liebe stillberaterinnen,
ich wende mich an euch mit einer haeufig gestellten frage, die mich aber dennoch beschaeftigt.
es geht um meine 9wochen alte tochter, die 2,5 wochen zu frueh kam. wegen einer gelbsucht mussten wir kurz nach der geburt ins kh. dort schon mussten wir zufuettern, da sie zu schwach zum trinken war und das abpumpen viel zu wenig ergab.
mit meiner sehr erfahrenen hebamme habe ich es dann durch 6wochenlanges pumpen geschafft, voll zu stillen. seit der u3 bekommt sie nun aufgrund der langsamen gewichtszunahme 90ml pre am abend.
bei geburt wog emmie 2800, heute 3810g.
problematisch sind v.a. die nachmittage und abende. meine tochter weint viel und lasst sich nur an der brust beruhigen. nach dem abendlichen flaeschchen geht es ihr blendend und sie ist wie ausgewechselt.
z.zt. kann ich mit meinem 2,5 j alten sohn nachmittags kaum etwas unternehmen, da bei uns dauerstillen angesagt ist. er tut mir sehr leid und mir fehlt die naehe zu ihm und die moeglichkeit, einfach mal mit ihm durch den garten zu tollen.
denkt ihr, unter den gegebenen umstaenden waere ein flaeschchen am nachmittag in ordnung? schliesslich muss ich doch auch an mein anderes kind denken!
im uebrigen geht es schon sehr lange so, dass ich das gefuehl habe, die kleine wird nicht satt. von einem schub o.ae. kann also meines erachtens nicht die rede sein.
vielleicht koennt ihr mir ja helfen.
herzlichen dank,
viele gruesse aus nrw,
kerstin
von
winterbaby09
am 05.07.2012, 13:41
Antwort auf:
milchmenge
Liebe Kerstin,
wenn Sie jetzt noch mehr zufüttern, wird der Brust ein immer geringerer Bedarf signalisiert und die Brust produziert immer weniger Milch.
Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein.
Zwei kleine Kinder sind eine ungeheuere Herausforderung. Doch das zweite Kind weiß nicht, dass es das zweite ist und dass seine Mutter noch ein Geschwisterkind zu versorgen hat und deshalb benimmt es sich wie alle Babys: es will durchschnittlich acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden und es wacht auch in der Nacht regelmäßig auf.
Der Gedanke an die Flasche mag in dieser Stresssituation verlockend sein, aber künstliche Säuglingsnahrung ist absolut keine Gewähr dafür, dass die Abstände länger werden.
Vielleicht ist ja auch nicht eine Veränderung bei der Ernährung (deren Ausgang sehr ungewiss ist) der Weg, der Ihnen weiter hilft. Gibt es die Möglichkeit, dass jemand Sie bei der Hausarbeit entlastet? Können Sie vielleicht einen zuverlässigen Teenager finden, der bereit ist sich stundenweise mit Ihrem älteren Kind zu beschäftigen, so dass Sie etwas Luft zum Ausruhen und Entspannen finden können?
Wenn es einen Weg gibt, dass Sie wieder mehr Zeit für sich finden können und so zu etwas Erholung kommen, sind die häufigen Stillzeiten unter Umständen nicht mehr so ein großes Problem.
Ihr älterer Sohn kann mit Ihnen zusammen zumindest einen Teil der Stillzeiten zu "besonderen" Zeiten machen. Sie können die Stillzeiten dazu nutzen mit dem älteren Kind ein Buch anzuschauen z.B. Astrid Lindgren "Ich will auch Geschwister haben" oder ein Fotoalbum mit Babybildern des größeren Kindes, damit es sieht wie es war, als es so klein war.
Sie können auch eine "Stillkiste" zusammenstellen. In dieser Kiste sind besondere Dinge (z.B. ganz spezielle Stifte und glänzende Papierbögen, bunte Perlen, die zu Ketten aufgereiht werden können, ein Spielzeugauto je nachdem, was für das große Kind besonders attraktiv sein kann), die nur zu den Stillzeiten benutzt werden dürfen.
Haben Sie ein Tragetuch? Für meine Begriffe gehört ein Tragetuch zu den wichtigsten Dingen der Babyausstattung. Es gibt Ihnen mehr Mobilität und gleichzeitig kann Ihr Baby Ihre Nähe spüren und Sie haben mindestens eine Hand für das Geschwisterkind oder andere Tätigkeiten frei.
Wo schläft Ihr Baby denn? Falls es nicht in Ihrer unmittelbaren Nähe schläft, versuchen Sie einmal, es direkt neben Ihnen (entweder auf einer Matratze oder in einem Korb neben Ihrem Bett oder gleich mit in Ihrem Bett) schlafen zu lassen. So bekommen Sie nachts mehr Ruhe als wenn Sie aufstehen müssen.
Bitten Sie Ihren Partner, Ihnen am Morgen einen Teller mit Häppchen zurechtzumachen, die Sie mit einer Hand essen können. So können Sie immer wieder einmal etwas aus dem Kühlschrank nehmen und essen.
Stellen Sie sich an die Plätze, an denen Sie stillen ein Flasche Mineralwasser, eine Flasche Saft und ein Glas. So können Sie bei jedem Stillen immer etwas trinken.
Fahren Sie den Haushalt radikal zurück. Ungeputzte Fenster verursachen keine Seuchen und nächstes Jahr fragt niemand mehr danach, wie oft Sie Fenster geputzt hast, aber eine ausgeruhte Mutter, fühlt sich besser. Tiefkühlgemüse ist nicht giftig und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss wirklich gebügelt werden.
Denken Sie immer nur einen Tag weit und nicht "o Gott wie lange wird das noch so weitergehen".
Ich wünsche Ihnen bald wieder ruhigere Zeiten und hoffe, es war ein Hinweis dabei, der Ihnen weiterhilft.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 05.07.2012