Hallo liebes Stillberatungs-Team,
mein Sohn wird in zwei Wochen 1 Jahr alt und bekommt Beikost seit er 6 Monate alt ist. Er hat bisher noch keine riesigen Mengen verdrückt was für mich immer okay war, ich wollte ihm Zeit lassen. Er trinkt auch noch viel an der Brust (ich stille nach Bedarf, Beikost nach festen Zeiten), oft probiert er von dem angebotenen Essen, findet es interessant, isst manchmal mehr, öfter eher weniger davon, greift dann aber auf Muttermilch zurück. Er nimmt gut zu und ist selten krank. Eigentlich alles gut.
Nun bekomme ich immer wieder unterschwellig oder auch offen Bedenken aus meiner Umgebung zugetragen ob das schon so richtig laufe und ob ich meinen Krümel nicht zu abhängig mache mit der Brust. Auch nachts kommt er immer noch gern ein- bis zweimal oder in unruhigen Nächten öfters. Für mich kein Problem, mein Bauch hat mir bisher immer gesagt, dass das schon so passt. Nun lass ich mich aber mittlerweile doch verunsichern.
Müsste ich ihm helfen unabhängiger zu werden von Muttermilch? Bin ich eine Glucke nur weil ich seinem Wunsch nachgebe an die Brust zu wollen? Er nutzt die Stillmahlzeit natürlich auch gerne zum Kuscheln oder Beruhigen. Durch das nächtliche Stillen würde ich ihn zu sehr an mich binden und somit könnte ich ihn auch nicht mal nachts bei Oma und Opa übernachten lassen, war auch ein Vorwurf. Dabei hab ich gar nicht das Bedürfnis ihn jetzt schon nachts woanders schlafen zu lassen (er schläft bei uns im Familienbett).
Bekommt er genug Nähstoffe, kann ich meinem Kind nicht vertrauen, dass es mir zeigt, was es braucht? Oder muss ich irgendwas ändern?
Bitte um Rat, werde langsam etwas unsicher.
Vielen Dank
Suse
von
Tritratrullala
am 25.06.2013, 22:12
Antwort auf:
Mein Kleiner (fast 12 Monate) möchte noch viel an die Brust. Ist das in Ordnung?
Liebe Suse,
Auch wenn einige Experten anderer Meinung sind: Stillen behindert NICHT die Loslösung. Oft wird einfach nur zuviel von unseren Kindern erwartet, und nicht berücksichtigt, dass jedes Kind einen ganz individuellen Reifeprozess durchmacht.
Die Einstellung, dass das Langzeitstillen die Loslösung beeinträchtige oder ein Problem in Hinblick auf die Theorie des Übergangsobjektes darstellt, ist keineswegs wissenschaftlich begründet. Dieser Vorstellung liegt eine Hypothese zugrunde, für die es keinen Beweis gibt. Die Überlegungen beruhen auf Beobachtungen in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe, die vor langer Zeit gemacht wurden. Dem Stillen oder gar dem längeren Stillen wurde dabei überhaupt keine Aufmerksamkeit entgegengebracht (wohl auch, weil kaum bzw. nicht lange gestillt wurde).
Die Praxis zeigt jedenfalls, dass langzeitgestillte Kinder nicht unselbständiger sind als kurz oder gar nicht gestillte Kinder und auch keine vermehrten Probleme mit der Loslösung haben, im Gegenteil: Oft haben sie ein so starkes Vertrauen in sich und die Welt, dass sie recht forsch die Welt entdecken wollen. Außerdem spricht gegen diese Theorie, dass es dann weltweit gesehen sehr viele Kinder Probleme mit der Selbstregulation haben müssten, denn es gibt ja nun mal viele Kulturen, in denen das lange Stillen deutlich über das Babyalter hinaus üblich ist und es gibt Kulturen, in denen keine Übergangsobjekte bekannt sind.
Das lange Stillen führt definitiv nicht zu einer verspäteten Loslösungsphase, aber dein Kind spürt jetzt deine Unsicherheit und das ist etwas, was Kinder extrem schlecht vertragen. Kinder brauchen Klarheit und Zweifel sowie Unsicherheit der Eltern verwirren sie und beeinflussen ihr Verhalten, so dass sie z.B. besonders klammern oder eben sehr lange und häufig an der Brust trinken. Das Problem ist nicht das Stillen - das in diesem Alter außerdem noch vollkommen normal ist, denn statistisch gesehen findet ein selbstbestimmtes Abstillen meist irgendwann zwischen dem zweiten und dem vierten Geburtstag statt - sondern der Druck, der von außen auf einer Mutter lastet.
Im Grunde geht es darum: Was hältst DU für das richtige, welcher Ansatz fühlt sich für dich und dein Kind besser an? Wenn dein Kind anhänglich ist, dann doch deshalb, weil es dich braucht. Unsere Erfahrung zeigt: Je uneingeschränkter diese Bedürfnisse befriedigt werden, desto leichter fällt es einem Kind loszulassen. Vielleicht, wenn der bisherige Weg nicht gefruchtet hat, probierst du mal das genaue Gegenteil: Schenk deinem Sohn noch mehr Nähe, als er einfordert. Trage ihn, wann immer es geht. Kuschel ihn an, wenn er gerade spielt, und nimm ihn mit, wann immer du kannst,, auf Toilette, in die Dusche, egal.... Es würde mich nicht verwundern, wenn er nach wenigen Tagen ganz anders drauf wäre.
Ich habe das bei vielen Kleinkindern beobachten dürfen.
Auch bezüglich der Nährstoffe kannst Du unbesorgt sein.
Muttermilch sollte im gesamten ersten Lebensjahr die Hauptnahrungsquelle sein und
die Beikost sollte ein „Zubrot“ sein. Erst im zweiten Lebensjahr kehren sich die
Verhältnisse um.
Glaub mir, DU BIST NICHT ALLEIN, und das, was dein Herz dir sagt und dein Kind dir zeigt, ist das, woran du glauben solltest. Alles andere mag schön und gut für die anderen sein, dann kannst du mutig erwidern:
"Wie schön, dass dein Kind glücklich mit seiner Flasche einschläft, meiner tut es an meiner Brust, und ich kann dieses Glück dann direkt mitempfinden. Ist es nicht toll, dass jede von uns das für sie passende aussuchen kann?"
Lass dich nicht in eine Haltung schubsen, die nicht deine ist!
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 26.06.2013
Antwort auf:
Mein Kleiner (fast 12 Monate) möchte noch viel an die Brust. Ist das in Ordnung?
Lass die anderen reden,es ist DEIN kind,du weißt am besten was er braucht und du mußt dich vor niemanden rechtfertigen,es ist deine sache,ob und wie lange du stillst.Die anderen wissen es oft nicht besser,haben selber nie oder kaum gestillt oder sind neidisch.Die masse stillt heutzutage leider schon sehr zeitig ab.
Ich lese und höre so oft,wie selbstbewußt und selbstständig die kinder von langzeitstillenden sind,das macht mut und bestärkt auch mich,die ihren 15 monate alten sohnemann noch sehr häufig nach bedarf stillt,tags wie nachts.
Er ist auch nicht der große esser,aber wird langsam besser:-) ich lass ihm die zeit die er braucht,das kommt alles von allein.
Du bist keine glucke,du bist eine richtige mama wie es sein sollte,mit ganzem herzen,du liebst dein kind und willst das beste für ihn.
Die meisten die schon sehr früh abstillen,denken egoistisch,wollen schnell ihr altes leben,viele freiheiten wieder...
Ich möchte auch noch nicht,das mein sohn wo anders schläft,warum auch,ein kind von 0-3 gehört an erster stelle zur mutter,es ist eine so wichtige und prägende zeit für ihn,für euch,eure bindung!! diese zeit und die stillzeit,das kommt nie wieder! genieße sei umso mehr und lass dir nichts reinreden!
Vetraue deinem kind und deiner liebe zu ihm!
es gibt viele gute foren für langzeitstillmamis (rabeneltern,stillen-und-tragen,aber natürlich auch hier im stillforum beim elternforum),die geben dir kraft und zuversicht,tips und machen mut!
von
Sonja-Lady
am 25.06.2013, 23:10
Antwort auf:
Mein Kleiner (fast 12 Monate) möchte noch viel an die Brust. Ist das in Ordnung?
Manchmal braucht man einfach ein paar klare Worte um wieder in die eigene Spur zu kommen. Ich fühl mich nicht mehr alleine damit und werd mir die Ratschläge zu Herzen nehmen. Vielen, vielen Dank für eure Worte! Liebe Grüße
von
Tritratrullala
am 28.06.2013, 21:10