Hallo liebes Stillberatungsteam,
mein Sohn (10 Wochen alt) ist mit einem schiefen Füßchen auf die Welt gekommen und hat mit 6 Tagen das erste mal einen Gips bekommen. Dieser wurde jede Woche gewechselt um das noch sehr dehnbare Füßchen in die richtige Position zu bringen. Nach 5 Wochen wurde er an der Achillissehne operiert. Es sollte ein schneller und unkomplizierter Eingriff werden. Leider hat er die Narkose nicht sehr gut vertragen und hat nach der Operation nicht sofort selbstständig atmen können, so dass er noch eine Weile nachintubiert werden musste. Haben den Tag bis spät abends auf der Intensivstation verbracht weil er immer wieder atemaussetzer hatte. Zudem hat er es nicht geschafft aufzuwachen und wurde somit den ganzen Tag nicht gestillt. Erst spät in der Nacht hat er etwas getrunken. ... so viel dazu...
Das Stillen hat eigentlich von Beginn an geklappt. Er war etwas schläfrig am Anfang aber das hat sich schnell gelegt und ein Rhythmus hat sich eingestellt. Er kam am Tag alle 2 und in der Nacht alle 4 Stunden. Seit der Operation allerdings ist von einem Rhythmus keine Spur mehr, er ist wahnsinnig unruhig. Er kommt manchmal alle Stunde oder noch kürzer auch in der Nacht wird er öfter wach. Er ist total quengelig und schreit sehr viel, zum Abend hin auch an der Brust. Zuhause kann ich das noch bewerkstelligen aber außerhaus ist es sehr schwierig für mich. Zudem verweigert er jede Art an Schnuller und auch den kleinen Finger will er nicht mehr. Meistens beruhigt ihn nur die Brust und dort kommt es wie gesagt auch oft dazu das er sie anquengelt oder schreit. Abends schläft er nach einer zweistündigen nuckelaktion ohne wirklich Hunger zu haben und viel gequengel und geschrei vor Erschöpfung ein. Sonst versuche ich immer alles ... tragen, laufen, singen, reden, kuscheln, streicheln... alles hilft nur für einen Moment, bis er wieder unruhig ist.
Kann ich ihm irgendwie helfen sich auch anders zu beruhigen um wieder einen Rhythmus reinzubekommen? Da ich oft das Gefühl habe er will eigentlich gar nichts essen. Oder auch in Situation im denen ich ihm nicht die Brust geben kann wie beim Auto fahren ist es sehr schwierig.
Kennt jemand diese Schwierigkeiten nach einer Narkose? Habe das Gefühl ich habe ein ganz anderes Kind, das ich mit nichts glücklich machen kann.
Liebe Grüße
von
KSKCNHFAK
am 24.07.2018, 12:25
Antwort auf:
Nach OP keinen Rhythmus mehr!?
Liebe KSKCNHFAK ,
Dein Baby hat schon einiges hinter sich und braucht wohl gerade sehr sehr viel Nähe.
Babys sind von Geburt an (bzw. bereits im Mutterleib) eigene, individuelle Persönlichkeiten mit eigenem Charakter, Temperament und auch mit eigener Stimmungslage. Ob eine Mutter ein ruhiges, zufriedenes, (fast) immer lächelndes Baby hat oder ein Kind, das als „Schreibaby" bezeichnet wird, das hängt nicht zwingend von ihren Fähigkeiten als Mutter ab. Vieles ist einfach angeboren.
Wenn dein Kind viel quengelt und weint, dann kann es sein, dass es ein Baby mit erhöhten Bedürfnissen ist, ein High Need Baby, wie diese Kinder von dem amerikanischen Kinderarzt Dr. William Sears genannt werden. Ein High Need Baby braucht sehr viel mehr Einsatz von seiner Mutter/Eltern. Es ist kein „pflegeleichtes" Kind. Oft zeigen sich die Erfolge der Bemühungen der Mutter erst nach längerer Zeit und die Mutter zweifelt an sich selbst. Deshalb ist es so wichtig, dass Mütter/Eltern wissen, dass es High Need Babys gibt und wissen, dass sie keine „Schuld" haben.
Sehr gut beschrieben sind High Need Babys in dem Buch „Das 24 Stunden Baby" von Dr. William Sears und Dr. Sears gibt auch Anregungen und Erklärungen, was Eltern tun können, um zu einem einfacheren Alltag mit ihren Kindern zu kommen. Das Buch ist im Buchhandel, bei der LLL, jeder LLL Stillberaterin erhältlich.
Ich denke schon, dass es vielleicht noch Nachwirkungen der OP sein könnten, die ihn belasten. Vielleicht gab es schon in der Schwangerschaft besonders herausfordernde Momente? Es gibt mittlerweile viele Ansätze, z.B. in der Pränatal- oder Bindungspsychologie, die hier ansetzen und helfen können.
Auch wenn dein Kleiner kein Schreibaby ist, kann es helfen, bei den Schreiambulanzen mal nach Unterstützung zu bitten. Du findest hier eine große Übersicht: https://www.schreibaby.de/adressen-fuer-eltern-von-schreibabys/
Du "hinderst" seinen Schlaf nicht durchs Stillen, es tut ihm schon gut und es geht ja, ohne richtig wach zu werden, doch es könnte Sinn machen, dass er weitere Regulationsmöglichkeiten für sich entdeckt, so dass es nicht nur Mamas Brust ist.
Wie sieht es denn mit Tragen aus, habt ihr das probiert? In einem Tragetuch oder einer GUTEN Tragehilfe können sich viele unserer "24-Stunden-Babys" leichter entspannen, als wenn wir sie irgendwo ablegen.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 24.07.2018
