Meine 6-monate alte Tochter kommt nachts stündlich, fehlt ihr etwas?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Meine 6-monate alte Tochter kommt nachts stündlich, fehlt ihr etwas?

Hallo Frau Welter, Frau Wrede, seitdem wir Ende Mai einen 2 wöchigen Urlaub gemacht haben, schläft unsere Tochter "nur noch" mit einer Tragehilfe ein und wacht nachts stündlich auf, wird unruhig, bis sie weint und shläft dann nur durch das Stillen wieder ein. Zuvor war es möglich sie ins Bett zu legen und mit Hilfe meines Fingers, nuckelte sie sich, anfangs unter Protest, dann mit entsprechender Bettschwere, in den Schlaf. Die neue Umgebung im Urlaub verunsicherte sie sehr, denke ich. Sie geriet aus ihrem "Gleichgewicht". Jedoch sind wir seitdem in ihrer gewohnten Umgebung geblieben, sie fühlt sich wieder wohl. Allerdings ist der Zustand des stündlichen Aufwachens und Stillens seitdem bestehend und auch ohne Trageteil ist das Einschlafen weiterhin nicht möglich. Sobald ich sie in unser Familienbett lege, beginnt sie lauthals zu schreien. Da ich kein Freund von "scheien lassen" bin, nehme sie meist zeitnah auf, trage sie und sie schläft ein, dann lege ich sie ab. Unsere Tochter wächst und gedeiht sehr gut! ;) Ich glaube nicht, dass sie nachts wirklich Hunger hat.. sie beruhigt sich damit. Jedoch ist es für mich recht anstrengend, da ich stündlich mit ihr wach werde und leider nicht im Halbschlaf das Stillen von statten geht. Außerdem muss ihr 1x/Nacht die Windel gewechselt werden, da sie entsprechend gut ausscheidet. Fehlt ihr etwas, oder kann ich etwas tun, um ihr das Weiterschlafen ohne Brust schmackhaft zu machen?? Beste Grüße!

von janaglückskind am 11.07.2016, 11:58



Antwort auf: Meine 6-monate alte Tochter kommt nachts stündlich, fehlt ihr etwas?

Liebe janaglückskind, als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder acht Monaten. Es kann also gut sein, dass der Urlaub gar nicht unbedingt der Auslöser war. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit! Du brauchst also keine Angst zu haben, dass deine Milch nicht nahrhaft genug ist. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst. Sehr empfehlenswert ist auch von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist. http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 11.07.2016



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