Hallo,
meine kleine Tochter ist jetzt fast 9 Wochen alt und ich stille sie bis jetzt voll. Das hat bis jetzt auch wunderbar geklappt. Von Anfang an hat sich ein 3 Stunden Rhythmus eingestellt und etwas später hat sie Nachts sogar auch mal 4-5 Stunden geschlafen.
Seit 4 Tagen allerdings hat sich das Trinkverhalten komplett verändert. Wenn sie Hunger hat und ich sie anlege trinkt sie anfangs richtig gut nach ca 10 min fängt sie an fürchterlich zu schreien und geht nicht mehr an die Brust. Ich mache dann Pause und versuche sie zu beruhigen. Wenn das geklappt hat, versuche ich sie an der anderen Seite anzulegen, meist nimmt sie die zweite Seite gar nicht mehr an, sondern beginnt wieder bitterlich zu weinen.
Das führt dazu das die teilweise alle 1-1 1/2 stunden essen möchte. Max. das sie es tagsüber 2 1/2 stunden durchhält, aber das nur unter großem Protest.
Anfangs dachte ich die Milch reicht nicht mehr aus, aber ich pumpe auch immer wieder ab und komme meist auf 100 ml pro Seite. Wenn sie dann die Flasche bekommt weil ich mal nicht da bin schafft sie meist ca. 90 ml.
Ich hab jetzt auch begonnen ihr zwischendurch Tee zu geben um sie etwas "hinzuhalten".
Langsam geht es mir jedoch ziemlich an die Nerven und es ist ja auch keine Dauerlösung das sie ständig nur Hunger hat und vermutlich nicht richtig satt wird.
Nachts schläft sie immer noch 3-4 Stunden am Stück.
Danke schonmal im voraus!
von
LittleMotzgi
am 20.06.2012, 12:02
Antwort auf:
Muss ich zufüttern?
Liebe LittleMotzgi,
der "regelmäßige Rhythmus" ist eine Illusion, den es in der Regel nicht viel häufiger gibt als weiße Einhörner und die oft verzweifelten jungen Mütter jagen einem Ideal aus Hochglanzbroschüren hinterher, das mit der Realität wenig zu tun hat.
Das klingt jetzt etwas erschreckend, doch sobald eine Mutter erkannt hat, dass ihr Baby sich ganz normal verhält und dass der Alltag mit einem Baby nur wenig mit dem Bild gemein hat, das eine idealisierte und glorifizierte Mutterschaft zeigt, kann sich die Frau entspannen, muss nicht mehr einem unerreichbaren Ideal hinterher jagen und kann sich daran machen, sich auf das Baby einzulassen und kann wieder neue Energie sammeln.
Ein acht Wochen altes Kind ist im klassischen Alter für einen Wachstumsschub. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal "mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Sie haben dann nicht zu wenig Milch, sondern der Bedarf Ihres Babys hat sich vergrößert und die Brust muss darauf erst reagieren. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein.
Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte.
Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das "Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch.
Sie schreiben, dass Ihr Baby eine Flasche mit Tee bekommt, vielleicht ist es auch saugverwirrt und weint deshalb so an der Brust.
Eine Saugverwirrung entsteht, wenn ein Kind mit dem Wechsel zwischen den Trinktechniken an Brust und künstlichem Sauger (dazu gehören Flaschensauger, Schnuller und Stillhütchen) nicht zurecht kommt und dann die Brust schlussendlich sogar verweigern kann. Das ist ein ernsthaftes Stillproblem, das schon viele Sorgen und Tränen bei Müttern und Kindern verursacht hat. Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen.
Am besten besprechen Sie mit einer Stillberaterin in Ihrer Nähe, wie Sie vorgehen können. Die Kollegin kann Ihnen dann im persönlichen Kontakt gezielte Tipps und Hinweise geben, auch zum Thema Steigerung der Milchmenge und Wachstumsschübe.
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 20.06.2012