Liebe Biggi,
ich bin am Verzweifeln. Meine kleine Tochter ist heute 7 Tage alt und kam letzte Woche spontan mit 3250g und 50 cm zur Welt. Kein Zeichen von Unreife, sie war 2 Tage vorm Termin. Wir haben ambulant entbunden, alles lief recht gut, Papa hat uns versorgt, wir können das Wochenbett genießen. Am 2. Tag bekam die Kleine ein bissl Neugeborenenikterus, wodurch sie etwas müder war, aber nicht dramatisch. Bis zum 3. Lebenstag hatte sie auf 2950g abgenommen, am 4. LT wieder auf 2990 zugenommen und auch schön an der Brust getrunken. Die letzten 3 Tage waren nun wieder nicht so toll,sie pennt mir einfach so oft an der Brust weg, saugt zu wenig lange effektiv, nuckelt relativ schnell bloß noch herum. Vorgestern hatte ich schon einen Milchstau deshalb, habe abgepumpt, worauf es besser wurde.Tagsüber hat sie Phasen wo sie 6 Stunden schlafen würde ohne zu trinken, wenn ich sie nicht mal wecken würde. Nachts schläft sie hingegen kaum, weint viel, wir vermuteten Bauchweh (Blähungen). Richtig trinken tut sie da leider auch nicht sondern weint nur. Meine Hebi war vorhin da und hat sie gewogen, ihre Meinung ist, sie trinkt einfach insgesamt zu wenig und ist deshalb nachts auch so unruhig. Ich soll sie jetzt unter Tags wecken und immer wieder zum TRinken animieren. Ansonsten meint sie, wir müssen abpumpen und mit Flasche füttern. Das Gewicht lag heute bei 2960g, also hat sie abgenommen statt zugenommen. Ich bin jetzt voll verzweifelt. Wie komme ich aus dem Teufelskreis raus- Ikterus- wenig trinken- Gewichtsabnahme- noch mehr Ikterus? Ich wollte nicht per Flasche füttern, hab Angst mir das Stillen kaputtzumachen. Ich könnte mittlerweile nur noch heulen, ich wollte doch stillen. Mache mir solche Sorgen. Was würdest du mir raten? Ist Flasche eine Lösung und ich mache mich umsonst verrückt? Danke!!!!
von
lieselotte1310
am 03.12.2012, 16:19
Antwort auf:
Mein Baby trinkt zu wenig- was tun?
Liebe lieselotte1310,
die Flasche würde ich nicht empfehlen, wenn zugefüttert werden muss, dann mit einer alternativen Fütterungsmethode.
Die Empfehlung, dem Baby immer beide Seiten anzubieten ist vor allem in der allerersten Zeit wichtig, wenn die Milchbildung in Gang kommen und sich die Stillbeziehung einspielen muss.
Wenn Ihr Kind nach einer Seite satt ist, würde ich trotzdem zusätzlich pumpen, um die Milchmenge zu steigern.
In Ihrer Situation ist eine Zusammenarbeit mit einer Stillberaterin zu empfehlen.
Sie kann Sie und Ihr Baby SEHEN und so sehr viel gezielter beraten.
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Bis Sie eine Stillberaterin erreichen können hier einige allgemeine Hinweise zur Steigerung der Milchmenge:
Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb sollten Sie Ihr Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Etwa alle zwei Stunden (jeweils vom Beginn der letzten Mahlzeit bis zum Beginn der nächsten Mahlzeit gerechnet) und vermeiden Sie den Schnuller. Der Schnuller befriedigt das Saugbedürfnis ihres Kindes, ohne dass es dabei Nahrung erhält.
Um das Interesse Ihres Babys an der Brust wach zu halten, können Sie es mit Wechselstillen versuchen. Beim Wechselstillen legen Sie Ihr Baby an und stillen es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nehmen Sie es sanft von der Brust (vergessen Sie nicht den Saugschluss zu lösen) und lassen es aufstoßen, streicheln seine Fußsohlen oder massieren es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Sie es wieder etwas ermuntert haben. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Nach ein paar Tagen sollte eine Gewichtszunahme bei Ihrem Baby feststellbar sein. Der Schlaf eines nicht genügend zunehmenden Kindes ist NICHT heilig, deshalb sollten Sie Ihr Baby zum Stillen wecken!
Um die Milchproduktion zu steigern kann außerdem zusätzliches Pumpen sinnvoll sein. Allerdings sollte Ihnen eine gute Pumpe zur Verfügung stehen und außerdem das Pumpen richtig erklärt werden. Leider gibt es immer noch Pumpen, die ungeeignet sind und selbst mit einer effektiven Pumpe muss das Pumpen gelernt und geübt werden. Am besten wäre es, wenn Ihnen eine Stillberaterin vor Ort das Abpumpen genau erklärt und Ihnen zeigt wie Sie die Brust massieren können.
Achten Sie darauf, dass SIE so viel Ruhe und Erholung wie möglich bekommen (am besten legen Sie sich zusammen mit Ihrem Baby ins Bett) und sich möglichst ausgewogen und ausreichend ernähren. Kohlenhydratreiche Nahrung wirkt sich positiv auf die Milchmenge aus. Trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Sie müssen keinen Milchbildungstee trinken und wenn Sie ihn trinken wollen, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme bei den Kindern verursachen. Eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr wirkt sich NICHT positiv auf die Milchbildung aus. Sie trinken genügend, wenn Sie sich nicht ausgedörrt fühlen, wenn Ihr Urin hell ist und Sie keine Verstopfung bekommen.
Bieten Sie bei jeder Mahlzeit beide Brüste an. Dadurch das Baby wirklich die gesamte vorhandene Milch bekommt und die Milchproduktion in beiden Seiten angeregt wird.
Achten Sie auf eine korrekte Stillhaltung und richtiges Ansaugen Ihres Babys. Das Baby darf nicht nur die Spitze der Brustwarze in den Mund nehmen. Seine Lippen müssen auf dem Warzenhof aufliegen. Nicht selten liegt es an einer ungünstigen Saugtechnik des Babys, wenn die Milchmenge nicht ausreicht ist. Stillhütchen können dieses Problem noch weiter verschärfen. Am besten wäre es, wenn Sie sich von einer Stillberaterin vor Ort das korrekte Anlegen zeigen lassen und sich erklären lassen, woran Sie erkennen, ob ihr Baby richtig saugt.
Beim korrekten Anlegen warten Sie, bis das Baby seinen Mund weit öffnet wie zum Gähnen. Dann wird es rasch an die Brust gezogen. Der Mund des Babys sollte mindestens zweieinhalb Zentimeter des Brustwarzenhofes bedecken. Das Kinn und die Nasenspitze des Babys berühren die Brust während der Stillmahlzeit. Die Lippen des Babys sind `aufgeschürzt“ und entspannt. Die Zunge des Babys liegt unter der Brust. Schläfen und Ohren des Babys bewegen sich während des Saugens.
Das Baby liegt mit der Mutter Bauch an Bauch. Es liegt auf der Seite, so dass sein ganzer Körper der Mutter zugewandt ist. Sein Kopf ruht in ihrer Ellenbeuge, sein Rücken wird von ihrem Unterarm gestützt und sie hält seinen Po oder Oberschenkel mit ihrer Hand. Ohr, Schulter und Hüfte des Babys bilden eine Linie. Der Kopf sollte gerade liegen und nicht zurückgebogen oder zur Seite gedreht sein.
Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik findest Du in dem Infoblatt "Anlegen und Stillpositionen", das du dir bei La Leche Liga herunterladen kannst:
http://www.lalecheliga.de/download/LLLInfoAnlg&Pos_web_neu.pdf
Eventuell notwendige Zusatznahrung sollte nach Möglichkeit nicht mit der Flasche, sondern mit einer alternativen Fütterungsmethode (z.B. dem Becher oder ev. Brusternährungsset) gegeben werden. Auch das Bechern sollten Sie sich von einer Kollegin vor Ort zeigen lassen. Alles Saugen des Babys sollte möglichst an Ihrer Brust erfolgen.
Selbstverständlich sind auch andere Stillpositionen möglich, wichtig ist aber, dass das Kind immer genügend Brust in den Mund nimmt und den Kopf beim Trinken nicht drehen muss.
Scheuen Sie sich wirklich nicht, sich an eine Kollegin in Ihrer Nähe zu wenden.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 03.12.2012
Antwort auf:
Mein Baby trinkt zu wenig- was tun?
Eine Frage noch: Ist es schlimm, wenn man pro Mahlzeit nur eine Seite gibt? Meine Tochter ist meistens nach einer Brust satt/müde/zufrieden und nimmt die zweite Brust dann kaum oder gar nicht mehr. Weil mir eingebleut wurde, immer beide Brüste zu geben, hab ich sie die letzten Tage evtl zu kurz an einer Seite trinken lassen, nur damit sie auch auf der zweiten Seite noch trinkt. Ergebnis könnte ja sein, dass sie dann zu wenig Hintermilch bekommt, oder?Den Verdacht hab ich nämlich. Meinen Sie, dass es ein Problem ist wenn ich erstmal nur eine Seite gebe, bis sie vielleicht mehr Hunger hat? Genügend Milch müsste da sein, habe am Wochenende 100 ml aus beiden Brüsten abgepumpt, da war das letzte Stillen 20 min. her.
von
lieselotte1310
am 03.12.2012, 18:12