollten Sie Ihr Baby zum Stillen wecken! Um die Milchproduktion zu steigern kann außerdem zusätzliches Pumpen sinnvoll sein. Allerdings sollte Ihnen eine gute Pumpe zur Verfügung stehen und außerdem das Pumpen richtig erklärt werden. Leider gibt es immer noch Pumpen, die ungeeignet sind und selbst mit einer effektiven Pumpe muss das Pumpen gelernt und geübt werden. Am besten wäre es, wenn Ihnen eine Stillberaterin vor Ort das Abpumpen genau erklärt und Ihnen zeigt wie Sie die Brust massieren können. Achten Sie darauf, dass SIE so viel Ruhe und Erholung wie möglich bekommen (am besten legen Sie sich zusammen mit Ihrem Baby ins Bett) und sich möglichst ausgewogen und ausreichend ernähren. Kohlenhydratreiche Nahrung wirkt sich positiv auf die Milchmenge aus. Trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Sie müssen keinen Milchbildungstee trinken und wenn Sie ihn trinken wollen, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme bei den Kindern verursachen. Eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr wirkt sich NICHT positiv auf die Milchbildung aus. Sie trinken genügend, wenn Sie sich nicht ausgedörrt fühlen, wenn Ihr Urin hell ist und Sie keine Verstopfung bekommen. Bieten Sie bei jeder Mahlzeit beide Brüste an. Dadurch das Baby wirklich die gesamte vorhandene Milch bekommt und die Milchproduktion in beiden Seiten angeregt wird. Achten Sie auf eine korrekte Stillhaltung und richtiges Ansaugen Ihres Babys. Das Baby darf nicht nur die Spitze der Brustwarze in den Mund nehmen. Seine Lippen müssen auf dem Warzenhof aufliegen. Nicht selten liegt es an einer ungünstigen Saugtechnik des Babys, wenn die Milchmenge nicht ausreicht ist. Stillhütchen können dieses Problem noch weiter verschärfen. Am besten wäre es, wenn Sie sich von einer Stillberaterin vor Ort das korrekte Anlegen zeigen lassen und sich erklären lassen, woran Sie erkennen, ob ihr Baby richtig saugt. Beim korrekten Anlegen warten Sie, bis das Baby seinen Mund weit öffnet wie zum Gähnen. Dann wird es rasch an die Brust gezogen. Der Mund des Babys sollte mindestens zweieinhalb Zentimeter des Brustwarzenhofes bedecken. Das Kinn und die Nasenspitze des Babys berühren die Brust während der Stillmahlzeit. Die Lippen des Babys sind `aufgeschürzt" und entspannt. Die Zunge des Babys liegt unter der Brust. Schläfen und Ohren des Babys bewegen sich während des Saugens. Das Baby liegt mit der Mutter Bauch an Bauch. Es liegt auf der Seite, so dass sein ganzer Körper der Mutter zugewandt ist. Sein Kopf ruht in ihrer Ellenbeuge, sein Rücken wird von ihrem Unterarm gestützt und sie hält seinen Po oder Oberschenkel mit ihrer Hand. Ohr, Schulter und Hüfte des Babys bilden eine Linie. Der Kopf sollte gerade liegen und nicht zurückgebogen oder zur Seite gedreht sein. Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik finden Sie in dem Infoblatt `Stilltechniken, die funktionieren", das bei jeder La Leche Liga Stillberaterin bezogen werden kann. Eventuell notwendige Zusatznahrung sollte nach Möglichkeit nicht mit der Flasche, sondern mit einer alternativen Fütterungsmethode (z.B. dem Becher oder ev. Brusternährungsset) gegeben werden. Auch das Bechern sollten Sie sich von einer Kollegin vor Ort zeigen lassen. Alles Saugen des Babys sollte möglichst an Ihrer Brust erfolgen. Selbstverständlich sind auch andere Stillpositionen möglich, wichtig ist aber, dass das Kind immer genügend Brust in den Mund nimmt und den Kopf beim Trinken nicht drehen muss. Scheuen Sie sich wirklich nicht, sich an eine Kollegin in Ihrer Nähe zu wenden. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 16.08.2010



Antwort auf: Nach Uhr oder weiter nach Bedarf stillen?

Vielen Dank für Ihre schnelle Antwort. Ja, es war immer die gleiche Waage. Somit kann es daran nicht liegen. Ich habe eingeltich nicht den Eindruck, dass ich weniger Milch habe. Er hat einfach nur weniger Hunger. Stilltee sollte ich nicht mehr trinken, da ich eigentlich zu viel Milch habe. Deshalb trinke ich sogar jeden 2ten Tag eine Tasse Pfefferminztee. Denn obwohl sich die Brust irgendwann einspielen sollte, tut sie das bei mir irgendwie nicht (bzw. warte ich noch darauf). Ich bin täglich am ausstreichen (und friere die ausgestrichene Milch weg), da sie über Nacht sehr prall ist und sich viele schmerzende Knötchen bilden. Die Stillberaterin unserer Stilltreffs meinte, ich solle nicht zu viel Pfefferminztee trinken, da auch Tee Flüssigkeit sei und auch wieder die Produktion ankurbelt. Lieber soll ich die Brüste abends nach der letzten Mahlzeit kühlen. Ich soll deshalb auch nicht abpumpen,sondern nur ausstreichen. Sie sehen, momentan bin ich eher damit beschäftigt, weniger Milch zu bekommen. Sie vermuten eher, dass ich zu wenig Milch habe? Aber müsste er dann nicht mehr Hunger haben? Denn als ich am Anfang nicht genügend Milch hatte hat er sich lautstark mehr Milch eingefordert und wir mussten beifüttern (taten wir mit einem Fingerfeeder). Wenn ich ihn anlege trinkt er eigentlich normal. Zumindest konnte ich bisher keinen Unterschied feststellen. Da er immer gestillt wurde wenn er sich meldete, fiel mir jetzt nur auf, dass er sich zu weniger Mahlzeiten meldet, und somit einige Stillmahlzeiten ausbleiben. Ich werde ihn dann jetzt wieder alle 2 Stunden anlegen und nicht nur wenn er sich meldet. Ich vermute, dass er dann ganz normal trinkt. Ich werde es morgen einfach ausprobieren. Auch den Schnuller werde ich etwas reduzieren. Und den Pfefferminztee weglassen.

Mitglied inaktiv - 16.08.2010, 22:41



Antwort auf: Nach Uhr oder weiter nach Bedarf stillen?

Liebe mai-violetta, ich denke nicht unbedingt, dass Sie zu wenig Milch haben, ich denke eher an ein Saugproblem. Sie schreiben, dass Ihr Baby einen Schnuller bekommt. Babys haben ein über das reine Ernährungssaugen hinausgehendes Saugbedürfnis und diesem "non nutritiven" Saugen kommt eine sehr große Bedeutung zu. Nun werden viele Menschen sagen: "Dafür gibt es ja einen Schnuller". Doch das ist eine sehr zweifelhafte Antwort. Der Schnuller ist eine Brustattrappe und von der Natur ist vorgesehen, dass das non nutritive Saugen an der Brust stattfindet. Wird der Schnuller eingesetzt, kann es nicht nur zu Saugproblemen kommen, er kann auch dazu führen, dass das Kind zu wenig Zeit an der Brust verbringt, so dass die Brust nicht ausreichend stimuliert wird und das Kind nicht die Milch bekommt, die es braucht. Der Gebrauch des Schnullers ist sehr kritisch zu sehen. Ich denke auch, dass es sinnvoll wäre, wenn Sie den Tee und den Schnuller weglassen und Ihr Baby wieder vermehrt anlegen. Bei zuviel Milch kann es hilfreich sein, das Stillen auf immer nur eine Brust pro Stillmahlzeit zu beschränken und die andere Seite dann nur so weit vorsichtig auszustreichen bzw. abzupumpen, bis die unangenehme Spannung nachlässt und Du dich wieder wohl fühlst. Anschließend kann dann auch noch gekühlt werden. Dieses vorsichtige und maßvolle Entleeren der Brust mit anschließendem Kühlen kann immer dann durchgeführt werden, wenn die Brust übervoll wird und das Kind nicht trinken kann. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 17.08.2010



Antwort auf: Nach Uhr oder weiter nach Bedarf stillen?

Vielen Dank für die Tipps. Ich habe ihn heute Nacht auch wieder angelegt sobald er wach wurde und er hat auch getrunken. Somit hat sich auch mein Problem mit der übervollen Brust etwas reduziert. Heute trinken wir wieder im 2-Stunden-Rhythmus und bisher klappt das auch gut.

Mitglied inaktiv - 17.08.2010, 09:57



Antwort auf: Nach Uhr oder weiter nach Bedarf stillen?

:-) Biggi

von Biggi Welter am 17.08.2010



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