Muttermahl entfernen und weiterstillen

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Muttermahl entfernen und weiterstillen

Hallo liebe Kristina, ich stille meine Tochter(6Monate) Sie bekomt seit 2 Wochen Gemüsebrei mittags. Eigentlich will ich sie so lange wie möglich stillen und Beikost langsam dazu einführen. Ich soll die nächsten 3 Monate ein Muttermahl entfernen lassen mit örtlicher Betäubung. Kann ich das z. B. abends machen lassen, wenn sie schon Milchbrei bekommt, und dann nachts mal ausnahmsweise ein Fläschchen geben? Ich kann ja dan einfach was ausstreichen um die Spannung zu beheben. Sie wird danach schon wieder an der Brust trinken oder? Oder gibt es da andere Alternativen oder Lösungen ? Ich will deswegen nicht schnell abstillen! Wie lange geht denn eigentlich ein langsamer Abstillprozeß? Wie schnell denkst Du kann ich sie nach dem Eingriff wieder stillen? Schon morgends wieder oder kann da was passieren? Sorry es ist lang geworden und sind einige Fragen! Vielen herzlichen Dank! Liebe Grüße Judith

Mitglied inaktiv - 11.01.2008, 17:16



Antwort auf: Muttermahl entfernen und weiterstillen

Liebe Jule2007, Du kannst dein Kind sofort nach der OP wieder anlegen, eine Stillpause ist nicht nötig! Bei Fragen zur Vereinbarkeit von Medikamenten und Stillzeit kann und sollte sich Dein Arzt jederzeit an das Berliner Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie ("Embryotox") wenden, das unter der Telefonnr. 030-30308-111 erreichbar ist, per mail unter mail@embryotox.de, oder online unter www.embryotox.de bzw. http://www.bbges.de/content/index024a.html. Dr. Christof Schaefer, Leiter der Embryotox und Mitautoren des Buches, aus dem ich die weiter unten noch zitierten werde, hat einmal gesagt "Sobald die Mutter nach dem Aufwachen das Baby wieder selbst halten kann, kann sie es auch stillen". Zu den Betäubungsmitteln, die nur lokal wirken, findet sich folgender Eintrag in "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, 7. Auflage 2006: "Lokalanästhetika: Erfahrungen. Lidocain (z.B. Xylocain®) geht selbst bei intravenöser Behandlung von Herzrhythmusstörungen nur in geringer Menge in die Muttermilch über (siehe Kapitel 4.6). Bei insgesamt 27 Patientinnen, die zur Sectio eine Epiduralanästhesie mit durchschnittlich 183 mg Limain und 82 mg Bupivacain erhalten hatten, wurden nach 2, 6 und 12 Stunden Lokalanästhetika und deren Metabolite im Serum und in der Milch nachgewiesen. Im Mittel fanden sich 860 µg/l Lidocain und 90 µg/l Bupivacain in der Milch sowie 140 µg/l des Metaboliten Pipecolylxylidid (PPX) (Ortega 1999). Die M/P-Quotienten betrugen 0,9, 0,4 und 1,3. Es sind nicht mehr als 1 bis höchstens 4 % der per os ohnehin kaum verfügbaren Wirkstoffe als relative Dosis für ein gestilltes Kind zu erwarten. Die beobachteten Kinder zeigten keine Auffälligkeiten. Bei der Applikation von 3,6 - 7,2 ml Lidocain 2 % ohne Adrenalinzusatz im Zusammenhang mit einer zahnärztlichen Therapie fanden sich für Lidocain und seinen Metaboliten Monoethylglycerinxylidid durchschnittlich nur 73,4 µg/l bzw. 66,1 µg/l in der Milch, toxische Wirkungen beim gestillten Kind wurden für unrealistisch gehalten (Giuliani 2001). Eine interpleurale Dauerinfusion von Bupivacain (z.B. Carbostesin®), 25 mg/Stunde, führte zu maximal 0,45 µg/ml in der Muttermilch. Im Serum des Säuglings war die Substanz nicht nachweisbar (Nachweisgrenze < 0,1 µg/ml). Toxische Symptome wurden nicht beobachtet (Übersicht in Spigset 1994). Zu Levobupivacain (Chirocain®), Mepivacain (z.B. Scandicain®), Procain und Ropivacain (Naropin®) liegen keine Daten zur Stillzeit vor. Es ist jedoch anzunehmen, dass diese Substanzen und vor allem solche mit kurzer Halbwertszeit und hoher Plasmaeiweißbindung wie Articain (z.B. Ultracain®) nur sehr geringe Konzentrationen in der Milch erreichen. Der bei Lokalanästhesie übliche Adrenalinzusatz wirkt ohnehin einem Übergang in die Muttermilch entgegen. Prilocain (Xylonest®) wirkt in stärkerem Maße als die anderen Lokalanästhetika als Methämoglobinbildner. Systematische Untersuchungen zur Anwendung in der Stillzeit fehlen auch für die ausschließlich zur Lokaltherapie eingesetzten Substanzen Benzocain (z.B. Anaesthesin® Creme), Chlorethan (z.B. WariActiv® Aerosol), Oxybuprocain (z. B. Thilorbin® Augentropfen) und Tetracain (z.B. Acoin® Lösung), wobei hier nicht mit einer systemischen Resorption größerer Mengen zu rechnen ist. Empfehlung für die Praxis: Bei üblicher Anwendung (im Rahmen einer Zahnbehandlung oder anderer Eingriffe) können Lokalanästhetika in der Stillzeit verwendet werden; dies gilt auch für Kombinationen mit Adrenalin. Prilocain sollte gemieden werden, nach dennoch erfolgter Applikation ist jedoch keine Stillpause erforderlich." Bei den übrigen Medikamenten (Schmerzmittel, Antibiotika usw.), die erforderlich werden könnten, muss darauf geachtet werden, dass sie in der Stillzeit verwendet werden dürfen. Es gibt so gut wie immer eine stillverträgliche Möglichkeit bei Medikamenten. Der Arzt muss unter Umständen nachlesen, was in der jeweiligen Situation angebracht ist. Ich hoffe, diese Informationen helfen dir weiter und wünsche dir einen komplikationslosen Eingriff und eine schnelle Erholung. Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 11.01.2008



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