Hallo,
vor 3,5 Wochen ist unser Sohn geboren und seit dem ist das Thema Stillen unser Stiefkind. Es ging damit los, dass er die Brust nicht wollte und wir mit einem Stillhütchen begonnen haben. Das funktionierte zu Beginn auch ganz gut, bis ich wunde Brustwarzen bekam. Man empfahl mir dann eine Stillpause einzulegen und die Milch abzupumpen. Dabei musste ich aber feststellen, dass ich nach 30 Minuten pumpen pro Seite manchmal gerade einmal 60ml abpumpe. Davon wird mein Sohn nun leider nicht satt, so dass wir momentan mit der Flasche zufüttern.
Wir haben es geschafft, dass er nun seit 2 Tagen auch ohne Hütchen die Brust nimmt. Allerdings saugt er nur kurz und beginnt dann zu nuckeln. Dies führt dazu, dass er nicht viel trinkt und nach 10 Minuten wieder schreit. Die Kinderärztin sagte nun, dass ich ihn nicht so häufig anlegen soll, da er sonst so schlimme Bauchweh bekommt. Ich soll ihm die Brust geben, mit der Flasche zufüttern und gleichzeitig abpumpen, da ich sonst abstillen würde.
Ich bin mir sehr unsicher. Ich bin so froh, dass er jetzt endlich die Brust nimmt und möchte auf gar keinen Fall abstillen. Wie kann ich aber die Milchbildung verstärken und ihn gleichzeitig animieren nicht nur zu nuckeln?
Vielen Dank
Reikema
von
Reikema
am 14.12.2016, 07:11
Antwort auf:
Milchfluss erhöhen - Baby nuckelt mehr an der Brust, als dass es trinkt
Liebe Reikema,
die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung.
Eine Saugverwirrung lässt sich leider nie ganz ausschließen, auch nicht bei einem älteren Stillkind und auch nicht, wenn es vorher unter Umständen monatelang gut gegangen ist.
Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen.
Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
Nun kann ich aber weder dich noch dein Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und dir auch nichts zeigen.
Du hast das Pech gehabt, schlecht beraten worden zu sein, doch tatsächlich besteht Hoffnung. Dazu möchte ich dich zu allererst ermutigen, nach einer Stillberaterin in eurer Nähe zu schauen. "Nah" kann auch 1 Stunde entfernt sein - es lohnt sich allemal!!
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Da dein Kind prinzipiell ja noch (und gerne!) stillt, hast du wirklich recht gute Chancen, denn es geht darum, deine Milchproduktion zu steigern. Dazu hilft, wie Klara sagte, viel viel viel stillen, und das machst du ja auch. In der Tat trägt auch intensiver Hautkontakt dazu bei, dass die Kleinen besser trinken, darum hilft es euch beiden, wenn ihr viel Zeit miteinander (fast) nackig im Bett kuschelnd verbringen könnt.
Ich würde auf alle Fälle keine Flasche und keinen Schnuller geben und mit einem Becher oder dem Brusternährungsset arbeiten.
Wenn du bei Youtube die Stichworte "Cup feeding" und "baby" eingibst, kannst du viele Videos finden auf denen zu sehen ist, wie das geht. Es ist in der Regel von Fütterer und Kind wirklich schnell gelernt.
Außerdem solltest Du regelmäßig pumpen, um die Milchmenge zu steigern, bis dein Kind gelernt hat effektiv zu trinken.
Du kannst es schaffen, da bin ich fast sicher!!!
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 14.12.2016